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Kausale Argumente
Kausale Konjunktionen signalisieren einen Grund-Folge-Zusammenhang
Kausale Konjunktionen signalisieren als
konzeptionelles Deutungsmuster einen Grund-Folge-Zusammenhang (kausale
Beziehung), der zwischen bestimmten Aussagen in bestimmten Teilsätzen
eines Gesamtsatzes (▪
Konjunktionalsatz) besteht. Der Begriff kausal kommt
dabei aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie ursächlich und damit das
Verhältnis von Ursache und Wirkung betreffend.
- Wenn die Aussage des
Nebensatzes (= h: ▪
Kausalsatz) dabei die Aussage im übergeordneten
Hauptsatz begründet,
spricht man auch von einer Subjunktion
(= unterordnende Konjunktion).
Sie verändern im Unterschied zu den Konjunktionen die Syntax des von
ihnen eingeleiteten Satzes. In diesem Nebensatz nämlich rückt die finite
Verbform an die letzte Stelle (Verbletztstellung)
Beispiel: Wir sagen einander die Wahrheit, weil wir aufrichtig
sind.
Folgende Konjunktionen (Subjunktionen) signalisieren eine kausale
Beziehung:
Daneben gibt es aber noch weitere Nebensatzeinleitungen, die eine kausale
Beziehung kennzeichnen. Allerdings sind sie nicht eindeutig kausal und
wirken auch stilistisch eher etwas schwerfällig.
weil |
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wird zur kausalen Verknüpfung von
Aussagen am meisten verwendet und lässt sich
besonders vielseitig einsetzen.
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wenn ein Sachverhalt begründet bzw. erklärt wird (=
faktisches 'weil' ,
das die Ursache, den Realgrund
angibt) (vgl.
Feilke 1996c, S.41); auch als "propositionales
'weil' bezeichnet (vgl.
Küper
1991, S.136);
"genuiner
Propositionsbezug" (Redder
1990, S.47);(Bsp. c)
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wenn angegeben werden soll, woher ein Sprecher sein
Wissen hat bzw. wie er zu der vorangestellten Aussage
gelangt, bzw. wie er auf sie geschlossen hat. (=
epistemisches 'weil'
zur Rechtfertigung des
Erkenntnisgrunds) (vgl.
Feilke 1996c, S.41); auch als "diagnostisches
'weil' bezeichnet (vgl.
Küper
1991, S.136); (Bsp. d)
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wenn eine Einstellungsäußerung unabhängig von
Wahrheitsbedingungen begründet werden soll (=
expressives 'weil' auf den
Handlungsgrund
bezogen) (Bsp. e)
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wenn in
einer Argumentation
Fragen nach Geltungsgründen beantwortet werden sollen
(vgl.
Kopperschmidt 2000, S.56)
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vorwiegend unterordnende Funktion (vor- oder
nachgestellter Satz) (s. Beispiel a und b)
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in der gesprochenen Sprache auch nebenordnend,
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leitet bevorzugt Sätze ein, die "Neues und Wichtiges als
Begründung“ für die im vorangehenden oder nachgestellten
Satz gemachte Aussage anführen (vgl.
Engel
1998, S.268)
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Weil die Winterreifen abgefahren
waren, konnte das Auto auf der schneebedeckten Fahrbahn
nicht mehr rechtzeitig bremsen.
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Die
Klimaerwärmung nimmt zu, weil der CO2-Ausstoß in die
Atmosphäre auf der ganzen Welt weiter wächst.
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Das Haus brennt,
weil eine Stromleitung durchgeschmort ist.
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Es brennt, weil
ich die Sirene der Feuerwehr höre.
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Ich finde das
Gedicht schön, weil ich das, was da steht, so richtig
nachempfinden kann.
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da
(meistens vorangestellt) |
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bezieht sich
auf eine besondere Art von
Kausalität,
nämlich den Verweis auf einen „»selbstverständlichen Grund«,
einen Grund, den eigentlich jeder kennen und akzeptieren
sollte.“ (vgl.
Engel
1998, S.268)
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Wo eine solche
Selbstverständlichkeit ausgeschlossen werde, darf da,
so
Engel (1998, ebd.), dementsprechend nicht verwendet
werden.
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leitet
meistens thematische
Kausalsätze ein
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Aber: manchmal
ist da auch eine temporale Konjunktion, wie im
folgenden Satz: der Tag, da Mutter starb (vgl.
ebd.)
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Da-Sätze
können nicht auf Warum-Fragen antworten (Engel
2004/2009, S.401)
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Da du nicht für die Prüfung
gelernt hast, bist du jetzt durchgefallen.
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Der schlechte, da ungenau synchronisierte Film.
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denn |
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zumal (da) |
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um so mehr/ um so weniger |
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Er konnte den Beamer gar nicht
kaputt gemacht haben, um so mehr als er an diesem Tag gar
nicht in der Schule war.
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Die Klimaschutz
kommt kaum voran, um so weniger die Staaten ihre Interessen
gegeneinander ausgleichen können.
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nachdem |
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streng
genommen, eine temporale Konjunktion, und ihre kausale
Verwendung, entspricht nicht der Standardsprache. (vgl.
Heringer 1989, S. 310)
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wo |
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Weil-Sätze als Antworten auf Fragen nach den Geltungsgründen in
einer Argumentation
Kopperschmidt (2000, S.56) macht am Beispiel von
Geltungsverschiebungen, die bei einem
infiniten
Regress nach dem Muster "p (gilt), weil q (gilt), weil r (gilt),
weil s (gilt) ...)" den
Geltungsanspruch jedes vorgebrachten, mit "weil"
verknüpften Arguments immer weiter in Frage stellt, darauf
aufmerksam. dass diese prinzipiell nicht zu bremsende Dynamik nicht
nur nur die Methoden der Geltungssicherung in Argumentationen
aushebelt, sondern auch auf dem Missverständnis beruht, das "das
Argumentationsprinzip kontraintuitiv als Deduktionsprinzip"
auffasst.
Gefährlicher und
folgenreicher erscheint ihm aber, dass Sätze die Konjunktion
weil verwenden, um
damit "sowohl Fragen nach Realgründen
(Ursachen/Motiven) wie Fragen nach Geltungsgründen" (ebd.)
zu beantworten. Das faktische weil
zielt insofern auf Wissensfragen, während das geltungsbezogene
weil, als Antwort auf eine
entsprechende Warum-Frage (Geltungsfrage)
auf die Gültigkeit eines Arguments richtet, indem "die für
Argumentationen so typische Weil-Konjunktion (...) erkennbar den
(problematisierten) Geltungsanspruch von p mit dem als (unstrittig
unterstellten) Geltungsanspruch von q: p gilt, weil q gilt. Nach
dieser Formel gilt p in Abhängigkeit von q; doch diese Abhängigkeit
kann nur behauptet werden, wenn es eine einleuchtende
Geltungsbeziehung zwischen p und gibt;" (ebd.,
S.57, vgl.
Kopperschmidt 1989,
S.68-75)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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