▪
Kooperatives Lernen
▪ Praxis der Lernberatung
(Scaffolding)
▪
Überblick
▪
Lernberatung bei der Planung
▪
Lernprozesse anregen ▪
Lernhandlungen ausführen
▪
Selbstbewertung unterstützen ▪
Selbstbeurteilung anregen
▪
Gruppenunterricht
Fragebögen zur Gruppenprozessanalyse
▪
Fragenkatalog zur
Organisation des Lernprozesses bei kooperativem Lernen
Gruppenunterricht und kooperatives Lernen
Gruppenunterricht,
wie er in diesem Arbeitsbereich verstanden wird, ist eine Form des
kooperativen Lernens, das
pädagogische und didaktische
Aspekte besitzt. Er ist einer der konstitutiven Teile für ▪
offene
und ▪
kompetenzorientierte Unterrichtskonzepte.Es gibt heute weder für
das eine noch das andere eine allgemeine verbindliche Definition, die
beides wirklich überzeugend voneinander abgrenzen kann. Allenfalls
könnte man sagen, dass kooperatives Lernen eine Art übergeordneter
Klassenbegriff für alle Lernformen darstellt, die Lern- und
Kompetenzziele durch positive Kooperation, statt ▪
Kompetition oder auf individualistischer Basis anstreben.
Was Konzepte kooperativen Lernens zusammenführen, speist sich dabei ▪
aus ganz unterschiedlichen Quellen, die sich auch in dem Verständnis
von Gruppenunterricht niederschlagen, dem in diesem
teachSam-Arbeitsbereich gefolgt wird. Im Vordergrund wird
Gruppenunterricht also hier nicht als eine Sozialform des Unterrichts
aufgefasst, was er aber zweifellos auch ist, sondern als eine
Organisationsform besonderer Art für Lernprozesse in einer über die
Partnerarbeit hinausgehenden Mehrzahl von Schülerinnen und Schülern, die
in gewöhnlich kleineren Gruppen zusammenarbeiten, um in einem insgesamt
förderlichen Lernsetting mit
einer entsprechenden
Kooperations- und ▪
Feedbackkultur
, aber auch einem geeigneten System der ▪
Lernberatung
(Scaffolding) durch eine Lehrperson ihre Lernprozesse in
unterschiedlichen Graden von Eigenverantwortlichkeit zu planen, zu
gestalten und zu reflektieren.
Dabei macht Gruppenunterricht als keineswegs nur aus, dass "der
Klassenverband auf Zeit in Kleingruppen aufgelöst wird und diese bei
definierter Aufgabenstellung jeweils eigenständige Lösungen erarbeiten,
die ggf. wieder in ein Gesamtergebnis eingebracht werden.“ (Terhart 1989,
S.22f.). Schon eher in greift die Definition, die
Gudjons (1993), als die Kompetenzorientierung noch nicht in aller
Munde war, formuliert hat:
"Wir verstehen unter (Klein-)Gruppenunterricht im engeren Sinn
einen Unterricht:
-
in Kleingruppen (meist 3 - 6 Schüler) einer Klasse
-
beim selben Lehrer, zur selben Zeit, meist auch im selben Raum und
-
mit Aufgabenstellungen, die in einem unterrichtlichen Zusammenhang
stehen und auf die Entwicklung von Kooperationsfähigkeit, auf
fortschreitend-entdeckendes Verhalten und gemeinsame Problemlösungen
zielen."
In Zeiten digitaler Kommunikation und Home-Schooling findet
kooperatives Lernen und Gruppenunterricht in vielfältigen Formen statt.
Sie braucht nicht zwingend nur synchron (in "Echt-Zeit") und in
unmittelbarer Kopräsenz von Sender und Hörer stattfinden, sondern kann
auch auch asynchron, d. h. zeitversetzt, als sogenannte
zerdehnte Kommunikation
Ehlich
1983) organisiert werden.
Und auch das Lernen in Gruppen über das Internet und
Gruppenunterricht mit Hilfe von Videokonferenzsystemen wie z. B. dem »Virtuellen
Klassenzimmer (meetzi) oder »Zoom
und ▪
kollaboratives Schreiben im und für das Internet haben seit der »COVID-19-Pandemie
2019-2020f. mit dem zeitweiligen »Lockdown
(2020) und dem Schließen der Schulen für Präsenzunterricht zu neuen
Herausforderungen geführt.
Vorzüge des Gruppenunterrichts
Was
Gudjons
(1993) u. a. vor langer Zeit, als er sich erst noch gegenüber dem
herkömmlichen Frontalunterricht behaupten musste, über die Vorzüge von
Gruppenunterricht gesagt hat, ist jede jedenfalls im Zuge der
Kompetenzorientierung des Unterrichts wohl insgesamt unstrittig:
-
Kooperativ arbeitende Lerngruppen erbringen fachspezifische
Lernerfolge, die deutlich über denen vergleichbarer Kontrollklassen
liegen
-
Kooperativ lernende Schüler können u. U. ihr Selbstwertgefühl
steigern, weil sie sich selbst mehr zutrauen; zugleich fühlen sie,
für andere wichtig zu sein.
-
Über die Entwicklung individueller
»Sozialkompetenz hinweg werden
die sozialen Beziehungen innerhalb einer ganzen Schulklasse
gefördert.
-
Vor allem Schülerinnen und Schüler, die im herkömmlichen
Frontalunterricht von ihrem Naturell her eher "untergehen“,
haben in Kleingruppen weit höhere Chancen sich zu beteiligen.
Außerdem haben sie höhere Chancen, ihre soziale Sensibilität
füreinander weiter zu entwickeln.
-
Kooperativ arbeitende Schüler können auch im kognitiven Bereich
bessere Ergebnisse erzielen, weil ihr selbständiges Denken bei der
Problem- bzw. Aufgabenbewältigung stärker gefördert wird.
-
Im Bereich sozialen Lernens führen die kooperativen Arbeitsformen
des Gruppenunterrichts zu intensiverer Beschäftigung der Schülerinnen
und Schülern miteinander. Dadurch verbessern sich ihre
Feedback-Möglichkeiten. Außerdem wird die kommunikative Kompetenz
der Schüler nachhaltig gefördert, weil sie im Gruppenunterricht
lernen können, einander zuzuhören, aufeinander einzugehen, gemeinsam
Entscheidungen vorzubereiten und zu fällen u. dgl. m.
(vgl.
Gudjons
1993, S.18f.)
Und
Reinhard
Fuhr (1992, S.46f.) hat diese Vorzüge in einem Narrativ anschaulich
zur Darstellung gebracht, das die Grundprinzipien kooperativen Lernens
im Gruppenunterricht wiedergibt:
"Wir haben uns in der Gruppe zu einer Aufgabe zusammengefunden, die keiner
von uns allein bewältigen könnte. Unsere Gruppe besteht aus drei bis
fünf Teilnehmern. Die Teilnahme jedes einzelnen in dieser Gruppe ist
sowohl im Hinblick auf die Aufgabe als auch auf die Personen, die sich
zusammenfinden, freiwillig, wenn auch die Sympathien untereinander
keineswegs gleichmäßig verteilt sind. Ein wichtiges (wenn auch nicht das
einzige) Motiv unserer Zusammenarbeit ist, dass wir gemeinsam etwas
gestalten wollen, etwas, das Wirkung auf uns selbst und auf andere
ausübt. Und wir wollen etwas Wichtiges für uns erfahren und lernen. Wir nehmen uns die Zeit, uns kennen zu lernen, unsere Kompetenzen und
Arbeitsstile einschließlich einiger nicht zu übersehender 'Macken'
gegenseitig einzuschätzen. Wir erkunden auch unsere jeweiligen Interessen
aneinander und an den Aufgaben, die durchaus unterschiedlich sind und sich
in mancher Hinsicht sogar widersprechen. Wir organisieren unsere Arbeit: wir entwerfen einen Gesamtplan für unsere
Arbeit und überlegen uns die ersten Schritte. Wenn sich nach einiger Zeit
herausstellt, dass unser Plan nicht zu verwirklichen ist, verändern wir
ihn. Wir treffen Absprachen über Teilaufgaben, die Einzelne im Rahmen der
Gesamtaufgabe übernehmen können, je nach deren speziellen Fähigkeiten
und Möglichkeiten. Jeder bringt seine Ausarbeitungen dann wieder in die
Gruppe ein; dabei üben wir untereinander ein gewisses Maß an sozialer
Kontrolle aus, damit die Arbeitsbelastungen in etwa gleichmäßig verteilt
sind und Absprachen eingehalten werden. Konflikte, die bei der Planung und der Diskussion der Ergebnisse
entstehen, sprechen wir, so weit uns es uns möglich ist, offen an. Dabei
haben sachliche Argumente keine größere Bedeutung als persönliche
Empfindungen und Gefühle. Meistens finden wir eine Lösung, die alle
mittragen können, manchmal arbeiten wir auch zusammen weiter in dem Bewusstsein,
dass es den einen oder anderen Konflikt in der Gruppe gibt, der nicht zu
lösen ist. Wir unterstützen und kritisieren uns gegenseitig bei der Arbeit und wir
bestätigen uns gegenseitig für die Ideen und Arbeitsleistung, die jeder
einbringt. In den Gesprächen hören wir einander zu und versuchen, die
Gedanken des anderen zu verstehen, bevor wir sie kritisieren und
abschätzen. In der Leitung der Gespräche wechseln wir uns ab. Vielleicht
ist einer von uns der Chef, weil er sich am meisten für die Erledigung
der Aufgabe verantwortlich fühlt, aber im Gespräch sind wir weitgehend
gleichberechtigt. Lockerheit und Strenge, Spaß und Ernsthaftigkeit,
Intensität und Leichtigkeit wechseln sich in der Arbeit ab. Wenn wir ein Produkt ausgearbeitet haben, freuen wir uns gemeinsam
darüber und sind auch ein wenig stolz, etwas geschafft zu haben. Und wir
brennen darauf, anderen davon in einer Weise mitzuteilen, dass sie von uns
angeregt werden; jedenfalls sollen sie nicht gleichgültig bleiben, wenn
wir unser Arbeitsergebnis präsentieren."
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.08.2020
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