Figuren in einem Drama sprechen,
wie sie sprechen. Sie können das auf eine Weise tun, die sehr
individuell ist, so wie man in einer bestimmten Gegend oder
Region oder in einer bestimmten sozialen Schicht spricht. Sie
können aber auch in einer irgendwie "unnatürlich"
wirkenden, poetisch "durchgestylten" Sprache sprechen, was
oft als Grund dafür herhalten muss, dass Schülerinnen
und Schüler mit Dramentexten eigentlich wenig am Hut haben.
Dass Figuren in einem
Drama oft anders sprechen als im normalen Leben und warum sie so
dabei
tun, als sei die Art und Weise, wie sie reden eigentlich "ganz
normal", hat Gründe, die allgemein mit der Geschichte des Dramas
zusammenhängen und mit den Zielen, die mit der jeweiligen ▪
"Dramensprache" erreicht werden sollen.
Dass die stark
poetisch stilisierte Sprache, wie sie z. B. in älteren ▪
Versdramen vorkommt oder Dramen von ▪
Johann
Wolfgang von Goethe (1749-1832) und ▪
Friedrich Schiller (1759-1805) in der ▪
Literaturepoche der ▪
Weimarer Klassik (1786-1805) auszeichnen, heute aus etlichen
Gründen nicht nach dem Geschmack vieler Zuschauer*innen und
Leser*innen und beileibe nicht nur der jüngeren unter ihnen, ist
nicht weiter verwunderlich, zumal diese Sprache und auch die
Intentionen der Autoren, die dahinter stehen, auch zu Zeiten, in
denen diese Dramen verschiedenenorts aufgeführt wurden, auch
nicht dem breiten Publikumsgeschmack entsprachen.
Aber auch der
in gewisser Weise umgekehrte Weg, die Abweichungen der
dramatischen Rede von der normalsprachlichen Rede möglichst
gering zu halten, wie das z. B. im ▪
naturalistischen Drama »Gerhart
Hauptmanns (1862-1956) der Fall ist, schafft z. B. durch den
gesprochenen ▪
Dialekt
eine Distanz zur Normalsprache der Zuschauer*innen und
Leser*innen, die darüber nicht verfügen. Die
Verständnisschwierigkeiten, die sich daraus ergeben, führen
insbesondere im Literaturunterricht der Schule zu den gleichen
Abneigungen gegen solche dramatischen Texte von seiten der
Schülerinnen und Schüler, wie es die klassischen Dramen
erfahren.