»Friedrich
Kluge, Studentensprache, Straßburg 1895 (google books)
»Kindleben,
Christian Wilhelm (1781):Studenten-Lexicon .. .Halle 1781
Für die Studentenkultur in der ▪
Frühen Neuzeit (1350-1789) war neben verschiedenen
Geselligkeitsformen vor allem die Sprache ein Mittel, das
identitätsstiftend wirkte und für den sozialen Zusammenhalt und die
Abgrenzung der Studenten von anderen gesellschaftlichen Gruppen
sorgte. Insbesondere in den ▪
Burschenschaften und Studentenverbindungen vom 18.
Jahrhundert an, bildete sich dabei ein Jargon aus, der sich an den (Männlichkeits-)Ritualen
und Hierarchien dieser Gemeinschaften orientierte. Aber auch in
Landsmannschaften, in denen sich Studenten, die aus einer bestimmten
Gegend zum Studium in eine Universitätsstadt kamen, bildete sich
eine besondere "Studentensprache" aus, die z. T. das
"fachsprachliche" Vokabular für die verschiedenen
Kommente lieferte. Immer wieder ging es dabei auch um
Trinkrituale in geselliger Runde, wie z. B. der ▪
Biercommers von
"Blasius Vieltrunk" aus dem Jahr 1616 verdeutlichen kann.
Die
»Oeconomische
Encyclopädie, eine zwischen 1773 und 1858 großteils von
Johann
Georg Krünnitz (1728-1796) geschaffene deutschsprachige »Enzyklopädie
in 242 Bänden, die jeweils zwischen rund 600 und mehr als 900 Seiten
umfassen, ist die wohl wichtiges Quelle zu Wirtschaft und Technik
der Zeit zwischen
Aufklärung und Industrialisierung.
Als »Online-Version
kann in dem fast 170.000 Stichwörter umfassenden Werk recherchiert
werden.
Unter dem Stichwort "Studentenwörter" gibt die Enzyklopädie einen
Überblick über besondere Ausdrücke, die in der Studentensprache
ihrer Zeit, deren Begriffsgeschichte sicherlich in vielen Fällen
aber auch weiter zurückreicht. Dabei stellt die "Studentensprache"
eine sprachliche Varietät dar.
Als "Studentenwörter" werden in der Oeconomischen Encyklopädie
diejenigen Wörter und Redensarten bezeichnet, "die bei den Studiosen
üblich sind." Dazu gehören die folgenden Wörter, die hier nicht im
Fließtext, sondern aufgelistet präsentiert werden. Zugleich werden
die Stichwörter mit Textmarken versehen, sodass auch eine Verlinkung
darauf möglich ist. [Hervorhebungen d. Verf.]
Abiturient, ein von der Hochschule
Abgehender
Absegeln, davon gehen, die Hochschule
Schulden oder eines Duells halber verlassen
Abwichsen, abprügeln, derb durchhauen
Altes Haus, ein Student im fünften
Semester
Ankeilen, etwas anschaffen, z. B.
Geld, geschehe es nun auf welche Weise es wolle, hauptsächlich aber
durch den Versatz von Kleidungsstücken, Büchern etc.
Anschiß, beim Duelle, die Verwundung,
die Einer von den Duellanten erhält, gleichviel ob sie ihm durch
einen Hieb oder Stich versetzt, oder beigebracht wird
Anwichsen, etwas anschaffen
Baaria, das baare Geld
Bemooster Bursche, ein
Student, der schon zwei Jahre auf der Hochschule ist, oder dieselbe
besucht
Benamsen, benennen.
Biercomment, der Brauch beim
Biertrinken auf Commerschen oder in der Kneipe
Bierconvent, eine Versammlung der
Studenten, die beim Biertrinken oder Biere gehalten wird. Bei der
Existenz der Landsmannschaften, war es die Versammlung eines Korps,
einer einzelnen Landsmannschaft, z. B. der Frankonia, der Marchia,
der Saxonia, Vandalia, Thüringia, Teutonia, Constantia etc.
Biergöttin,
Cerevisia benannt, welche die Studenten verehren.
Bierskandal, eine
Bierfehde, die in einem gewissen Quantum
Biers besteht, das zwei Studenten sich anheischig gemacht, zu sich
zu nehmen, und worüber Sekundanten zu beiden Seiten wachen. Der
Erste, der unterliegt, hat die Fehde verloren, welches die
Sekundanten bestimmen und öffentlich in der Kneipe
proklamiren.
Bleyvogel, eine
feile Dirne
Bluten, bezahlen müssen, welches ehemals
oft die Musensöhne traf, wenn sie beim Jubiliren die Fenster
einwarfen, die Laternen auf den Straßen zerstörten, oder bei einem
Pereatbringen Unfug begingen; so auch
bei einer Katzenmusik.
Brander,
Brandfuchs, ein Student im zweiten Semester
Brennen, durchbrennen, davon gehen,
ohne zu bezahlen, seine Schulden im Stiche lassen.
Brummer, die Geldforderer, Mahner.
Burschencomment, der
Burschenbrauch, s. Comment.
Cartellträger, der Ueberbringer
einer Herausforderung zum Duell.
Chargen, Aemter bei den
burschenschaftlichen und landsmannschaftlichen Verbindungen, und die
Chargirten waren die Beamten bei einer
solchen Verbindung. -- Cerevisia, s.
Biergöttin.
Cereviskappe, die beim
Fuchscommersch durchlöcherte Mütze,
auch jede Studentenmütze von Kneipanten.
Comment, der Burschenbrauch
Commentbursche, ein Student,
welcher den Comment versteht und ihn ausübt
Commentreiterey, die praktische
Befolgung des Comments in allen seinen Theilen; dann hat man noch
den Siecomment, den
Ducomment, den Hiebkomment, den
Stoßcomment und den
Kneipcomment, Alles Regeln, wie man
sich bei vorkommenden Fällen, wo man zu handeln hat, hierin benehmen
soll.
Commersch oder
Commers, ein Trinkgelag, eine Trinkgesangsbelustigung von
Universitätskneipanten, oder eine Trinkgesellschaft der Studenten,
wobei zugleich gesungen wird. Einige dieser Gelage führen besondere
Namen, wie z. B. der Fuchscommersch,
wobei der Landesvater und andere Lieder gesungen werden;
Wochencommersche, die in Jena
alle vierzehn Tage abgehalten wurden, und worauf sich alle
Landsmannschafter einfanden, die
jedesmal von einem Korps, welches die Musik
bezahlte, eingeladen wurden; jetzt eingegangen. Dergleichen Gelage
wurden besonders von den Korpsburschen
oder Landsmannschaftern begangen.
Commerschiren, ein Trinkgelage
feiern, welches Musensöhne begehen
Commerschlieder, lustige Lieder
oder Arien, die bei den Commerschen gesungen werden, größtentheils
Trinklieder.
Commilitonen, Gefährten,
Mitgefährten im Allgemeinen, und Vereinsburschen insbesondere auf
einer Hochschule.
Confirmationsschnipel,
der Frack oder Leibrock, der auch bloß Schnipel genannt wird.
Consenior, der zweite Vorsteher, der
Untervorsteher.
Contrahiren, unterhandeln bei
Duellen.
Convent, die Zusammenkunft der
Landsmannschaften, Burschenschaften etc. unter sich, das heißt,
jedes einzelne Korps, und der
Generalconvent, wo alle
Landsmannschafter zu einer
gemeinschaftlichen Versammlung zusammen kamen oder traten, um über
einen Aufzug, eine Schlittenfahrt etc. zu berathschlagen.
Dämmern, umhergehen, spazieren gehen.
Decken, freihalten, bei einem Schmause
oder Trinkgelage.
Deponiren, einen angehenden Studenten
mit einer gewissen Feierlichkeit zur Aufnahme in die Matrikel fähig
machen, worüber er einen
Depositionsschein (signum depositionis) erhielt. Dieser
Gebrauch ist jetzt auf den Hochschulen abgeschafft, doch kommt das
Wort deponiren noch vor. -
Doktor, Lehrer; auf einen Doktor
studieren, so und so viele Gläser Bier trinken, bei einer Bierfehde.
Dornknüppel, der
Ziegenhainer oder
Renommistenstock, der
Burschenknüppel.
Ducomment, der Brauch auf einigen
Hochschulen sich Du zu nennen, wie z. B. in Jena, Halle etc., wo
jeder Student ohne Unterschied, sobald er auf die Hochschule kommt,
gleich mit Du angeredet wird, zum Unterschiede von dem
Siecomment, wo das Sie nur gebräuchlich
ist, wie z. B. in Berlin, Göttingen, Erlangen, Wien, München,
überhaupt auf den meisten Hochschulen Deutschlands. Dieses Sie
schließt aber das Du beim
Brüderschafttrinken nicht aus, und in sofern giebt es auch
Dutzbrüder auf den Hochschulen, wo der Siecomment herrscht.
Dutzbruder, s. das vorhergehende
Wort.
Einpacken, nicht fortkommen können,
in einer Sache aufhören. Er hat im Reden, Disputiren etc. einpacken
müssen, ist darin stecken geblieben, nicht fortgekommen.
Extern, plagen, peinigen.
Von seinen Schuldforderern, seinen Gläubigern
geextert werden.
Famos, berüchtiget.
Famulus, ein armer Student, der bei
einem Professor in den Hörsälen Handreichungen thut, die Plätze
beschlägt, auch, wo kein Quästor auf
der Hochschule ist, das Honorar für die Kollegia eintreibt, und
dafür manchen Genuß von dem Professor hat, auch dessen Bibliothek,
Kabinette etc. benutzen kann. In Halle wird ein solcher Student
Fiskal genannt.
Fidel, lustig, heiter, aufgeräumt;
Fidelität, Aufgereimtheit, Lustigkeit.
Finke, ein Student in Jena, der sich zu
keiner Verbindung hält.
Floriren, lustig und in guten
Umständen seyn, Geld zu verzehren haben.
Flott, froh, lustig;
flott leben, lustig leben, flott trinken, meisterhaft
trinken, ein flotter Bursche, ein
aufgeräumter, lustiger Bursche, der viel Geld sitzen läßt, die
Kneipen fleißig besucht.
Freinacht, die Erlaubniß, eine Nacht
hindurch zu commerschiren, bei besonderen
Gelegenheiten.
Fuchs, der Student im ersten Semester
seines Besuchs der Hochschule.
Fuchscommersch; s. unter
Commersch, [...]
Fuchsmajor, ein Titel, welchen
derjenige Student erhält, der sich als Fuchs
zum ersten Male schlägt, und seinen Gegner verwundet.
Fuchskollegium, die Logik oder
Vernunftlehre, weil sie die angehenden Studenten zuerst hören.
Gifthütte, die Brandweinschenke;
Giftier, der Brandweinschenker.
Goldfuchs, ein Student im fünften
Semester, der auch bemooster Bursche
etc. genannt wird.
Hahn, ein renommirter Student; daher
Kampfhahn, derjenige, welcher sich im Schlagen oder Stoßen
auszeichnet, ein geübter Hieb= oder Stoßfechter, Schläger etc. ist;
Bierhahn, ein Student, der sich im
Biertrinken auszeichnet, viele feiner Mitkneipanten unter den Tisch
getrunken hat.
Hänseln, so viel als
deponiren, zu einer Sache einweihen, zum
Studieren einweihen.
Hauspump,
Hausduhmen, der Credit beim Wirthe.
Hundsfott, die Beschimpfung eines
Studenten, welche zum Duell nöthiget, oder ein Duell bedingt, wie
auch dummer Junge, wenn dieses Schimpfwort Einem aufgebrummt wird.
Jubeln, sich lustig machen, sich
belustigen, besonders durch Trank und Gesang.
Kameel, ein Name derjenigen Studenten,
die in keiner Korpsverbindung stehen, besonders in Halle.
Kampfhahn, s. unter
Hahn.
Katzenjammer, eine Entledigung des
Ueberflusses an Getränken und Speisen nach einer durchschwärmten
Nacht, auch selbst während des Jubelns.
Keilen, etwas anschaffen;
Keilsystem, Jemanden zu einer
Verbindung locken, gleichsam anwerben; ankeilen, anlocken;
verkeilen, versetzen. Er hat seine
Kleider, seine Bücher verkeilt, versetzt.
Kneipe, das Bierhaus, die Bierschenke,
worin Studenten verkehren; auch die Wohnung des Studenten.
Kneipwirth, der Bierschenker.
Kneipant, derjenige, welcher einkneipt
oder einspricht, um zu trinken. Daher Kneipanten, die durstigen
Musensöhne. Mitkneipant, der
Gefährte, welcher die Kneipe mit besucht. Kneipen, in eine Kneipe
einkehren, um zu trinken.
Knoten, eine Benennung der
Handwerksburschen auf einigen Hochschulen;
Kohlen, auf Jemanden durch allerhand
verfängliche Reden eindringen; auch heißt kohlen durchnehmen.
Koramiren, herausfordern.
Koram nehmen, Jemanden einer Sache
halber zur Rede stellen.
Korps, ein Verein von Studenten aus einer
Provinz, einer Gegend, auch
Landsmannschaft genannt. Korpsbursche,
ein Student, welcher zu einer solchen Verbindung gehört.
Korpskneipe, ein Wirthshaus, worin die
Korpsburschen zusammen kommen.
Kuchenprofessor, der Kuchen=
oder Zuckerbäcker, bei dem die Studenten auch einsprechen.
Kümmeltürke, ein Student, der in
der Umgegend einer Hochschule, worauf er studiert, zu Hause gehört.
Landsmannschaft,
Korps, ein Verein von Studierenden aus einer
Gegend, oder einer Provinz eines Landes, auch wohl aus einem ganzen
Landestheile, die sich zu einem gemeinsamen Beistande auf der
Hochschule verbunden hatten, und als äußeres
Verbindungszeichen die Landesfarben trugen, z. B. dergleichen
farbige Müzzen, Pfeifenquasten etc.;
Ledern, tapfer, tüchtig, dann auch
trocken, steif.
Lungenhieb, ein beißender Verweis,
eine Satyre.
Luxen, abschwatzen, Jemanden etwas auf
eine listige Art zu entziehen suchen
Maaßregeln, eine Art des
Consilirens
Manichäer, die Gläubiger der
Studenten; manichäern, mahnen.
Markus, der
Marqueur in den Wein=, Bier= und Kaffeehäusern; auf einigen
Hochschulen wird er auch Pontus genannt.
Mensur, die Distanz, welche beim Fechten
und bei Duellen zwischen den Fechtenden oder Duellanten gehalten
wird.
Mist, Verlegenheit;
auf dem Miste seyn, in Verlegenheit
seyn, kein Geld und keinen Kredit haben.
Monarchen, die harten Thaler, daher
Preußische, Sächsische Monarchen, harte Thaler.
Moneten, Geld, Baarschaft.
Mosen, Gelder.
Muckern, die Stube hüten, fleißig
studieren.
Nachtouschiren, Worte nach einer
Beleidigung noch wechseln; nicht mehr nachtouschiren, kein Wort nach
einer kränkenden Beleidigung mehr wechseln, sondern foxdern, oder
den Beleidiger nicht achtend verlassen; denn niedrige Beleidigungen
etc. wurden in der Regel von dem Seniorenconvente bestraft.
Ochsen, tüchtig arbeiten, das Versäumte
nachholen.
Opfern, Geld spenden.
Ordiniren, zu einem Amte einweihen,
besonders die Kandidaten.
Orgeln, liebkosen,
karessiren.
Orkus, die Unterwelt, eine Kammer mit
Stroh belegt, neben dem Commerschsaale,
nach dem Hofe hinaus, worein »Charon,
der Fährmann, die beim Commersche unter den
Tisch gesunkenen Trinker mit seinen Gehülfen schleppte, um sich
daselbst von dem Rausche zu erholen, und geschah dieses nicht, so
wurden sie bei Beendigung des Commersches, gegen Mitternacht, auf
einen Wagen geladen, und nach der Stadt zu ihrer Wohnung gefahren.
Paffen, Tabakrauchen, und der
Paffer, der Tabakraucher oder
Schmaucher.
Patent, fein, zierlich, wird von
Studenten gesagt, die sich sehr zierlich kleiden, und zu den
Kameelen oder Finken gehören. Ein
patenter Bursche, ein feiner,
zierlicher Studiosus, ein Stutzer.
Pauken, schlagen, sowohl auf dem
Fechtboden, als auch im Duelle, daher die
Paukbinde, die um den Leib beim
Stoßfechten gelegt wird; die
Paukhosen, der Paukhut, die
Paukhandschuhe, beim
Hiebfechten, wattirte oder
ausgestopfte Beinkleider von Leder, ein starker Filzhut,
Büffellederne Stulphandschuhe, die bis zum Ellenbogen reichen.
Einpauken, heißt sich sowohl im Fechten
dergestalt üben, daß man es mit Jedem im Pauken übernehmen kann, als
auch sich in der Kneipe im Biertrinken üben.
Niederpauken, im Duelle seinen Gegner
verwunden. Paukant, der sich mit dem
Hieber oder der Stoßwaffe schlägt oder stößt.
Paukhahn, der im Schlagen sehr geübt ist, eine große
Fertigkeit besitzt. Paukpraxis, die
Uebung im Pauken. Paukwuth, die
übertriebene Lust, sich zu duelliren, das Verlangen und Aufsuchen
von Skandalen, um ein Duell zu beginnen.
Pereiren, ein Pereat bringen.
Philister, der Nichtstudierende,
derjenige, der nicht das akademische Bürgerrecht hat, also jeder
Staatsbürger ohne Unterschied, sobald er nicht Student ist.
Pichen, zechen, viel trinken.
Pillen geben, Verweise; beim
Duelle wird es auch von Kugeln geben verstanden.
Poenen, verpönen, eine harte Strafe
worauf setzen.
Pokuliren, trinken.
Potentaten, die Füße; auf schwachen
Potentaten stehen, auf schwachen Füßen.
Proklamiren, beim Trinken, die
Anzahl der getrunkenen Gläser bei einer Bierfehde bekannt machen.
Promoviren, zu einer Würde erhöhen;
auch mitnehmen, stehlen. Er hat meinen Schlafrock promovirt,
mitgenommen, gestohlen.
Prost, Herr Bruder! wird
beim Trinken gebraucht, und heißt so viel, als: Wohl bekomme es!
worauf der Andere antwortet: Reprost!
indem er dadurch den Trinkgruß zurückgiebt.
Pro poena trinken, beim
Commersch, ein oder mehrere Gläser leeren,
und wer dieses nicht kann, begeht einen Verstoß oder
Verschiß.
Pump, der Kredit; einen guten Pump haben,
einen guten Kredit; der Hauspump, der Kredit bei den
Wirthsleuten. Pumpen, auf Kredit nehmen.
Recommandiren, die ledernen
Beinkleider hinten auswattiren, ausstopfen, damit sie prall sitzen.
Rempeln, im
Commerschsaale umherrennen, und sich gegenseitig mit den Armen
stoßen.
Renommiren, sich sowohl in der
Kleidung, als auch in seinen ungebundenen freien Manieren
auszeichnen, daher der Renommist;
Renonce, bei den
Korpsbrüdern oder Landsmannschaftern,
diejenigen, welche in ein Korps aufgenommen zu
werden wünschen, also noch nicht recipirt sind, und hierauf eine
Anwartschaft haben, da sie schon auf den Comment
verpflichtet worden.
Revociren, zurücknehmen, vor einem
Duelle den Schimpf, die Beleidigung
Rezipiren, aufnehmen, z. B. in eine
Gesellschaft; daher die Rezeption, Aufnahme.
Rüffel, ein Verweis.
Saalathen, eine Benennung der
Studenten in Halle und Jena, weil beide Städte an der Saale liegen,
so wie die Leipziger Studenten Pleißathen
heißen.
Satisfaktion, Genugthuung geben
oder nehmen. Er giebt mir keine Satisfaktion, keine Genugthuung.
Schassen, fortjagen, den Abschied
geben.
Schießen, stehlen.
Schisser,
Stubenschwitzer; derjenige
Student, der fleißig arbeitet, erhält diesen Namen von seinen
lustigen Commilitonen.
Schiß haben, in Schulden stecken.
Schleppen, auch
collé schleppen, einen Studenten
aufs »Karzer
bringen, welches auf einigen Hochschulen von den »Pedellen
geschieht, auf andern aber von den Schnurren oder Häschern. Das
Schleppgeld, welches der Student
dafür bezahlen muß, welches auch Sitzgeld
genannt wird.
Schmachten, sich nach Jemanden
sehnen. Laß sie schmachten, ein Mädchen, es warten oder sitzen
lassen, besonders auf Bällen etc. -
Schmollen, böse seyn, einen Groll auf
Jemanden haben.
Schmollis, beim Trinken, schmal aus,
rein aus, so daß nichts in dem Glase bleibt, bis auf die Nagelprobe.
Schmollis! Herr Bruder,
beim Zutrinken: rein aus, worauf der Andere erwidert:
Fiducit, auf deine
Freundschaft.
Schnabeliren, was Gutes essen, was
für den Schnabel paßt, ihm behagt.
Schnabelweide, ein
Kuß von einem hübschen
Mädchen; auch Speisen, die den Gaumen kitzeln.
Schnurren, betteln, herumgehen, und
um ein Viatikum ansprechen; auch die
Häscher auf Hochschulen; ferner Possen, lustige Einfälle.
Schuppen, vom breiten Stein, von den
Steinen in der Mitte der Straße hinab stoßen, welches von den
Studenten auf den Universitäten geschieht.
Schürzenstipendium, eine
Unterstützung von einem Frauenzimmer
Schuß haben, nicht recht klug sein.
Schwaddroniren, unnützes Zeug
reden, viel zusammen schwatzen.
Schwänzen, ein Kollegium versäumen,
nicht hören.
Schwindeln, närrische Streiche machen.
Schwindelgeist, Jemand, der
allerlei thörichte, alberne Dinge vornimmt.
Schwitzen, beim Examen.
Schwulität, Verlegenheit,
unangenehme Dinge.
Semester, ein halbes Jahr auf
Hochschulen. Das Triennium hat sechs
Semester. Das Sommer= und das Wintersemester, das Sommer= und das
Winterhalbjahr, worin studiert wird.
Senior, der Vorsteher einer
Ordensverbindung oder einer
Landsmannschaft. Auf ihn folgt der
Subsenior oder Consenior,
Untervorsteher, welcher oft die Stelle des Seniors vertritt. Sie und
der Sekretair machen den
Seniorenconvent oder bilden den
Seniorenconvent, und heißen Chargirte
oder Beamte.
Seniorenconvent, das Amt,
welches vom Senior bei einer
Landsmanschaft werwaltet wird, und
dann machen die Vorsteher einer Verbindung, einer Landsmannschaft,
dieses Amt aus.
Seniorenconvent, die
Versammlung der Senioren aller
Landsmannschaften auf einer
Hochschule, zur gemeinsamen Berathung über einen Aufzug, Fackelzug,
eine Schlittenfahrt etc.
Siecomment, s.
Ducomment.
Skisiren, sich, davon gehen, heimlich
weggehen oder entfernen.
Spannen, noch eine Flasche zusammen
trinken, wenn schon Jeder seine Portion genossen hat.
Speyer, eine Stadt, in welcher ehemals
der »Reichstag
gehalten wurde. Man sagt daher:
Nach Speyer appelliren, wenn man den Ueberfluß von sich
geben, sich übergeben muß.
Spießer, Gelder. -
Spionircohorte, werden die »Pedelle
und deren Anhang auf einer Hochschule genannt, weil sie überall auf
die Studiosen lauern und ihre Handlungen beobachten
Stechen, Jemanden traulich wovon
benachrichtigen und vor einer Sache warnen
Steigen, in die Höhe gehen; mit den
Gläsern steigen, mehr Gläser, als man gewöhnlich zu trinken gewohnt
ist, zu sich nehmen. Sich versteigen,
beinahe eben so viel, als sich vergalloppiren, zu weit oder unrecht
gehen, einen Fehltritt thun
Stibitzen, wegnehmen, stehlen
Skandal, Verdruß, Lärm, Ungelegenheit.
Skandaliren, Lärm machen.
Sich worüber skandalisiren,
sich über Etwas ärgern, einen Anstoß woran nehmen.
Skandalös, ärgerlich, anstößig.
Striegeln, Jemanden aufziehen, sowohl
in Worten, als in Schriften.
Stubenarrest, bei den Studenten
eine Strafe, wenn denselben von dem Rektor oder Prorektor anbefohlen
wird, die Stube nicht zu verlassen
Stubenbursche, ein Student, der
mit einem andern auf einer Stube wohnt
Subsenior,
Consenior, der Untersenior oder zweite Senior bei einer
Landsmannschaft oder einem
Korps
Suppenautor, der Gastwirth, bei dem
Studenten speisen
Taxiren, etwas mitgehen heißen,
mitnehmen, ohne anzufragen, stehlen
Theereiten, sich bei einem Professor
in Gunst setzen
Theek, schlecht, geringe. Ein
theeker Kerl, ein elender Mensch, der
kein Geld und keinen Kredit hat. Ich bin
theek, bettel arm.
Theekessel, ein einfältiger Mensch,
auch Jemand, der sich eingezogen hält.
Tief, wird beim Pereat gebraucht.
Pereat tief! ist dem
Vivat hoch! entgegengesetzt
Treten, Einen, ihn drücken, heftig
zusetzen, mahnen.
Trommeln, austrommeln, so viel wie
auspochen, welches auf Hochschulen ehemals bei
Füchsen geschah;
Trumpfen,
abtrumpfen, Einem einen Verweis geben.
Uebers Ohr hauen, betriegen
Verkeilen, versetzen
Verlustiren, sich lustig machen.
Verquasen oder
verquisten, verschwenden. Er verquast
seine Zeit, verschwendet sie. [in der Originalliste alphabetisch
falsch eingeordnet]
Verruf, im,
Verschiß, Einen von allen Handlungen ausschließen.
In Verruf erklären, bei den
Landsmannschaften, Jemanden außer
dem Gesetze erklären, so daß er nicht eher wieder an irgend einer
Zusammenkunft, einem Commersche, Feste etc.
Theil nehmen kann oder zugelassen wird, als bis der Verruf
aufgehoben worden. Der in Verruf Erklärte war auf die Dauer der
Strafe, die nicht unter einem halben Jahre verkürzt wurde, ehrlos,
besonders in Jena. Bei ehrlosen Handlungen wurde der perpetuelle
Verruf erkannt.
Verschiß, ein Verstoß, ein Fehler,
in Verschiß gerathen, ist
beinahe soviel, als in Verruf kommen, wenn nämlich gegen den
Burschencomment etc. ansehnlich
gefehlt worden
Verschnallen, verkaufen
Versilbern, zu Gelde machen.
Vigiliren, nach hübschen Mädchen
schauen, auf sie mit den Augen Jagd machen
Wetzen, den Degen auf den Steinen,
geschieht, wenn die Studenten Einen herausfordern oder provociren
wollen.
Wichs, in, Putz, in Wichs seyn, sehr
geputzt, in Galla erscheinen
Wichsen, prügeln;
aufwichsen, zu Essen und zu Trinken
auftragen
Wolle, in
der Wolle seyn, bei guten Umständen
Zechbruder, Trinkbruder.
»Friedrich
Kluge, Studentensprache, Straßburg 1895 (google books)
»Kindleben,
Christian Wilhelm (1781):Studenten-Lexicon .. .Halle 1781
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.02.2022