Kreisförmige Anordnung von Arbeitsschritten
Otto
Kruse (2007)
hat ein Prozessmodell für das wissenschaftliche Schreiben
entwickelt, das einen idealen Ablauf von Arbeitsschritten in einer
linearen Reihenfolge vorsieht. Da sein Modell die Rahmenbedingungen
des Schreibens (z. B. Langzeitgedächtnis oder Aufgabenumgebung)
unberücksichtigt lässt und zugleich auf eine Monitoring-Instanz zur
Kontrolle, Überwachung und Steuerung des Schreibprozesses außen vor
lässt, gewinnt man bei der Betrachtung des Modells den Eindruck,
dass die Arbeitsschritte streng hintereinander abgearbeitet werden
müssen.
Allerdings betont auch Kruse,
dass Schreiben selten linear geplant und durchgeführt werden kann. (vgl. Kruse
2007, S. 114).
Auch wenn die Planung noch so gut sei, müsse man häufig einmal
getroffene Entscheidungen verändern oder Ergänzungen vornehmen. (vgl.
ebd.) Oft
gelinge es gerade diese Änderung produktiv zu machen, denn oft sei
es "gerade das Unerwartete und Überraschende, das sich unterwegs
einstellt", das "die Qualität neuen Wissens besitzt" (Kruse
2007, S. 115).
Vom leeren Blatt, über das Exposé, den Rohtext zur Manuskriptfassung
Kruses Modell bezieht sich auf das wissenschaftliche Schreiben.
Aus diesem Grund haben Informationsgewinnung und Recherchen einen
besonders hohen Stellenwert in seinem Modell, das eine Vielzahl von
Arbeitsschritten umfasst. Dabei verzichtet er auf die explizite
Darstellung einer Formulierungsphase, stellt aber ans Ende der
jeweiligen Phasen immer wieder ein "Zwischentextprodukt" (Exposé,
Rohtext, Manuskriptfassung).
Die Textentwicklung erfolgt in dem Modell in vier Stufen.
- Ausgehend vom leeren Blatt wird in der ersten Phase
des Schreibprozesses ein Exposé erstellt. In dieser
Phase wird der Schreibprozess geplant und es werden
notwendige Abstimmungen für seine Durchführung vorgenommen.
Dabei muss
-
der
Schreibauftrag geklärt
-
ein Thema
gefunden werden
-
erste
Recherchen vorgenommen werden
-
das Thema
eingegrenzt werden
-
eine
Fragestellung entwickelt werden, eine oder mehrere Thesen
formuliert und eine Schreibziel festgelegt werden
-
die
geeigneten Methoden geklärt und festgelegt werden
-
der Rahmen
der Schreibaufgabe (Umfang, Qualität, Termine) geklärt
werden
-
Das Rohtext
wird in der zweiten Phase erstellt. Dazu muss Material
gesammelt und/oder Daten müssen erhoben werden.
Im Einzelnen wird / werden
-
werden
systematische Recherchen durchgeführt
-
Materialien /
Texte gelesen und exzerpiert
-
Daten
verarbeitet, strukturiert und visualisiert
-
eine
Gliederung erstellt
-
Die
Manuskriptfassung entsteht in der dritten Phase, welche sich
um die Arbeit am Text und Überarbeitungen des Textes dreht.
In dieser Phase
-
werden
inhaltliche Überarbeitungen vorgenommen
-
wird Feedback
eingeholt
-
wird der Text
sprachlich überarbeitet
-
wird das
Layout des Textes gestaltet
-
wird der Text
insgesamt Korrektur gelesen
Im Allgemeinen
endet der Schreibprozess von Studierenden an dieser Stelle, da
eine normale Hausarbeit z. B. keine Publikationsfassung
erforderlich macht, wie dies bei Doktorarbeiten erforderlich
ist.
-
Die
Publikationsfassung entsteht in der vierten Phase, in der
der Schreibprozess abgeschlossen und das entstandene
Schreibprodukt publiziert wird.
In dieser Phase wird der fertige Texte
und am Ende ein
Feedbackprozess in Gang gesetzt.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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