Der Verfasser gibt sich bei seinem Plädoyer für die Einführung
von Schuluniformen in manchem bedeckt. So hält er Schuluniformen
durchaus, darauf verweist auch der Titel des Kommentars, für ein
brauchbares Mittel, dem "Markenwahn" an den Schulen
entgegenzuwirken. Allerdings bleibt er weitgehend schuldig,
warum dies wirklich ein dringendes Problem an den Schulen
darstellt.
In diesem Zusammenhang verweist er auf die in den Klassenzimmern
angeblich vorhandene "Klamottenkonkurrenz", die letzten Endes
auch zu einer Art "Markenmobbing" führe. Zugleich weiß er
allerdings auch, dass die Bedeutung von Marken für die
Selbstdarstellung junger Menschen längst nicht mehr auf die
Markenkleidung beschränkt ist. Wenn andere Objekte, wie z. B.
Smartphones u. ä. mittlerweile eine weitaus größere Bedeutung
für den vom Autor beklagten "Markenwahn" haben, dann zeigt sich
doch darin, dass es ein aussichtloses Unterfangen ist, der
Bedeutung von Marken im Leben junger Leute dadurch beizukommen,
dass man sie in einer Art eigener "Schulmarke" uniformiert.
So gewinnt man den Eindruck, dass sich hinter der immer wieder
mit abwertenden Begriffen bezeichneten Identifizierung junger
Leute mit "ihren" Marken sowohl eine grundsätzliche Kritik des
Autors an der Bedeutung von Marken, als auch eine gewisse
Abwertung der Jugendlichen verbirgt, die einem solchen
"Markenwahn" erliegen. In die gleiche Richtung zielt auch sein
Anführen von einzelnen Äußerungen, die davon sprechen, dass
Schule "keine Peepshow" sei und nicht als "Laufsteg mit mehreren
hundert Zuschauern" missbraucht werden dürfe.
Solange die Ausführungen des Autors um das Thema "Markenwahn"
kreisen, gewinnt man daher den Eindruck, dass der Autor seine
eigenen kulturkritischen Vorstellungen mit einem negativen
Schülerbild als einem bloßem Objekt der Werbung mit einander
verknüpft. Dabei müsste er sich sehr viel mehr mit der Bedeutung
von Marken in allen anderen Bereichen des Lebens befassen, ehe
er sich auf die Jugendlichen als beinahe "Markenidioten"
einschießt. Marken gehören heute nämlich, ob man das nun für
gutheißt oder nicht, zu den für zahlreiche Menschen
unverzichtbaren Möglichkeiten, sich selbst darzustellen. Und
dies gilt für Jugendliche, die sich ja bekanntlich erst noch
finden müssen, auf dem Weg zu ihrer ganz eigenen Identität um so
mehr.
Sicher gibt es Schülerinnen und Schüler, die die Nase voll haben
von der Klamottenkonkurrenz im Klassenzimmer, und wenn es Fälle
gibt, die zur Ausgrenzung von Mitschülern führen, die nicht über
die "angesagten" Kleidungsstücke verfügen, dann ist dies ein
Problem. "Markenmobbing" ist aber hier der falsche Begriff, denn
nicht die Marken "mobben", sondern bestimmte Personen, und die
Gründe für Mobbing liegen in der Regel ganz woanders.
Aber für den Autor erschöpft sich die Auseinandersetzung mit dem
Thema Schuluniformen nicht darin, ihre Bedeutung im Zusammenhang
von "Markenwahn und Markenmobing" aufzuzeigen.
Für ihn sprechen auch andere Argumente für die Einführung von
Schuluniformen ...