Der inhaltlichen
Erfassung eines barocken Gedichtes kommt, da es oft in einer
altertümlichen, insgesamt fremd wirkenden Sprache abgefasst ist, die
nicht nur in Orthografie und Grammatik von unseren heutigen Regeln
abweicht, sondern auch eine Reihe "seltsamer", ebenso fremd
wirkender Bilder benutzt, besonders große Bedeutung zu.
▪
Fremdheitserfahrungen thematisieren
Aus
literaturdidaktischen Gründen werden die barocken Texte immer wieder
in eine moderne Sprachfassung übertragen, um die
Fremdheitserfahrungen, die, wenn es nicht gelingt, sie produktiv zu
thematisieren, zu verringern und den Schülerinnen und Schülern einen
leichteren Zugang zu Thema und Inhalt des Gedichts zu ermöglichen.
Dieses Vorgehen lässt sich natürlich begründen, insbesondere wenn es
darum geht, leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern auf einem
niederen Kompetenzniveau zu helfen, sich ein Textverständnis zu
erarbeiten. In jedem Falle geht es für die Schülerinnen und Schülern
dabei immer auch darum, sich trotz der Erfahrung ▪
struktureller Fremdheit auf die Texte weiter einzulassen und über
Strategien zur Überwindung dieser Barrieren auch die entsprechende
Motivation für die weitere Textarbeit zu entwickeln.
Wer eine
differenzierte Aufgabenstellung nach Kompetenzniveaus anbieten will,
kann dabei auf eine barocke Sprachversion für das höhere
Kompetenzniveau setzen, das auch nur wirklich kaum recherchierbare
Worterklärungen beifügt, bei einem mittleren Kompetenzniveau eine
moderat modernisierte
Fassung mit einer Liste von Worterklärungen zurückgreifen.
In jedem Fall hilft
es den Schülerinnen und Schülern gewöhnlich sehr, wenn sie
angehalten werden, die ihnen vorliegende Textversion, am besten auf
einem Arbeitsblatt, das den Text entsprechend präsentiert, eine
Paraphrase
des Textes, und zwar Zeile für Zeile anfertigen zu lassen, um diese
dann in einer Schreibgruppe zu präsentieren. Damit wird der Text in
einer sehr textnahen
▪
kontinuierlichen Version des Sekundärtextes ▪
wiedergegeben, die aber nicht identisch mit dem Primärtext ist. Dabei
ist auch zu beachten, dass sich in Einzelfällen die Aussage nur
vers- bzw. zeilenübergreifend paraphrasieren lässt.
▪
Lösungsvorschlag: Die Paraphrase des Gedichts
"Menschliches Elende" von Andreas Gryphius
Dass in die
Paraphrase selbstverständlich schon interpretative Aussagen
einfließen, liegt in der Natur der Sache und stört den Prozess der
Texterfassung dabei nicht.

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Peter
Jentzsch (1993,
S.118), der das Gedicht von Gryphius ein "Bildreihen-Sonett"
nennt, legt den Schwerpunkt auf den
metaphorischen
Sprachgebrauch des Gedichts. Dabei orientiert er sich am ▪
traditionellen Metaphermodell.
Das Gedicht enthält etliche
▪ Metaphern, die auf einer
▪
Verknüpfung von Bildspender und Bildempfänger beruhen. Grundsätzlich
können solche Verknüpfungen wie folgt gestaltet sein
(vgl.
Schulte-Sasse/Werner 1997, S.118-120):

▪
Lyrische Texte interpretieren (Schulische Schreibform)
▪
Grundbegriffe zur Gedichtinterpretation
▪
Leitfragen und Aufgaben
▪
Lyrische Texte
(Gattung)
▪
Formen
lyrischer Texte »
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Literaturepoche Barock (1600-1720)
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Literatur auf dem
Weg in die Moderne
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Historischer Hintergrund
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Gesellschaftliche, politische
und kulturelle Rahmenbedingungen
▪
Religion und
Gesellschaft
▪
Bewusstseins- und
mentalitätsgeschichtliche Aspekte
▪
Allseits bedrohtes Leben und
unstillbarer Lebenshunger
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Vanitas, carpe diem und memento mori: Der Mensch in bipolarer
Spannung
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Krankheit und Tod
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Barocklyrik
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Formtypologische Elemente der Barocklyrik
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Sonett
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Überblick
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Grundtypen
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
26.11.2021