Frau Kern hat sich im
Gespräch mit der Klassenlehrerin ihres Sohnes Kai Rat geholt (Bild
links). Am nächsten Tag äußert sie sich gegenüber Kai. (Bild rechts) |
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Im hier vorliegenden Fall hält sich die Mutter bei ihrer indirekten
Wiedergabe sogar noch sehr stark an den Wortlaut der Äußerung der
Klassenlehrerin. Sicher ist dies allerdings bei einer derartigen Form der
indirekten Wiedergabe keineswegs.
Sie könnte damit genau so gut - und zwar
auch mit anderen Worten - den Sinn der Äußerung bzw. die von ihr
angenommenen Intentionen (Absichten) des
Sprechaktes der Lehrerin
wiedergeben.
Oft reichen solche Signale
(Wiedergabeindizes) kaum aus, denn sie können zum Teil auch nur auf
einen Sachverhalt oder ein Verhalten verweisen und stellen dann natürlich
nicht notwendigerweise auch tatsächlich gesagte oder geschriebene
Primäräußerungen dar.
Aus diesem Grund kann es auch leicht zu
Entstellungen kommen, wenn der jeweilige Sprechakt, anders als vom
Sprecher gemeint, bezeichnet wird.
Mit der Bezeichnung des
Sprechaktes kann derjenige, der eine Äußerung wiedergibt, diese
also auch ganz
eindeutig kommentieren bzw. interpretieren.
Nur wenn der Sprechakt selbst vom Sprecher der Primäräußerung selbst
explizit ausgesprochen wird, kann man bis zu einem gewissen Grad von
einer mehr oder weniger korrekten indirekten Wiedergabe ausgehen. Dies ist
bei
performativen Äußerungen wie dem des Versprechens der Fall oder wenn der
Sprecher dies selbst explizit äußert.
Beispiel:.
"Ich warne Sie! Tun Sie sich nicht mit sexistischen Sprüchen bei Ihren
männlichen Kollegen hervor!"
Die Primäräußerung, die dem
oben unter Warnung formulierten Beispiel zugrunde liegt, hätte die
Sprecherin allerdings auch anders realisieren können., z. B.:
"Fangen Sie bloß nicht mit sexistischen Sprüchen an, um bei ihren
männlichen Kollegen Eindruck zu schinden!"
Im Gegensatz zu
konjunktivischen Formen der indirekten Wiedergabe steht
derjenige, der eine Primäräußerung in einer Hauptsatz-Infinitiv-Konstruktion
wiedergibt, damit im Prinzip nicht dafür ein, dass dies auch tatsächlich so
gesagt worden ist.
Dies gilt in gewisser Hinsicht aber für alle
nichtkonjunktivischen Formen der Textwiedergabe, deren Nähe zum Wortlaut der
wiedergegebenen Primäräußerung in ähnlicher Weise gestaltet werden kann.
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▪ Baustein
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2020