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Konjunktionalsätze

Kausalsätze

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
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Kausale Argumente (Rhetorik)
Analyse von Alltagsargumentationen
▪ Grammatische Analyse der Textstruktur
Überblick
Formen der Wiederaufnahme
Die Vertextung von Sätzen

Die Bezeichnung Kausalsätze steht für ein Verhältnis der Kausalität bzw. Konditionalität zwischen zwei Teilsätzen eines zusammengesetzten Satzes (Gesamtsatzes) (▪ Konjunktionalsatz). Dass dieses Verhältnis zwischen zwei Teilsätzen besteht, kann man vergleichsweise leicht an drei Punkten erkennen, nämlich am Nebensatz, den man deshalb vereinfacht Kausalsatz nennt, an bestimmten Ausdrücken im Hauptsatz (Korrelate), die darauf verweisen, und - allerdings mit Einschränkungen - auch an den einleitenden kausalen Konjunktionen (Subjunktionen), sofern sie vorhanden sind.

Das grammatische Verständnis des Ausdrucks von Kausalität und Konditionalität ist eine wesentliche Voraussetzung für die Lese- und die Schreibkompetenz.

Es spielt nicht zuletzt beim ▪ Argumentieren, beim mündlichen Argumentieren wie beim argumentativen Schreiben (argumentative Themenentfaltung, ▪Texte verfassen) eine ganz maßgebliche Rolle. Ein mangelndes Verständnis kann dabei nicht nur zur erheblichen Missverständnissen führen, welche die Kommunikation beeinträchtigen, sondern auch zu gravierenden Fehldeutungen und Fehlentscheidungen in den unterschiedlichsten Kontexten führen.

I. Kausalsätze lassen sich auf unterschiedliche Art und Weise einteilen.

Nach Art bzw. der Bedeutung der Kausalität kann man Kausalsätze danach unterscheiden, ob sie

Auf dieser Grundlage lassen sich auch der Gebrauch bestimmter ▪ kausaler Konjunktionen (Subjunktionen) einteilen (z. B. ▪ faktisches 'weil', ▪ epistemisches 'weil' oder ▪expressives 'weil')

Man kann ferner eingeleitete von uneingeleitete Kausalsätze unterscheiden:

  • Uneingeleitete Kausalsätze werden stets nachgestellt und verlangen, ähnlich wie die mit wo eingeleiteten Kausalsätze häufig die Abtönungspartikel doch. Sie nennen im Allgemeinen einen "Grund, der entweder allgemein akzeptiert ist oder den jeder akzeptieren sollte". Sie kommen nur in der Schriftsprache vor und gelten heute aber als veraltet. (Engel 1998, S.269)

    Beispiel:
    Sie ging gerne in das Restaurant am Seeufer, hatte sie doch dort vor langer Zeit ihren Mann kennen gelernt.

  • Eingeleitete Kausalsätze stellen die Mehrzahl der Kausalsätze dar. Dabei werden diese Kausalsätze mit Konjunktionen wie z. B. ▪weil oder ▪ da eingeleitet.

  • Eine Sonderrolle nehmen kausale Partizipialphrasen ein, bei denen der kausale Charakter aber erst erfasst werden kann, wenn die Inhalte der Teilkonstrukte erschlossen worden sind. Kausale Partizipialphrasen sind immer vorangestellt.

    Beispiel:
    Hinter einer fremden IP-Nummer versteckt, schickte er eine E-Mail nach der anderen los, um ihr Angst zu machen.

II. Kausalitätsverhältnisse auf Satzebene im Einzelnen
1. Kausale Satzverknüpfung ohne jedes Verknüpfungsmittel (Kohäsionsmitttel)

Grundsätzlich kann eine bestimmte Folge von Sätzen ohne jegliches Verknüpfungsmittel kausal gemeint ist und kausal verstanden werden. Ähnlich ist dies auch bei den kausalen Partizipialphrasen.

So sind die beiden Sätze "Lukas kommt nicht in die Schule. Er ist krank." zwar auf der Oberfläche schon durch die ▪ explizite Wideraufnahme durch das Personalpronomen (er) mit dem Mittel der Pronominalisierung markiert, zugleich inferiert der Hörer/Leser aber, damit die Sätze ▪ "vertextet" werden, d.h. das Ganze als ein zusammenhängender Text funktioniert, gleichzeitig ein Kausalitätsverhältnis zwischen beiden Sätzen, das auch explizit formuliert sein könnte. Dazu müsste man an den Anfang des zweiten Satzes lediglich die begründende Konjunktion "denn" stellen.

Ob kausale Beziehungen ohne Verknüpfungsmittel in der Kommunikation auch so verstanden werden, hängt in hohem Maße vom Kontext ab, der auf der Texttiefenstruktur, auf der Ebene der Textkohärenz, für die Herstellung der Kausalität sorgen muss. Zudem sind solche an der Textoberfläche nicht mit einem Kohäsionsmittel, wie z. B. Konjunktionen, signalisierten kausalen Beziehungen eher in der mündlichen Kommunikation, z. B. im Rahmen von Alltagsargumentationen als beim schriftsprachlichen Kommunizieren zu finden.

Beispiel: Die Klausur wird verschoben, die Klasse macht an diesem Tag einen Ausflug.

2. Explizite Markierung der kausalen Beziehung zwischen (Teil-)Sätzen

Die kausale Beziehung, die zwischen den Teilsätzen hergestellt wird, wird häufig mit den kausalen Konjunktionen weil,  da  der auch denn ausgedrückt, die den Nebensatz einleiten und ihn zum Kausalsatz machen.

Beispiele: Da das Wetter schlechter wurde, konnte der geplante Ausflug nicht durchgeführt werden. - Neujahrsvorsätze sind meistens keine gute Idee, weil ein Termin allein keine belastbare Motivation für eine Verhaltensänderung darstellt.

3. Signalisierung von Kausalität durch den Hauptsatz

Man kann aber Kausalität auch ausdrücken, indem man den Hauptsatz so formuliert, dass er die Kausalität signalisiert. In den nachfolgenden Sätzen leisten dies weswegen oder weshalb.

Beispiele: Es hat die Nacht durchgeschneit, weswegen das Spiel abgesagt wird. - Das Spiel ist ausgefallen, weshalb wir einen neuen Spieltermin festlegen müssen.

4. Signalisierung von Kausalität durch den nachgestellten Nebensatz (Kausalsatz)

Wenn die Teilsätze so miteinander verknüpft werden, dass der Nebensatz (Kausalsatz) nachgestellt ist, kann statt weil oder da auch die Konjunktion denn  oder nämlich verwendet werden. In mündlicher Sprache geht dies auch mit ja, doch, eben und halt.

Beispiele:

  • Der LKW ist von der Straße abgekommen, denn es hatte sich Blitzeis auf der Straße gebildet.

  • Das Rauchen wird in allen öffentlichen Räumen untersagt, das Mitrauchen schädigt nämlich auch die Nichtraucher.

  • Das Meeting findet nicht statt, die Teilnehmer aus Japan können doch nicht kommen.

  • Übermäßiges Sonnenbaden ist ein unterschätztes Risiko, die Schäden zeigen sich ja erst in späteren Jahren.

  • Die gegenseitige Rücksichtnahme fehlt, das ist eben die Ursache für viele Streitereien unter Nachbarn.

  • Ich kann einfach keine Aufsätze schreiben, ich bin halt dafür nicht begabt.

5. Weitere grammatische und stilistische Formen zum Ausdruck von Kausalität

Neben den Kausalsätzen, die hier als Teilsätze von Gesamtsätzen, z. B. Satzgefügen aus Haupt- und Nebensätzen, verstanden werden, gibt es auch noch andere grammatische und stilistische Formen, um kausale Beziehungen zwischen verschiedenen Aussagen zu signalisieren.

Allerdings ist die Verwendung der nachfolgend aufgeführten Präpositionen, die ohnehin nicht das Gleiche bedeuten, stilistisch nicht immer zu empfehlen.

  1. In einem einfachen Satz sind vor allem adverbiale Präpositionen für das Herstellen einer kausalen Beziehung auf der Textoberfläche zuständig. Dazu zählen: wegen, angesichts, durch, dank, infolge, zufolge, anlässlich, mangels, aufgrund (auf Grund), aus, gemäß, bei, kraft, halber, um ... willen, von ... wegen, vermöge, vor, auf

Beispiele:

Wegen Regens fällt die Vorstellung aus. - Angesichts von Staus auf den Autobahnen blieben viele Reiselustige noch zu Hause. - Durch zu langes Sonnenbaden kann man Sonnenbrand bekommen. - Dank des Einsatzes von Freiwilligen konnte das Projekt durchgeführt werden. - Infolge von Bauarbeiten bleibt das Hotel vorübergehend geschlossen. - Unbestätigten Meldungen zufolge hat der Präsident sein Amt aufgegeben. - Anlässlich der Verleihung des Buchpreises an den Autor kam es zu heftigen Protesten. - Der Angeklagte wurde mangels an Beweisen freigesprochen. - Zum Unfall kam es aufgrund überhöhter Geschwindigkeit. - Das Verhalten erklärt sich aus reiner Gemeinheit. - Gemäß unserer Schulordnung ist in einem solchen Fall Schulausschluss vorgesehen. - Bei dieser schweren Kindheit konnte sich der Jugendliche gar nicht anders entwickeln. - Hiermit erkläre ich sie kraft meines Amtes zu Mann und Frau. - Der Gerechtigkeit halber müssen auch die anderen bestraft werden. - Um unser seligen Mutter willen möchte ich dich bitten, mir zu glauben. - Von Berufs wegen sind manche Menschen einfach kommunikationsfreudiger. - Vermöge eines unglaublichen Willens konnte sie in dieser aussichtlosen Lage überleben. - Vor lauter Aufregung hatte er seinen Text völlig vergessen. - Auf diese dauernde Streiterei über das Haushaltsgeld hin zog sie jetzt endlich Konsequenzen.

  1. Auch mit eher lexikalischen Mitteln lässt sich Kausalität ausdrücken. So kann man verschiedene Mittel einsetzen:

    1. Nominale Mittel: Nomen, die zum Feld der Ausdrücke gehören, mit denen eine Aussage begründet bzw. erklärt werden kann, werden verwendet, um den Begründungszusammenhang explizit zu signalisieren. Dazu zählen z.B. Nomen wie Ursache, Grund, Begründung, Motiv, Anlass, Ursprung

      Beispiele:

      Das Konzert ist abgesagt - Begründung: Der Sänger ist krank. - Die Sängerin hat eine Halsentzündung, das ist der Anlass für die Konzertabsage.

    2. Verbale Mittel: Verben, die zum Feld der Ausdrücke gehören, mit denen eine Aussage begründet bzw. erklärt werden kann, werden verwendet, um den Begründungszusammenhang explizit zu signalisieren. Dazu zählen z. B. resultieren aus, abhängen von, sich begründen in, sich ergeben aus, kommen von, liegen an, in ... begründet liegen, zurückgeführt werden auf.

      Wird die Aussagerichtung umgekehrt erfüllen z. B. die folgenden Verben diese Funktion: begründen, bewirken, hervorrufen, verursachen, nach sich ziehen, sich ergeben aus, verantwortlich sein, erklären, bewirken, veranlassen, zwingen.

      Beispiele:

      Die Sorge der Menschen um ihre Zukunft resultiert aus den düsteren Prognosen für die Klimaentwicklung auf unserem Planeten. - Die hohe Risikobereitschaft junger Leute liegt in den besonderen Entwicklungsaufgaben junger Menschen begründet. - Die Zunahme der Krebserkrankungen in Deutschland kommt von der wachsenden Belastung der Menschen mit Umweltgiften aller Art. - Überhöhte und unangepasste Geschwindigkeit verursacht einen Großteil aller Unfälle im Straßenverkehr. - Die steigende  Computerspielsucht veranlasst viele Eltern wieder mehr Verantwortung für die Medienerziehung ihrer Kinder zu übernehmen. - Die Erhöhung der Lebenserwartung der Menschen erklärt sich vor allem aus der besseren gesundheitlichen Versorgung.

    3. Wortbildungsmittel: Zusammensetzungen mit -halber und -wegen, u. U. auch mit - gemäß

      Beispiele:

      Ehrenhalber verleihen wir Ihnen diese Urkunde. - Wunschgemäß spielen wir das folgende Lied. - Deinetwegen habe ich den ganzen Ärger.

    4. Im Textzusammenhang: vor allem in gesprochener Sprache (z. B. Dialog) können sich bestimmte Redeteile kausal aufeinander beziehen.

      Beispiele:

      - "Ich habe mich anders entschieden."
      - "Warum?"
      - "Ich habe andere Vorstellungen darüber entwickelt."

    5. "Kausale Lücke": Im mündlichen Sprachgebrauch häufig anzutreffendes Kausalitätsverhältnis einer explizit gemachten Aussage zu einer bloß mitgedachten, vom Rezipienten zu ergänzenden Aussage.

      In einem solchen Fall darf der Kausalsatz nicht auf einen in seiner Umgebung stehenden Hauptsatz bezogen werden, denn eine kausale Beziehung besteht nicht zu diesem, sondern nur zu dem zu ergänzenden Satz.

      Man bezeichnet dies als einen redesituierenden Gebrauch des Kausalsatzes, weil der Nebensatz die Rede als solche, nicht aber ihren Inhalt kommentiert. (vgl. Schülerduden. Grammatik 2006, S. 405)

      Beispiele:

      Deine Sonderwünsche gehen - weil du das Ganze endlich einmal ansprichst - immer auf meine Kosten.
      Ergänzt werden muss die Lücke in der "Kausalkette" wie folgt, um die Kausalität richtig zu verstehen:
      Deine Sonderwünsche gehen - ich sage das, weil du das Ganze endlich einmal ansprichst - immer auf meine Kosten.

Kausale Argumente (Rhetorik)
Analyse von Alltagsargumentationen

▪ Grammatische Analyse der Textstruktur
Überblick
Formen der Wiederaufnahme
Die Vertextung von Sätzen

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

    
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie die präpositional ausgedrückte kausale Beziehung in den einfachen Sätzen (5a) in eine Hauptsatz-Nebensatz-Konstruktion mit einem durch eine kausale Konjunktion (Subjunktion) eingeleiteten Kausalsatz um.
  2. Verfahren Sie in gleicher Weise mit den eher lexikalischen Mitteln zum Ausdruck von Kausalität. (5b-1 und 5b-2)
 
 
 

 
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