Glosse

Überblick

 
 
 

Die meinungsbetonte, journalistischen Darstellungsformen Glosse (gr.: glotta = Zunge) stellt einen bevorzugten Gegenstand der schulischen Schreibform Textanalyse dar. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich diese journalistische Textsorte sich im Allgemeinen einer Vielzahl rhetorischer Mittel auf Wort- und Satzebene bedient, um ihre Aussagen zu gestalten.

Man findet die Glosse, die in ihrem Aufbau dem Kommentar zwar ähnelt, zugleich aber viel freier als dieser ist, heutzutage in nahezu allen redaktionellen Ressorts. Im Printmedium, in dem sie erscheint, wird sie dabei fast immer typographisch deutlich von anderem Text abgehoben.

Für viele stellt die Glosse "die schwerste Darstellungsform dar." (La Roche 1992, S.156) Und dies aus einem besonderen Grund: Sie kommt nämlich irgendwie leicht daher, wirkt elegant in ihren Formulierungen und zeichnet sich durch ihre schlagende Beweisführung aus, die sie mit überraschenden Pointen "garniert". Dabei bedíent sie sich vor allem der Ironie.

Aufgaben und Ziele der Glosse

Die Glosse steht im Dienst der Meinungsbildung, verpackt ihre Kritik freilich geistreich, originell und witzig und will den Leser zum Lachen und Schmunzeln bringen. Dadurch soll er sich aber auch zum Nachdenken angeregt werden. So entsteht im Allgemeinen der Eindruck, dass ihrem Verfasser wichtiger ist, mit seinem Text Vergnügen zu bereiten, als die Meinung des Leser wirklich zu beeinflussen. Dabei tut sie das gewöhnlich mit einer epigrammatischen Kürze.

Was die Glosse zur Sprache bringt, sind meist typische Unsitten oder Marotten des Alltags, die sprachlich überspitzt, oder aus ungewöhnlichen Perspektiven oder mit ungewöhnlichen Bedeutungsverschiebungen oder -gewichtungen so "aufgespießt" werden, dass sie komisch wirken. Daher ist die in der Glosse verpackte "Moral" oder Botschaft meistens versteckt und der Gegenstand der Glosse wird meist nicht direkt kritisiert. Ihr Grundton freilich bleibt stets spöttisch und ironisch und karikiert, was sie sich zum Anliegen gemacht hat. Auch wenn Glossen häufig als besonders stilistisch ausgereift und literarurästhetischen Anforderungen genügen, reicht ihre Bandbreite in der Praxis auch bis hin zu umgangssprachlicher und mitunter derber sprachlicher Gestaltung. Besonders häufig findet sich auch eine Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen, ein Stilmix, der sich durch häufige Stilwechsel und Stilbrüche auszeichnet. (vgl. Nowag/Werner 1998)