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Achtung! So besteht man keine Prüfung
Im Internet kursieren mittlerweile etliche Inhaltsangaben zu ▪
Wolfgang
Borcherts
Kurzgeschichte
»Nachts
schlafen die Ratten doch«.
Manchmal springen einem die Mängel geradezu ins Auge, wie dies
beim nebenstehenden Beispiel der Fall ist. Nicht viel besser sieht
es bei dem weiter unten stehenden Beispiel aus.
Wer diese Inhaltsangaben einfach per drag'nd drop kopiert und
plagiatiert, ist leicht zu überführen. Aber was eigentlich schwerer
wiegt, ist die Tatsache, dass jemand, der dies tut, offenbar nicht
in der Lage ist, die Qualität der Inhaltsangaben zu beurteilen.
Ansonsten müssten ihr / ihm die Fehler und Mängel auffallen. Alles
zusammen zeugt von mangelnder Fachkompetenz, Schreibkompetenz und
Medienkompetenz des Plagiateurs.
Darüber reflektieren, was den Inhalt der Kurzgeschichte ausmacht
Wer eine Inhaltsangabe zu ▪
Wolfgang
Borcherts
Kurzgeschichte
»Nachts
schlafen die Ratten doch« verfassen will, muss sich zunächst
einmal die Frage stellen, was bei einem Text, dessen Erzähler ganz
überwiegend den Dialog zweier Figuren darbietet, eigentlich den
Inhalt ausmacht.
Die
äußeren Handlungen der Figuren sind schließlich nur sparsam erzählt:
Jürgen sitzt auf dem Boden und hält einen Stock umklammert. Ein
älterer Mann mit einem Korb und einem Messer in der Hand kommt hinzu
und verlässt den Ort am Ende der Geschichte wieder. Beide Figuren
reden miteinander. Was die Figuren also tun, ist schnell skizziert.
Das ist aber nur dann der Fall, wenn das, was sie und wie sie
miteinander sprechen, nicht ebenfalls
als Inhalt bzw. Handlung der Geschichte aufgefasst wird. Doch genau
auf diese sprachlichen Handlungen kommt es ja gerade bei dieser
Geschichte an. Wenn man das erkennt, hat das natürlich auch
Auswirkungen auf die Wiedergabe des Inhalts. Denn in diesem Fall
kommt es auch darauf an, die Wendepunkte des Gesprächs im
Gesprächsverlauf sichtbar zu machen, um herausarbeiten zu können,
wodurch die Zustandsveränderung von Anfang und Ende der Geschichte
bewirkt wird und worin sie besteht.
Musterbeispiel einer Inhaltsangabe zu Borcherts Kurzgeschichte
"Nachts schlafen die Ratten doch"
In der Kurzgeschichte "Nachts schlafen die Ratten doch" von
Wolfgang Borchert, erschienen 1949 in "Das Gesamtwerk, Hamburg:
Rowohlt 1949, S.216-219) geht es um die Begegnung eines vom Krieg
traumatisierten Jungen mit einem älteren Mann, dessen einfühlsame
Kommunikation dem Jungen hilft, den Verlust seines kleineren Bruders
erträglicher zu machen. In den Ruinen eines von einem Bombenangriff
zerstörten Hauses sitzt der siebenjährige Jürgen am frühen Abend und
hält mit einem großen Stock bewehrt eine Art Totenwache für seinen
seit Tagen irgendwo unter den Trümmern
verschütteten und vermutlich umgekommenen vierjährigen Bruder. Ohne
hochzusehen, bemerkt er einen älteren Mann mit einem Messer und
einem Korb in der Hand, der wissen will, ob er hier schlafe. Jürgen
verneint das und erklärt dem Mann, dass er auf etwas aufpassen
müsse. Als der Mann ihn nach dem Grund dafür fragt, gibt Jürgen an,
er könne nicht darüber sprechen. Die Vermutung des Mannes, er passe
wohl auf Geld auf, weist Jürgen verächtlich
zurück und will weiterhin nicht preisgeben, warum er das tue. Mit dem Hinweis, unter diesen Umständen werde
er Jürgen auch nicht sagen, was er in seinem Korb habe, weckt der
Mann das
Interesse Jürgens. Dieser vermutet, dass es sich um
Kaninchenfutter handelt. Er beteiligt sich an einem kleinen
Rechenbeispiel und erfährt dadurch, dass der Mann etliche
Kaninchen besitzt. Das Angebot des Mannes, sich die
Kaninchen anzusehen, schlägt er dennoch aus, weil er an Ort und Stelle bleiben
müsse und dies auch nachts. Seit Sonnabend sei er so Tag und Nacht
in den Trümmern und nie nach Hause gegangen. [...]
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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