Auch wenn der Basiskatalog darum bemüht ist, die Anzahl der Kriterien
für die Beurteilung der Textqualität sowohl so trennscharf wie möglich
als auch möglichst überschaubar zu halten, ist nicht einzusehen, weshalb
die Textverständlichkeit kein eigenes Kriterium darstellt.
Im ▪
Zürcher Textanalyseraster
wird die
▪
funktionale von der
▪
ästhetischen Angemessenheit unterschieden. Dabei verstehen die
Autoren unter der ersteren die
Verständlichkeit
bzw. Kohärenz eines
Textes.
Die textlinguistische Betrachtung dieser funktionalen Angemessenheit und
dem ihr zugrunde gelegten Begriff von Verständlichkeit kann nicht
gleichgesetzt werden mit dem der
▪ Kommunikationspsychologie
(z. B. ▪
Der
Hamburger Verständlichkeitsansatz).
Für unterrichtliche Zwecke, insbesondere aber für das gemeinsame
Sprechen von Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern über Texte, sind
aber die vier ▪
Grundkategorien
mit dem ▪
Verständlichkeitsfenster von 5 Abstufungen) und /oder
▪ Verständlichkeitsdimensionen,
trotz aller dagegen vorgebrachten Einwände
(vgl. Fix
2006/2008, S.83), ausgesprochen gute Instrumente.
Sie
lösen nämlich im Rahmen einer dialogisch angelegten individuellen
Schreibberatung bzw. in einem förderlichen
Feedbackprozess ein,
was ihnen als einer ihrer größten Mangel vorgehalten wird.
So gelingt
es, den/die Rezipienten bei der Frage der Textverständlichkeit mit
einzubeziehen und dies nicht nur im Rahmen der Schreibberatung durch
einen Experten bzw. durch eine Lehrperson, sondern auch in
kooperativen
Schreibprozessen, die einem
Peeransatz folgen
(z. B. Schreibkonferenz).
Dabei steht außer Frage, dass Kategorien wie die der
▪
Einfachheit
vs. Kompliziertheit nicht unabhängig von dem jeweiligen sprachlichen
Gegenstand zu sehen sind. Solche Kategorien machen letzten Endes auch
keine normativen Vorgaben, wonach z. B. nur kurze Sätze verständlich
sind. Dies widerspräche nicht nur den Intentionen der Autoren, sondern
auch der kommunikativ-funktionalen Ausrichtung des
kommunikationspsychologischen Verständlichkeitskonzepts.
Gerade weil es das Sprechen über Texte in der Schule, bei dem es eben
nicht darauf ankommt, harte Daten für die wissenschaftliche Analyse zu
generieren, erfahrungsgemäß fördert, ist die
Verständlichkeit
immer wieder Teil von Kriterien- oder ▪
Feedbackkatalogen
bzw. –formularen, wie wir sie seit Jahren für unterschiedliche
schulische
Schreibformen vorgestellt haben.
Selbst wenn die Textverständlichkeit letzten Endes auch sehr subjektiv
ist, unterscheidet sie das nur sehr wenig von anderen, eher weichen
Kriterien.
Verständlichkeit ist
dabei nicht nur eine linguistische Kategorie ist,
sondern liegt im Grunde stets auch im Auge des Betrachters/Lesers. Das
allein macht sie freilich als Kriterium nicht unbrauchbar, nur weil es
ebenso auf einem "Eindrucksurteil" "geschulter Beurteiler" beruht (von
Thun 1981, S.150), in diesem Falle nämlich Lehrpersonen,
Schreibexperten oder entsprechend geschulten "Peers".
Die
Kategorie der Verständlichkeit lässt sich allerdings auch nicht einer
der genannten Basisdimensionen für die Analyse von Textqualität
zuordnen. Man kann sie zwar auf jeder dieser Ebenen für sich betrachten,
insgesamt stellt Verständlichkeit aber eine in mehrere Basisdimensionen
hineinreichende Kategorie dar.
Aus diesem Grunde taucht sie in unserer
Fassung von Leitfragen auch in mehreren Dimensionen wieder auf.
Die Anwendung eines solchen Basiskatalogs kann indessen
nicht
schematisch erfolgen. Die jeweils besonderen sprachlich-textuellen
Eigenheiten von Textmustern unterschiedlicher Art, schränkt den
didaktischen Nutzen des Katalogs deutlich ein.
So kann es z. B.
beim
kreativen Schreiben nicht unbedingt darauf ankommen, einen Text auf
seine Textverständlichkeit hin zu optimieren oder in jedem Falle die
orthographische Richtigkeit zu beachten (vgl.
Becker-Mrotzek/Böttcher (2006/2011, S.94)
Daher ist ein solcher Basiskatalog also nur unter gewissen Vorbehalten von
Nutzen. Für unterschiedliche
Textmuster
bzw. Textsorten muss
er angepasst werden, und auch zu den methodisch-didaktischen Zielen, die
im Unterricht erreicht werden sollen, muss er passen.
Erst wenn diese
Voraussetzungen reflektiert und zu entsprechenden Änderungen oder
Anpassungen geführt hat, können Kriterienkataloge der
fördernden
und bewertend-prüfenden Beurteilung dienen (vgl. zu den Begriffen:
Bewertung,
Beurteilung).
Im
Übrigen ist es didaktisch sicher mehr von Vorteil, wenn derartige
▪
Kriterienkataloge mit den Schülerinnen und Schülern in einem primär
prozessorientierten Verfahren gemeinsam erarbeitet und festgelegt
werden. Dessen ungeachtet lässt sich ein solcher Katalog von
Basiskriterien, mit entsprechenden Leitfragen versehen, als Orientierung
und Grundlage für weitere Anpassungen verwenden, die von Lehrpersonen
für die Beurteilung bzw. Schreibberatung eingesetzt werden können.
▪
Kompetenzbereich: Sich mit Texten und Medien auseinandersetzen (BISTA-AHR-D 2012
▪
Überblick
▪
Sich mit literarischen Texten auseinandersetzen
▪
Sich mit pragmatischen Texten auseinandersetzen
▪
Sich mit Texten
unterschiedlicher medialer Form und Theaterinszenierungen auseinandersetzen
▪
Kompetenzbereich Schreiben (BISTA–AHR–D 2012)
▪
Standards