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Literaturunterricht
▪ Überblick
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Literarische Kompetenz
•
Zugänge zu literarischen Texten
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Methoden des Literaturunterrichts
▪ Überblick
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Hinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung)
•
Überblick
• Biografie des Autors/der
Autorin
•
Rezeptionsgeschichtliche Kontexte
•
Gesellschaftshistorische
Kontexte
▪
Kontextualisierung der werkimmanenten Interpretation
bei der schulischen Textinterpretation
Der
kontextuelle Ansatz
steht in einem Gegensatz zur ▪
werkimmanente
Interpretationsmethode und setzt sich zugleich von "den exzessiven Tendenzen des
▪
Dekonstruktivismus" (Steinmetz
1995, S.478) ab, macht sich aber wesentliche Erkenntnisse daraus zu eigen.
Aus diesem Grund ist es auch nicht ganz unproblematisch, diesen Ansatz den
▪ antihermeneutischen Modellen zuzuordnen. Aber auf der anderen Seite sind die Unterschiede zu den
▪
hermeneutischen Ansätzen,
insbesondere auch dem
werkimmanenten Ansatz,
zu eindeutig.
Für die
kontextuelle Interpretationspraxis gilt, dass
Bedeutungserzeugung und Sinnkonstruktion von Texten immer über
Kontexte erfolgt und die ▪
hermeneutisch
ausgerichtete ▪
werkimmanente
Interpretationsmethode damit auf grundsätzlich falschen
Voraussetzungen beruht. Sie geht nämlich "trotz gegenteiliger Behauptung
von Kontexten aus" (Steinmetz
1995, S.482) So stellte z. B. die von dieser Richtung idealisierte
deutsche ▪
Klassik (1786-1805) mit ihrer "Vorstellung vom harmonischen Kunstwerk,
in dem alle Teile in funktionalem Zusammenhang stünden und miteinander ein
kohärentes und konsistentes Ganzes bildeten, den allgemeinen Hintergrund,
von dem aus die konkreten Bedeutungszuerkennungen gesteuert wurden." (ebd.)
Wenn es Grundzug der dekonstruktivistischen Extremposition
ist, dass jede feste Bedeutung
eines Textes negiert wird und sich daraus ein nahezu unendlicher
Auslegungsspielraum ergibt (Prinzip
unendlicher Intertextualität), dann bemüht sich der kontextuelle
Ansatz die jeweiligen Kontexte und ihre Konstruktion bei der
Bedeutungserzeugung genauer zu betrachten.
Kontextuelle Interpretationspraxis wendet sich gegen die vom Dekonstruktivismus vorgenommene De- und Enthistorisierung literarischer
Werke, erkennt aber an, dass die Auslegungsvielfalt literarischer Werke
"unvermeidliche Wirkung des Interpretierens selbst ist." (Steinmetz
1995, S.479)
Die
Kontextgebundenheit oder Kontextabhängigkeit jeder
Interpretation ist dabei eine Überzeugung, die der kontextuelle Ansatz mit
dem literaturwissenschaftlichen Dekonstruktivismus teiltt. Sie verdeutlicht
auch die
antihermeneutische Grundausrichtung beider Interpretationsansätze. Sie
teilen die Auffassung, ass sich literarische Texte nicht auf einen Sinn festlegen lassen.
Interessanter
Weise ging auch die werkimmanente Methode"trotz gegenteiliger Behauptung
von Kontexten aus" (Steinmetz
1995, S.482) So stellte z. B. die von dieser Richtung idealisierte
deutsche ▪
Klassik (1786-1805) mit ihrer "Vorstellung vom harmonischen Kunstwerk,
in dem alle Teile in funktionalem Zusammenhang stünden und miteinander ein
kohärentes und konsistentes Ganzes bildeten, den allgemeinen Hintergrund,
von dem aus die konkreten Bedeutungszuerkennungen gesteuert wurden." (ebd.)
Die Stilisierung
der werkimmanenten Methode zu dem einzig gangbaren Weg um das vermeintlich "Ewige, das
in den Dichtungen Gestalt wird", (Mahlholz 1923, zit. n.
Baasner/Zens
32005, S. 76) in seiner überzeitlichen
Größe, frei von jeglichen außertextlichen Bezügen und Gegebenheiten, zu
erfassen, steht zwar im Zentrum der Kritik, doch im Grunde geht es auch um
ihre kognitionspsychologisch irrigen Annahmen über das Lesen selbst.
Die kontextuelle Methode steht jedenfalls modernen
kognitionspsychologischen Theorien über das Textverstehen durchaus nahe.
In
der Literaturdidaktik sind das werkimmanente und das
kontextuelle Modell im Konzept der •
kontextualisierten werkimmanenten Interpretation miteinander
verbunden worden. Bei diesem
Konzept soll der
literarische Text auf lokaler Textebene weiterhin werkimmanent und
strukturierend erschlossen werden Im Anschluss daran soll allerdings das gewonnene
Textverständnis unter Einbeziehung bestimmter inter- oder extratextueller
Kontexte auf seine Stichhaltigkeit und Konsistenz überprüft werden und ggf. mit den
aus den verschiedenen Kontexten gewonnenen Informationen bestätigt, modifiziert, angereichert und/oder
erweitert werden.
Der •
Literaturunterricht
hat damit von der schon seit längerer Zeit in Verruf
geratenen, "lupenreinen" werkimmanenten Interpretation, sofern
es sie je überhaupt so gegeben hat, •
verabschiedet.
So zählt
die Kontextualisierung
schon seit Langem zu den ▪
Operationen bei der Textinterpretation
und soll, z. B. durch das Entwickeln von
literaturgeschichtlichen, gattungsgeschichtlichen,
geistesgeschichtlichen, biographischen und/oder politisch-sozialen Bezügen
umgesetzt werden. Auf diese Weise soll Umgangsweisen mit literarischen
Texten einen Riegel vorschieben, welche die historischen Bezüge eines
dichterischen Werkes zugunsten einer verfehlten Vorstellung von "zeitloser Dichtung"
ausblenden. Zugleich soll damit
auch der Bedeutung entsprechenden Grundlagen- und Orientierungswissens für
das Verstehen literarischer Texte Rechnung getragen werden.
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Kontextualisierung der werkimmanenten Interpretation
bei der schulischen Textinterpretation
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.07.2024