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Literatur und Stil
▪
Überblick
▪
Rhetorik und Stilistik in der Antike
▪
Stilprinzipien
▪
Ausdruckswerte
▪
Rhetorische Stilmittel: Figuren und Tropen
▪
Stilanalyse im Rahmen der
schulischen Textinterpretation
Der Begriff des
Stilzuges ist wie bei so vielen Begriffen im Umfeld der
Stilistik nicht eindeutig definiert. Er ähnelt in gewisser
Hinsicht dem, was man unter Stilprinzipien versteht, "ist aber
weniger auf die Textgestaltung als vielmehr auf die
Eindruckswirkung beim Rezipienten zu beziehen." (Sowinski
21999, S.79)
Hier wird er im Sinne der ▪ Prager Schule
der Funktionalstilistik als vermittelndes Element zwischen
dem Textganzen und einzelnen Stilelementen
verstanden. Stilzüge ziehen sich nach dieser Auffassung durch den ganzen Text in prägender Art und Weise durch (z. B. "anschaulich,
bildlhaft, locker, knapp, sachlich").
So gesehen sind
Stilzüge Kategorien der
makrostilistischen Analyse
auf Textebene.
Ausdruckswerte als makrostilistische Textzeichen
In der Stilbeschreibung poetischer/literarischer Texte durch ▪
Wilhelm Schneider (1885-1979)
sind die sogenannten ▪
Ausdruckswerte
die maßgeblichen
makrostilistischen
Textzeichen auf der zweiten Ebene der Stilbeschreibung.
Statt einfach
psychologisch mehr oder weniger begründete Ansätze zur
Klassifikation zu nutzen ist für Schneider das Wort bzw. sind
bestimmte Textelemente Ausgangspunkt seiner Klassifikation von
Ausdruckswerten, die auf der Grundlage ihrer Beziehung
zueinander kategorisiert werden.
Die
▪
Ausdruckswerte
(auf teachSam im Arbeitsbereich ▪
Literatur und Stil
ausführlich dargestellt) werden dabei mit bipolaren Kategorien erfasst, die als
Begriffspaare auch "Gradunterschiede" (Schneider 1931,
S.20) zwischen den jeweiligen Polen ermöglichen. Die Ausdruckswerte
beschreiben dabei den jeweils besonderen Bedeutungsaspekt eines
Stilzuges (z. B.
musikalischer Stil vs. plastischer Stil).
Dabei sollen die Ausdruckswerte, die nicht immer klar
voneinander abgegrenzt werden, gerade durch die Zweipoligkeit der
Kategorien die Skalierung von Gradunterschieden und deren
Beschreibung ermöglichen, die entweder näher bei dem einen oder
dem anderen Pol liegen können (vgl.
ebd.,
S.14).

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Stilzüge als Gegensatzpaare in einem mehrdimensionalen
Stilfunktionsmodell (Hoffmann 2017)
 Michael
Hoffmann (2017, S.297f.) hat ein offenes mehrdimensionales,
in seiner dargestellten Form fünfdimensionales
Stilfunktionsmodell konzipiert, das einige der bipolaren
Ordnungskategorien von
Schneider
(1931) auch in modiifizierter Form integriert hat und das
vierdimensionale Stilfunktionsmodell von Ulf
Abraham
(1996, S.231-256), der sich an den Zeichenfunktionsmodellen
von
»Karl Bühler
(1879-1963) und
»Roman
Jakobson (1896-1982) (▪ Sprachfunktionen im Kommunikationsmodell von Jakobson)
orientiert, um eine weitere Dimension erweitert.
Er
unterscheidet darstellungs-, ausdrucks-, appell-, kodierungs-
und formatierungsfunktionale Stilzüge und ordnet sie, "der
Tradition folgend" (ebd.),
ebenfalls in Form der nachfolgenden Gegensatzpaare an.

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Funktionale
Stilzugklassen |
Stilzüge als
Gegensatzpaare |
Darstellungsfunktionale Stilzüge
Textproduzent signalisiert stilistisch, "welchen
Grad an Ausführlichkeit, Konkretheit,
Strukturiertheit usw. er für angemessen bzw.
zweckmäßig hält." (Hoffmann
2017, S.299) |
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Ausdrucksfunktionale Stilzüge
Textproduzent signalisiert stilistisch u. a. "ob er
persönliche, individuelle Sichtweisen für
kommunikativ angemessen hält oder nicht, ob ihn der
Sachverhalt emotional berührt oder nicht." (Hoffmann
2017, S.302) |
-
Objektiv – Subjektiv
-
Ernst – Unernst
-
Bestimmt – Einschränkend
-
Feierlich – Alltäglich
|
Appellfunktionale Stilzüge
Textproduzent signalisiert stilistisch u. a. "mit
welcher Intensität und Offenheit er auf sie [den
Kommunikationspartner, d. Verf.] einwirken will, ob
und wie er sie interaktiv einzubinden gedenkt, in
welchem Maße er auf Unterhaltsamkeit bedacht ist. "
(Hoffmann
2017, S.303) |
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Kodierungsfunktionale Stilzüge
Textproduzent signalisiert stilistisch, "welches
Gewicht er der Nutzung von Gestaltungsmöglichkeiten
und -spielräumen sowie der Kreierung von
Gestaltungsweisen und -mitteln beimisst." (Hoffmann
2017, S.304) |
|
Formatierungsfunktionale Stilzüge
Textproduzent signalisiert stilistisch, "wie er die
Möglichkeiten der ästhetischen Organisation von
Textelementen genutzt hat. Wahrnehmbar wird dies
durch die Anordnung von Elementen auf der
Textfläche, die Verbindung von Elementen zu einem
Ganzen, die Abstufung von Elementen innerhalb eines
Ganzen u.a.m." (Hoffmann
2017, S.304) |
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Stilanalyse im Rahmen der
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
08.04.2023
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