Argumente allein - der einfache
Begründungszusammenhang "A gilt, weil B gilt." - reichen im Allgemeinen
nicht aus, um einen anderen wirklich zu überzeugen. Und auch die bloße
Aneinanderreihung gleichartiger Argumente muss noch längst nicht bewirken,
dass der in der ▪ einfachen Argumentation unterstellte Begründungszusammenhang von These
und Argument wirklich anerkannt wird.
Überzeugungskräftig werden Argumente erst, wenn u. a. folgende
Voraussetzungen erfüllt sind:
-
Argumente müssen selbst als
unstrittig angesehen werden, selbst also
gültig sein.
-
Sie müssen sich überhaupt in einen ihre Geltung sichernden
▪ Begründungszusammenhang zur These bringen lassen.
-
Sie müssen den von ihnen dargestellten Begründungszusammenhang auf
eine allgemein anerkannte ▪
Schlussregel stützen können.
-
Sie müssen einen anerkannten Zugang im Rahmen eines bestimmten
Problemverständnisses repräsentieren.
vgl. dazu auch: ▪
Fünf Bedingungen für die Überzeugungskraft von Argumenten (Kopperschmidt
2000)
Für
Kopperschmidt (2000, S.62ff.) sind Argumente, deren "Güte" ansonsten
oft mit den Attributen stark, einleuchtend, plausibel, evident,
schlagend, bestechend, stichhaltig, zwingend, schlüssig, überzeugend gut
usw. einschließlich vorhandener gradueller Unterschiede markiert wird,
überzeugungskräftig, wenn "Aussagen ihre jeweilige Rolle innerhalb eines
argumentativen Beziehungsnetzes erfolgreich zu spielen vermögen" (ebd.,
S.60). Die Überzeugungskraft eines Argumentes definiert er als "die
spezifische Eigenschaft von Geltungsgründen, insofern sie rational dazu
bewegen können, den (problematisierten) Geltungsanspruch einer Aussage
anzuerkennen." (ebd.,
S.52) Und: Letzten Endes tun wir beim Argumentieren nichts anderes, als
auf Geltungsfragen zu antworten. (vgl.
ebd.,
S.53)
Entscheidend für die Qualität von Argumenten, also ihre
Überzeugungskraft, ist, ob der ▪
Geltungsanspruch der Argumente
nach der Problematisierung eines Sachverhalts anerkannt wird.
Wenn man also behauptet: "Die
allgemeine Lebenserwartung von Raucher*innen ist kürzer als die von
Nichtraucher*innen." (p)
und dies mit dem Argument (q) begründet, dass viele
Raucher*innen früher als Nichtraucher*innen versterben
können beide Aussagen als Tatsachenbehauptungen für sich genommen ohne Weiteres für allgemein geklärt
und bekannt angesehen werden.
Logisch gesehen
wird uns daher die Argumentation - sieht man einmal von
eingefleischten Wissenschaftsleugner*innen ab - durchaus
einleuchten:
Die allgemeine Lebenserwartung von Raucher*innen ist kürzer
als die von Nichtraucher*innen, weil viele Raucher*innen früher
versterben als Nichtraucher*innen.
Ob diese
Argumentation aber auch wirklich überzeugungskräftig ist, hängt nach
Kopperschmidt (2000, S.62ff.) von ▪
fünf Bedingungen
ab.
Auf der Grundlage
des ▪ Argumentationsmodells von
Stephen Toulmin wird der ▪
Geltungsanspruch der Argumentation durch
das Akzeptieren der ihr zugrunde liegenden, meistens aber nur
implizit vorausgesetzten Schlussregel
▪ eingelöst und gesichert.
Diese Schlussregel könnte im
obigen Beispiel lauten:
Viele Raucher*innen erkranken an tödlichem Lungenkrebs oder
anderen unheilbaren Krankheiten, die vom Rauchen ausgelöst
werden.
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▪
Argumentationsmodell von
Stephen Toulmin
▪
Regeln für
rationales Argumentieren
▪
7-Punkte-Programm für vernünftiges Argumentieren im Alltag
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023