Der Dramentitel ist im
Allgemeinen das erste, was ein Leser oder Zuschauer eines Theaterstücks zu
sehen bzw. zu lesen bekommt. Gemeinhin wird von dem Titel des Dramas
erwartet, dass er "auf ein zentrales Moment des folgenden Textes
verweist". (Pfister
1977, S.69) Dies kann geschehen durch
-
Verweis
auf die zentrale Figur
-
Vorwegnahme der
Atmosphäre des Stücks
(»William
Shakespeare (1564-1616) Twelfth Night (Was
Ihr wollt) 1602
-
Andeutung des
zentralen Handlungsmoments
(z.B. »Heinrich
von Kleist (1777-1811):
Der zerbrochne Krug, entstanden 1803–1806;
»William
Shakespeare (1564-1616) The Taming of the Shrew
(Der
Widerspenstigen Zähmung ; um 1594, gedruckt 1623)
-
Vorschlagen
eines bestimmten Bewertungsschemas für das dramatische Geschehen
(»Pierre
Carlet de Marivaux (1688-1763)
Le Jeu de l’amour et du hasard (1729) ((Spiel von) Liebe und
Zufall)
-
pointierte Zusammenfassung der gedanklichen Quintessenz eines Stückes
(»Pedro
Calderón de la Barca (1600-1681)
La vida es sueño, Versdrama 1636 (dt.
Das Leben ein Traum, 1816)
(vgl.
Pfister
1977, S.69f.,
Asmuth
2004, S.20ff.)
Die Vorinformationen über ein Stück, die durch einen Titel vergeben
werden, können dabei allerdings auch vom Autor bewusst zur Fehlinformation
der Rezipienten eingesetzt werden. In diesem Fall sollen die Erwartungen
bewusst enttäuscht werden, um die Aufmerksamkeit zu steuern, denn gemeinhin
richtet sie sich in solchen Fällen auf diese Abweichungen von den
Erwartungen und der Titel fungiert als eine Art Kontrastfolie.
Die nachfolgenden Dramentitel liefern unterschiedliche Vorinformationen
über das Stück: