Bei der Suche nach der Antwort auf die Frage, warum die
• Weimarer Republik gescheitert ist, muss man
auch das • Parteiensystem der Weimarer Republik in den Blick nehmen.
Seine Schwächen haben nach
Ansicht von Historikern einen ganz wesentlichen Anteil am Untergang der
Republik.
In der •
Weimarer Republik
entwickelte sich unter den besonderen Konfliktlagen und sozialen
Spannungen (•
cleavages)
einerseits und wegen der Einführung des
•
reinen
Verhältniswahlrechts in der •
Weimarer
Verfassung
andererseits ein sehr zersplittertes •
Parteiensystem.
Ihre Akteure verspielten wegen ihrer mangelnden Kompromissfähigkeit, die
sich u. a. darin äußerte, dass Regierungskoalitionen "schon bei relativ
geringfügigen Anlässen" (Herbert
2014, S.220) verlassen wurden, immer mehr die Bereitschaft und Fähigkeit zur
Koalitionsbildung und beförderten damit den Aufstieg der
• NSDAP, die dem
Vielparteiensystem
der Weimarer Republik mit der Errichtung der Diktatur im Jahr
1933 ein Ende setzte.
Einer pragmatischeren Ausrichtung des politischen Handelns der
Parteien standen dabei vor allem zwei wichtige Punkte entgegen:
-
Die meisten Parteien waren entlang von sozialen
•
Konfliktlinien entstanden, die die Gesellschaft durchzogen und in
voneinander mehr oder weniger klar abgegrenzte Interessengruppen mit
vergleichsweise festgefügten sozialen Milieus trennten (•
cleavages)
Dementsprechend waren die Parteien an bestimmte "festgefügte sozial
und kulturell definierte Gruppen gebunden, deren Interessen man
zuvörderst im Auge hatte - der Sozialdemokraten an die
Facharbeiterschaft, der • DNVP an das
protestantisch-agrarisch-konservative Milieu, des
• Zentrums an den
katholischen Bevölkerungsteil, der
• • DVP an die Schwerindustrie."
(ebd.)
-
Die starke weltanschauliche Bindung der Parteien, die sich
daraus ergab, hatte aber auch damit zu tun, dass sie in der Zeit des
Deutschen Kaiserreichs jahrzehntelang völlig abhängig von der
Regierung waren und nur ganz begrenzte Mitwirkungsrechte besaßen.
(vgl. ebd.)

Zu den von Hagen Schulze aufgeführten Belastungsfaktoren
für die Weimarer Republik zählen im Hinblick auf
• Parteiensystem und
Parlamentarismus:
-
Unfähigkeit der
demokratischen Parteien zum demokratischen Kompromiss
-
KPD:
Linksradikalismus
-
Zentrum: Tendenz
zum autoritären Staat
-
DDP: Schwäche als
Honoratiorenpartei und als Vertreterin eines politischen
Liberalismus
-
DVP: Schwanken
zwischen Vernunft-Republikanertum und monarchischer Restauration
-
DNVP: Versagen des
politischen Konservatismus in seiner Entwicklung zum
Rechtsradikalismus
-
NSDAP:
Rechtsradikalismus
(vgl. Hagen Schulze, Das Scheitern der Weimarer Republik als Problem
der Forschung. Belastungsfaktoren der Weimarer Republik im Spiegel von
Publizistik, Literatur und Geschichtswissenschaft)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
06.12.2024