▪
Erweiterter Textbegriff
(Überblick)
▪
FAQ 1: Entwickeln Sie
den inhaltlichen Aufbau des Textes und erklären Sie seine Aussageabsicht.
-
Was ist zu tun?
Im Rahmen der ▪
Analyse von Sachtexten kann auf der
Grundlage des ▪
sprachdidaktischen
Textbegriffs mit seiner ▪
Unterscheidung zwischen kontinuierlichen (linearen) und
diskontinuierlichen (nicht-linearen) Texten den
Gegenstandbereich der ▪ Textanalyse in die
beiden Bereiche ▪ Analyse
kontinuierlicher und ▪ Analyse
diskontinuierlicher Sachtexte einteilen. Mischformen fallen
dabei in die Kategorie der diskontinuierlichen Texte,
Als kontinuierlich werden
Sachtexte in vereinfachter Form dann bezeichnet, wenn ihre Sätze linear,
also im Idealfalle der fortlaufenden Textgestaltung folgend,
nacheinander rezipiert werden können. Das ist in den Texten der Fall,
die wir oft als einzige mit dem Begriff Text bezeichnen. Im Idealfall
ist dies ein reiner
Fließtext, wie wir ihn aus längeren Briefen, aus Zeitungsartikeln
aller Art oder aus vielen Büchern kennen.

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Kontinuierliche
Sachtexte, um die es hier geht, sind eine Großgruppe bzw. hierarchisch ausgedrückt eine Klasse von Texten, die vor allem durch ihren Bezug
auf die außertextliche Realität, auf reale Sachverhalte, Personen oder
Ereignisse zu kennzeichnen ist. Das unterscheidet sie von
literarischen
bzw. fiktionalen
Texten.
Die KMK-Bildungsstandards für das
schriftliche Abitur definieren sie als Texte, "die sich in informierender,
erklärender und argumentierender oder ähnlicher Weise mit Sachverhalten von
Welt, Ideen oder Theorien auseinandersetzen." (BISTA
AHR-D 2012, S.25)
Es gibt eine große Zahl und Vielfalt von Sachtexten dieser Art. Daher hat
man auch immer wieder den Versuch unternommen, in diese Vielfalt eine
Ordnung hineinzubringen. Dies ist fachwissenschaftlich ebenso geschehen wie
unter fachdidaktischen Aspekten für den Umgang mit Texten im
Deutschunterricht.
Eines der Modelle, das »Karl
Bühler (1879-1963)
auf der Basis der sogenannten Grundfunktionen der Sprache mit seinem »Organon-Modell
(1934) entwickelt hat, zeigt wie sich kontinuierliche Sachtexte
mit ihren Funktionen von denen literarischer (poetischer Texte)
unterscheiden lassen. Hier ist es um die von
»Roman
Jakobson (1896-1982) in seinem ▪
Kommunikationsmodell
enthaltene ▪
poetische Funktion ergänzt.

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Andere Modelle bilden komplexere Hierarchien von Texten ab. So können auf
jeweils höheren
Ebenen der Texthierarchie Klassen von Texten zusammengefasst werden (z. B.
Zeitungstexte), zu denen dann wiederum bestimmte, mit einer mehr oder
weniger großen Zahl von Merkmalen bestimmbare Textsorten (z. B.
Zeitungsbericht, Kommentar, Wetterbericht) gehören. Diese können dann wiederum aus
weiteren ganz spezifischen Textsortenvarianten (z. B. Reisewetterbericht,
Wintersportbericht) bestehen.
Während solche Klassifizierungen für
die ▪ Textlinguistik als wissenschaftliche Disziplin von größerer Bedeutung
sind, sind solche Hierarchierelationen, die darauf zielen "eine
systematische Zusammenstellung von Begriffen (Begriffssystematik)" zu
entwickeln, "in der vor allem die hierarchischen Beziehungen zwischen den
Begriffen (Über- und Unterordnung) durch systembildende Bezeichnungen
(Notationen) dargestellt sind" (Manecke
1994, S.107) für den Deutschunterricht, insbesondere beim Umgang mit
Sachtexten, weniger relevant.
Wichtiger
als texthierarchische Zu- und Einordnungen ist hier der Blick auf die
Textsorten mit ihren jeweiligen ▪
kommunikativen
Funktionen, die sich als
Textfunktion
beschreiben lässt. Im Kern handelt es sich dabei um die Absicht des
Textproduzenten, die er mit den in der Kommunikationsgemeinschaft
verbindlich festgelegten Mitteln ausdrückt. Anders gesagt: Es geht darum,
wie der Rezipient den Text nach Ansicht ihres Verfasser auffassen soll.
(vgl.
Brinker
92018, S.97)
Nur,
woran kann man das erkennen? Darauf gibt es unterschiedliche Antworten.
Allgemein anerkannt ist aber wohl, dass die Textfunktion, mitunter spricht
man hier auch von Textintention. Wer sie erkennen will, findet dazu Elemente im Text selbst
als auch außerhalb des Textes. Auf der Textebene signalisieren
dies die sprachlichen Elemente. Die Bezüge auf den
außertextlichen Kontext wird mit besonderen kontextuellen
Mitteln verdeutlicht. (vgl. ▪
Indikatoren der Textfunktion).
Rückt man die Kommunikationsfunktion von Texten in den Mittelpunkt, dann
lassen sich fünf verschiedene textuelle Grundfunktionen unterscheiden. Diese
kommen in konkreten Texten oder Textsorten in vielfältigen Ausprägungen
(Varianten) vor ▪
Informationsfunktion,
▪
Appellfunktion,
▪
Obligationsfunktion, ▪
Kontaktfunktion und
▪
Deklarationsfunktion.
(
vgl. ebd.,
S.101).
Allerdings haben (Sach-)Texte ein äußerst komplexes
"Außenleben".
Es sind vielfältige äußere Bedingungen sind,
unter denen sie ihre Ziele erreichen wollen.
Aus diesem Grund werden in den
meisten Texten auch ▪
mehrere Textfunktionen gleichzeitig realisiert. So verbinden sich z. B.
oft Textteile mit einer informativen und einer appellativen Intention
miteinander (z. B. in einer Werbanzeige). Trotzdem: In kontinuierlichen Sachtexten dominiert
gewöhnlich eine Textfunktion und bestimmt damit, worauf der Text als Ganzes
eigentlich hinauswill (Kommunikationsmodus).
Auch hier gilt, was schon oben ausgeführt worden ist, im Deutschunterricht
kommt es nicht darauf an, dass die verwendeten Fachbegriffe kategorial
eingepasst sind. Aus diesem Grund gibt es auch andere "Typologien" von
Sachtexten.
So werden häufig informierende Texte (z. B. Zeitungsartikel),
kommentierende bzw. argumentierende Texte
(z. B. Kommentar, Rezension),
appellierende Texte (z. B. politische Rede, Werbeanzeige),
instruktive Texte
(z. B. Gebrauchsanweisungen, Rezepte) oder
regulierende bzw. normierende
Texte (z. B. Gesetzestexte, Vereinssatzungen, Verträge) unterschieden.

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Als
schulische Schreibform
kann die ▪ Analyse kontinuierlicher
Sachtexte daher eine große Vielfalt von
Textsorten umfassen. Sie können sich, vorausgesetzt die Schülerinnen
und Schüler verfügen über das entsprechende
Weltwissen
oder können es im oder außerhalb des Schreiprozesses erwerben,
grundsätzlich mit beliebig vielen Themen befassen.
Lediglich für die Auswahl von Sachtexten für die schriftliche
Abiturprüfung geben die ▪
KMK-Bildungsstandards (2012) die Empfehlung, dass vor allem
Texte zum Zuge kommen, die sich mit Gegenständen befassen, die
zum Deutschunterricht gehören. ("domänenspezifische
Sachverhalte"). Da es sich um
produktorientierte Leistungsaufgaben handelt, dürfen sie
natürlich auch kein Wissen voraussetzen, das nicht Gegenstand
des Unterrichts gewesen ist bzw. allgemein als
Weltwissen
vorausgesetzt werden
kann.