In der Debatte um die Bewegung "Fridays For Future"
2019, bei deren Aktionen auch viele tausend Schülerinnen und Schüler
immer wieder an bestimmten Freitagen die Schule "schwänzen", um auf
Kundgebungen und Demonstrationen gegen das Versagen der Klimapolitik zu
protestieren, wird in der Öffentlichkeit, in Schulen und Familien immer
wieder über das Mittel des sog. Schülerstreiks bzw. "Schulstreiks gegen
die Klimaerwärmung diskutiert.
Dabei wurden und werden von den Befürwortern und Gegnern
solcher Aktionen viele
▪
Argumente vorgebracht.
Die obige Szene bringt eine ganz "normale"
Alltagsargumentation zur Darstellung. Wahrscheinlich wäre das, was
hier in den Sprechblasen artikuliert wird, nicht alles, was sich die
beiden Personen zu dem Thema zu sagen hätten oder sagen würden.
Vielleicht käme es auch, wenn die beiden einander wirklich ▪
zuhören
und ▪
vernünftig miteinander weiterdiskutieren, zu der einen oder anderen
Rückfrage, die eine der beiden Gesprächspartnerin auffordern könnte,
ihren Standpunkt genauer zu erläutern. Sicher kann man da allerdings
gerade bei Alltagsargumentationen nicht sein.
Im Alltag ist es nämlich durchaus üblich, dass Argumente
und Gegenargumente "wenig sachlich, kaum ziel- und konsensorientiert,
sondern mehr emotional, unstrukturiert, polemisch ab(laufen)" (vgl.
Kolmer / Rob-Santer (2002), Studienbuch Rhetorik, S.149) Die Logik
der Argumentation, die Frage also, ob eine Argumentation logisch gesehen
schlüssig ist, spielt bei solchen Alltagsargumentationen meistens so gut
wie keine Rolle. So finden wir im Alltag meistens nichts dabei, wenn die
Argumente lückenhaft sind, ganz ungeordnet daherkommen oder unpräzise
formuliert sind.
Dass wir dennoch "erfolgreich" miteinander argumentieren
können, liegt daran, dass es uns im Alltag nicht darum geht, logisch
richtig aufgebaute Argumente auszutauschen, sondern wir unser jeweiliges
Gegenüber überzeugen wollen. Dafür sind uns auch beim
▪
partnerschaftlichen Argumentieren
andere Mittel als die Logik recht. Ohne jeden Skrupel in den
▪ rhetorischen Giftschrank
greifen müssen wir dabei allerdings nicht und ▪
unfair
braucht ein Streit um die Sache deshalb noch lange nicht
werden, wenn wir mit Worten oder mit unserer
▪ Körpersprache
(▪
Mimik,
▪
Gesten
▪
Lautstärke, Intonation
oder Ton etc.) ▪
an Emotionen
appellieren, damit der bzw. die andere Person unsere Argumente
"glaubt".
Trotzdem: Auch Argumente in
Alltagsargumentationen können, wenn man sie gut durchdenkt und
entsprechend gestaltet, eine bessere Wirkung erzielen.
Hier interessiert uns aber zunächst nur einmal die
Argumentation der Jugendlichen. Und dazu muss man, das, was da gesagt
wird etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Besonderes
Augenmerk ist dabei darauf zu richten, ob das Argument, das die
Jugendliche gegen die die erwachsene Frau, nehmen wir an, es ist die
Mutter, vorbringt, die Gegenthese, die sie gegen die nicht klar
ausgedrückte These der Mutter vorbringt, einen ▪
ausreichend engen Bezug von
(Gegen-)These und Argument dafür aufweist.
Gefragt
ist also, ob das, was die Jugendliche vorbringt, ein
Basisargument für
ihre vorausgesetzte (implizite) Gegenthese darstellt oder zwischen der
These und dem Argument eigentlich noch ein anderer unausgesprochener
Gedankenschritt steht.