Kognition: Ein
Thema für viele Wissenschaften
Am Thema Kognition
kommt heute eigentlich keine Wissenschaft mehr vorbei. Vereinfacht
kann man sagen:
Die sogenannten »"Neuro-"Wissenschaften
(»Neurobiologie,
»Neurophysiologie,
»Neuropsychologie,
etc.) befassen sich mit den
phylogenetischen und
ontogenetischen,
den biologischen und physiologischen ▪
Grundlagen der
Wahrnehmung und der Informationsverarbeitung in unserem ▪
Gehirn
Die ▪
Kognitionspsychologie
kümmert sich, in einer natürlich vereinfachten Betrachtung,
unter Einbeziehung neurobiologischer, ▪
wahrnehmungspsychologischer und weiterer Aspekte mit der
kognitiven Verarbeitung und Speicherung von Informationen.
Interdisziplinär noch weiter geht die »Kognitionswissenschaft
(science of mind), die sich, ganz allgemein gesagt, mit allem
befasst, was bei bewussten und unbewussten Vorgängen passiert.
Sie untersucht, wie Informationen im Rahmen der Gesamtheit menschlichen
Denkens, Entscheidens und Handelns und der daran beteiligen
Prozesse der Wahrnehmung, von ▪
Emotionen,
Motivationen und und
Volitionen
etc. verarbeitet werden. Ihr Ansatz geht damit über den der
traditionellen Kognitionspsychologie hinaus, auch wenn sich
angesichts des interdisziplinären Öffnung auch dieser Disziplin
grundsätzlich Überschneidungen mit allen anderen genannten
Disziplinen ergeben und auch gewollt sind. Deutlich anders
akzentuiert die Kognitionswissenschaft ihr Verständnis
kognitiver Prozessen und erforscht diese nicht nur in
organischen, sondern auch in künstlichen Systemen (Computer,
Roboter), z. B. im Zusammenhang mit der Erforschung
Künstlicher Intelligenz (KI).
Und das Thema zieht
noch viele weitere Kreise, die nur angedeutet werden können
(Psycholinguistik, ▪ Lernpsychologie
etc.). Hier soll nur auf einzelne, ausgewählte teachSam-Fach- und
Arbeitsbereiche verwiesen, die sich auch damit befassen.
Hauptbereiche der Kognitionspsychologie
▪ Wahrnehmung, ▪
Aufmerksamkeit, Denken,
▪
Gedächtnis und ▪ Sprache sind die fünf Hauptbereiche der
▪ Kognitionspsychologie.
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Mit dem Terminus Kognition werden allgemein "mentale" Prozesse
wie Denken, Wahrnehmen, Erinnern usw. bezeichnet. (vgl.
Gerstenmaier 1995, S.256)
Die experimentell ausgerichtete Kognitionspsychologie befasst sich vor allem mit den Strukturen und
Prozessen, mit denen die Menschen Informationen verarbeiten. Ihre
Vertreter "untersuchen verwandte Phänomene wie Wahrnehmung, Gedächtnis,
Wissen, Problemlösen, Verstehen und ... ▪
Intelligenz." (Kail/Pellegrino
1988, S.54)
In der Kognitionswissenschaft konkurrieren dabei unterschiedliche
Forschungsansätze um die Erklärung der wesentlichen Aspekte der
Kognition miteinander. Das
Paradigma der Informationsverarbeitung
zieht sich dabei durch die meisten Ansätze. Einen kleinen Einblick,
der allerdings die neuesten Entwicklungen nicht abbildet, gibt der
nachfolgende Überblick.
-
So " (wird) der Mensch
(...) in Analogie zum Computer als ein symbolverarbeitendes System
beschrieben, dessen Verarbeitungsvorgänge als schrittweiser Ablauf von
Operationen genau festgelegt sind" (Schwarz
1992, S.18). So lassen sich bei diesem symbolischen oder
computationellen Ansatz die im
Wahrnehmungssystem und dem kognitiven System ablaufenden Prozesse in
drei verschiedenen "informationelle(n) Zustände(n) darstellen, wobei
jeder Zustand drei Teile umfasst: die Inputinformation, die Operationen
(die auf dem Input ablaufen) und die Outputinformation." (ebd.)
-
Konnektionistische Modelle
gehen nicht von strukturierten Einheiten und strukturabhängigen,
seriellen Verarbeitungsprozessen, die nacheinander ablaufen aus, sondern
setzen miteinander vernetzte Elemente voraus, die in einem parallel,
also gleichzeitig verlaufenden Prozess ermöglichen, Informationen zu
verarbeiten. Im Gegensatz zu den computationellen Modellen werden im
kognitionswissenschaftliche Konnektivismus die mentale und die neuronale
Ebene nicht voneinander getrennt. Seine Modelle, die von einem Netz
einer großen Anzahl miteinander verknüpfter einfacher Einheiten oder
Knoten ausgehen, sehen Wissen "in Verbindungen zwischen den Einheiten
der Netzwerke" (ebd.)
repräsentiert.
-
Die
Modularitätskonzeption, die
auch in der kognitiven Linguistik eine Rolle spielt, betont hingegen im
Anschluss an bestimmte Ergebnisse der Hirnforschung, "dass die
menschliche Kognition ein komplexes System verschiedener Subsysteme
darstellt, die sich durch bestimmte Charakteristika hinsichtlich ihrer
Struktur und Funktion unterscheiden, also jeweils eigenen
Gesetzmäßigkeiten folgen." (ebd.,
S.23) Die einzelnen Subsysteme (= Module) stellen dabei mit ihrer
Struktur ein kognitives Wissenssystem dar, dessen Struktur "nicht durch
die Struktureigenschaften eines anderen Moduls" (ebd.)
zu erklären sind. Das bedeutet, dass z. B. ein bestimmtes Modul nach dem
Prinzip der Arbeitsteilung für die Gesichtserkennung zuständig ist und
ein anderes dafür sorgt, dass wir geschriebene Wörter erkennen können.
Die Module arbeiten dabei in vielfältiger Weise zusammen, wenn es z. B.
darum geht, bestimmte Objekte sprachlich zu beschreiben, müssen bei
komplexen Vorgängen
perzeptuelle (also wahrnehmungsbezogene),
konzeptuelle (wissens- bzw.
konzeptbezogene)
und sprachliche Wissenssysteme natürlich miteinander interagieren. (ebd.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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