Ein interessanter und
motivierender Zugang zu dem, zumindest im Titel des Sonetts, direkt
angesprochenen Thema Einsamkeit, kann sich durch die Erfahrungen ergeben,
welche die Schülerinnen und Schüler gemacht haben, wenn sie sich selbst
schon einmal einsam gefühlt haben und/oder wenn ein Ort, an dem sie sich
aufgehalten haben, als einsam empfunden wurde. Solche Gefühle und
Erfahrungen sind ▪
entwiclungspychologisch vom großer Bedeutung, gehören zu den
Begleiterscheinungen der ▪
Änderung der Änderung der Objektbeziehungen bei der ▪
Ablösung
der Jugendlichen von der Familie (Gefühl des Abschiednehmens) und
den Schwierigkeiten und Problemen, die sich durch die
Änderung der sozialen Kontakte
in der Adoleszenz
(Freundschaften mit gleichgeschlechtlichen Gleichaltrigen, Peergroup-Orientierung, Kontakt mit Mädchen/Jungen)
ergeben.
Junge Erwachsene im Alter
zwischen 20 und 19 Jahren sind es, die heutzutage in unserer Gesellschaft
neben den alten Menschen über 80 Jahre am meisten unter Einsamkeit leiden
und die psychischen und physischen Folgen dieses Zustandes ertragen müssen.
Schon macht die These von der einsamen Generation die Runde, Sie stehen in
diesem Alter meistens an der Schwelle zu einem Leben, das sich von ihrem
bisherigen grundlegend unterscheidet. Nach dem Schulabschluss haben sie oft
eine Ausbildung begonnen oder ein Studium angetreten, wofür sie an einen
anderen Ort ziehen müssen und spätestens dann das Elternhaus verlassen. Sich
in eine neue soziale Umgebung einzufinden, neue soziale Kontakte aufzubauen
und vieles andere mehr sind Herausforderungen, die erst einmal bewältigt
sein wollen, zumal wenn, wie dies bei den meisten jungen Menschen wohl der
Fall ist, dies zum ersten Mal in so umfassender Weise tun muss. Hinzukommt,
dass es jungen Leuten aufgrund ihrer stärkeren Ich-Bezogenheit dem Aufbau
dauerhafter sozialer Beziehungen und ihrer Pflege nicht die größte Priorität
geben. Oft bleiben die Kontakte vergleichweise oberflächlich. Auf der
anderen Seite fällt es jungen Leuten auch immer schwerer, allein zu sein.
Alles in allem, Prozesse also, die Einsamkeit zur Folge haben können, wenn
man die Herausforderungen nicht bewältigen kann.
Einen interessanten Weg,
sich dem Thema Einsamkeit zu nähern, hat Diana Kinnert in ihrem inzwischen
zum Bestseller avancierten Buch "Die
neue Einsamkeit" (2021, S.16f.) anschaulich beschrieben.
Sie stellt darin dar, wie
se mit den Begriffen »einsam« oder »allein« "googelt" und sich dann, im
"Ergebnismeer"
(ebd.) auf die Bildsuche beschränkt,anzusehen, "was wir uns offenbar
unter diesen Begriffen vorstellen. Was die Filter und Algorithmen uns vor
Augen halten, wenn es um das Thema Einsamkeit geht."
"Ich sehe einen Herrn
mittleren Alters, der allein auf einer Bank sitzt und aufs Meer blickt. Eine
Frau, die unter ihrem Regenschirm auf einem Steg steht und aufs graue Wasser
schaut. Da ist ein Mann, er hockt auf seiner Fensterbank, starrt verloren
auf das Häusermeer zu seinen Füßen. Da ist eine Frau, allein auf ihrem Bett,
die Beine angezogen, die Arme über den Knien verschränkt. Ich sehe eine
Seniorin in ihrem Sessel sitzend, deren Blick durch ein offenes Fenster in
die Leere fällt. Weiter unten spiegelt sich das Gesicht eines jungen
Mädchens in einer Scheibe, der Blick traurig, melancholisch."
(ebd., S.16f.)
In
ähnlicher Weise fährt sie fort, um nicht lange danach festzustellen, dass
sich "die Motive, die Bilder, die Ideen (wiederholen)" und die Vorstellungen
von Einsamkeit ab einem gewissen Punkt, so scheint es, kommen "an eine
Grenze kommen"
(ebd., S.18f.).
Dieser Ansatz ist aus
mehreren Gründen interessant. Einer davon ist, dass die Google-Bilder
sprachlich beschrieben werden. Ein anderer die auch medienkritische
Betrachtung der Tatsache, ob das, was die Algorithmen in ihrem Ranking
"ausspucken", abbildet, welche Vorstellungen in der Gesellschaft über
Einsamkeit bestehen und ob, die Suchergebnisse überhaupt dem entsprechen,
was sich die Schülerinnen und Schüler unter Einsamkeit vorstellen. Und, wenn
nicht, wie es Ihrer Ansicht nach zu diesem Ranking und seiner
Zusammenstellung von solchen Einsamkeitsmotiven kommt.
Neben der
bildbeschreibenden Versprachlichung der Bildinhalte kann auch die
Zusammenstellung von "Bildern" der Einsamkeit in digitaler oder analoger
Form nach dem Ausdruck entsprechender Motive, die dann an einer Pinwand
zusammengestellt werden können (z. B. kann jeder Schüler bzw. jede Schülerin
aufgefordert werden 1 oder 2 Bilder auszuwählen und auszudrucken). Mit der
Metaplan-Methode können Sie dann zusammengestellt werden, wobei die
diesselben Motive übereinander gepinnt werden und am Ende Motivgruppen
gebildet werden, die das Thema Einsamkeit z.B. positiv oder negativ, als ein
Problem von Altersgruppen und des Geschlecht darstellen oder ob die
Einsamkeit in diesen Bildern realistisch, kitschig, romantisch, bedrohlich,
... etc. ist.
Im Anschluss an das
Clustering, aber auch ohne dieses, könnte ein Vergleich von Gedichten
arrangiert, die sich mit diesem Thema befassen. Dabei könnte der Vergleich,
der nicht in die Tiefe gehen sollte, unter der Frage stattfinden, welches
der Gedichte am ehesten den Erfahrungen entspricht, die sie mit dem Thema
gemacht haben.