Dorinden Bekäntnüß jhrer Liebe
1.
So ein Mann nicht kan
verhälen, der viel stärcker ist, als ich, das Bedrängnüß seiner Seelen,
lieber, was beschimpfft man mich, daß ich meine Liebe sage, die ich zum Amynthas trage.
2.
Dieser ists, der meine
Sinnen, gantz vnd gar besieget hat, ich wil jhm auch nicht entrinnen,
haltet inne mit dem Raht, einen alten Mann zunehmen, dessen ich mich
müste schämen.
3.
Weg jhr alten kalten Freyer,
liebet was euch lieben kan,
ewer Geld macht mir kein Fewer, es liegt mir ein Junger an.
Last der Jugend bey der Jugend, mindert nicht der Jugend Tugend.
4.
Holla (sachte mein)
Gemühte, gehe mir nicht gar zu frey.
Dencke nach, wer dir gebiete,
dencke, was dein bestes sey.
Dient es auch, sich dem ergeben, dem die Deinen widerstreben.
5.
Wer ist der den ich wil
haben, Gelt und Güter hat er nicht,
das ersetzen seine Gaben, sonst ist nichts das jhm gebricht.
Dient die Jugend, dient die Tugend. hier ist Tugend, hier ist Jugend.
6.
Wer ist jener? Ach
ein
Alter, Eyffer-Wort 1,
vnd Runtzeln-voll, warm am Gut,
am Blut ein Kalter,
zwingt jhr mich, jhr thut
nicht wol.
Machet meinem keuschen Hertzen, keine Schand auch keine Schmertzen.
7.
Du alleine solst
besitzen, O Amynthas, meine Brust laß es
donnern, laß es Blitzen, laß vns
kommen Last und Lust,
es sol dennoch meine Sinnen, niemand mehr, als
du gewinnen.
8.
Gott wird alles Unglück
wenden, gib vns Armen deine Gunst,
wir befehlen deinen Händen vns vnd vnsre
keusche Brunst, die von dir ist angegangen, laß vns gutes End
erlangen.
(Quelle: Venus-Gärtlein.
Ein Liederbuch des XVII: Jahrhunderts. Nach dem Drucke von 1656,
herausgegeben von Max Freiherrn von
Waldberg, Halle a. S.: Max Niemeyer 1890, S. 185-1865 - pd -
gemeinfrei)
Worterklärungen:
1 Eyffer-Wort: h. i. S. von
eifersüchtigem Reden und Verhalten