Franz
Kafka folgt in seinen Werken einer "Poetik der Reduktion", die sich
auf die sprachliche Gestaltung, die seine Art zu Erzählen und den
Einsatz erzähltechnischer Mittel i. w. S. auswirkt. Sein Ringen um
"Präzision und Klarheit in Wortwahl und Darstellung" (Oschmann
2010,
S.440) kann daher nur vordergründig den Eindruck einer "Armut der
Sprache" hinterlassen.
Wenn er sich schon in seiner frühen Prosa
gegen schwülstige Bildlichkeit, pathetische Sujets und bloß
allegorische Darstellungsformen wandte, so rang er selbst dennoch
immer wieder darum, Metaphern, "weil diese stets ein Moment der
Unbestimmtheit mit sich führen" (ebd.,
S.441) zu finden, die er wie kaum ein anderer wörtlich genommen hat
und sie, ebenso wie andere Sprachbilder, so narrativ ausgebaut hat,
dass sie zu ganz wesentlichen Bestandteilen seiner Handlungs- und
Erzähllogik wurden. (vgl.
Engel 2006,
S.257)
1. Lexikalische Kargheit
Kafka verwendet eine bewusst einfache und präzise Sprache, die frei
von überflüssigen Schnörkeln und Ausschmückungen ist. Diese Kargheit
hat mehrere Gründe:
-
Einfluss
des Prager Deutsch: Die
sprachliche Umgebung in Prag um 1900 war geprägt von einer
reduzierten Form des Deutschen.
-
Kafkas
Sprachverständnis: Kafka
strebte nach sprachlicher Präzision und Klarheit und lehnte die
expressive und
hyperbolische Sprache des »Expressionismus
mit seiner Tendenz ab. Er sah Sprache als ein Werkzeug, das in
erster Linie dazu dient, die sinnlich erfahrbare Welt zu
beschreiben.
2. Beschränkung auf äußere Vorgänge:
Kafka konzentriert sich in seinen Erzählungen auf die Darstellung
äußerer Ereignisse und Wahrnehmungen. Die Innenwelt der Figuren wird
nur indirekt durch ihre Handlungen und Reaktionen auf die äußere
Welt sichtbar.
-
Reflektorfigur: Der
Protagonist fungiert als "Reflektorfigur", der die Welt aus
seiner subjektiven Perspektive wahrnimmt und dem Leser
vermittelt.
-
Sinnlich
konkrete Sprache: Die
Sprache ist eng an die sinnliche Wahrnehmung der Figuren
gebunden und dient der Beschreibung konkreter Gegenstände und
Handlungen.
-
Abgrenzung vom psychologischen Erzählen: Kafka
verzichtet auf explizite Einblicke in die Psyche seiner Figuren
und distanziert sich damit von der damals populären
psychologischen Literatur. Er misstraut der Psychologie und
bevorzugt eine objektive Darstellung der äußeren Welt.
(vgl.
Oschmann
2010, S.439