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In seiner "Sittengeschichte
des deutschen Studentenlebens (1926)" zitiert Max Bauer die
Darstellung der sogenannten ▪
Strassburger Deposition, dem Aufnahmeritual, dem sich alle neuen
Studenten unterziehen mussten, die ein Studium an der Universität
der Stadt aufnehmen wollten. Die einzelnen Handlungen, 20 Bildern
illustriert. Ob damit die vollständige Deposition abgebildet ist,
ist hier nicht zu entscheiden. Bauer listet dabei die
Bildunterschriften auf, die den ▪Abbildungen
von "Dyas Orationum de Ritu Depositionis Argentorati apud Petrum
Auby“, Strassburg 1666. beigefügt sind.
»Es sei noch die
versificirte Darstellung der
Strassburger Deposition angeführt, wie sie sich in dem
seltenen Büchlein "Ritus depositionis" von 1664 unter Beigabe von
zwanzig Bildern findet. Das Ganze, dem auch zwei lateinische und
eine deutsche Depositionsrede beigefügt sind, trägt auf dem
Titelblatt das Motto:
Ludicra dum
simulant spectacula, seria tractant;
Was die Alten in dem Scherz lachend haben vorgespielet
Dessen Würkung, Krafft und Ernst hat man erst im End gefühlet.
2. Bild.
Einzug der
Bachanten im Gänsemarsch. An der Spitze der Depositor mit einer
Larve vor dem Gesicht, die Bacchanten haben Hüte mit Hörnern auf:
"Kommt
Bachanten! Trett herbey! — Merkt was abzulegen seyt
Euch will ich auf Euer — Fest Deponieren auf das Best".
3. Bild.
Abschneiden der Haare mit der Scheere:
"Weil du kanyt
mancher Haar, du Zottelbock, entpähren,
Drumm muß zur Ehrbarkeit ich deinen Kopf bescheeren".
4. Bild.
Anwendung
des aurisalpium (Ohrlöffel);
"Vor
Narrenthädigung laß dein Gehör geschlossen,
Ich saubre dies zur Lehr und nicht zu schlimmen Possen"
5. Bild.
Ausziehen
des Bacchantenzahnes mit der Zange:
"Laß den
Bachantenzahn der Lästrung dir ausziehn,
Verleumbdung solsstu stets wie selbst die Hölle fliehen".
6. Bild.
Die
Nagelfeile:
"lch feygle dir
die Hand, um damit anzudeuten,
Daß du, was redlich ist, mit ihnen sollst arbeiten".
7. Bild:
Anmalen
des Bartes:
"lch mahl dir
einen Bart, daß du hinfort geartet
Solt seyn nicht wie ein Kind, das noch ganz ungebartet".
8. Bild:
Behauen
mit der Axt:
"Auch die
Bachantenaxt muß Euch mit Ernst behauen,
Was unbehauen bleibt, schickt sich zu keinem Nauen".
9. Bild.
Hobeln der
Rückseite mit dem Schrupphobel (die Bacchanten liegen dabei auf dem
Bauch langhingestreckt):
"Schickt euch
zum Hobelbank, ihr lieben Halbstudenten,
Die Laster müssen weg, die eure Jugend schänden.
10. Bild.
Der
Schlichthobel:
"Schlichthobel
thu dein Best! was sich noch nicht läßt fügen
Zum Bau der Erbarkeit, das hoble nach genügen".
11. Bild.
Der
Bohrer:
"Bey diesem
Bohren denckt, daß ihr, wann ihr nicht thoren
Wolt bleiben immerdar, müßt dicke Brettlein bohren".
12. Bild.
Singprobe:
"Lern Jüngling
dein Gemüth nach dieser Harmonie
Zurichten, welches nicht geht aus auf ein la, my ".
13. Bild.
Abschlagen der Hörner mit dem Beil:
"Mit dem
Bachantengeist solls jezund seyn Schabab,
Drum euch die Hörner man auch endlich schlaget ab".
14. Bild.
Die
Bacchanten liegen mit dem Gesicht auf der Erde; der Depositor
fordert diejenigen, die meinen, nun Studenten zu sein, auf, sich zu
erheben; wer es tut, wird mit dem Plumpsack verprügelt:
"Wer ein
Bachant noch ist, der bleib nur immer liegen!
Wer ein Student will seyn, der mag herfür sich fügen".
15. Bild:
Einstecken
der Bacchanten in einen großen Sack;
"Wie hilffts doch
mehr als wohl zu eines Manns Genesen,
Wan er im Schülersack ist
eingesteckt gewesen".
16. Bild.
Die ausgestreckten Bacchanten werden mit dem Zirkel
gemessen:
"So ihr was nehmet für, so möcht ihr vor wohl sehen,
Daß ihrs recht cirkelt aus, sonst ists um euch geschehen".
17. Bild.
Spielen mit den großen Würfeln:
"Diss spielen solle nichts, des Nutzens wirstu innen,
Den du durch eygne Müh auß Büchern wirst gewinnen".
18. Bild.
Ausmessen der Bacchanten mit der Meßruthe:
"Dies schicket sich zur Kirch, das zum Regentenhauß,
Aus dem wirt ein Standart; mit diesem wird nichts aus".
19. Bild.
Die Bacchanten beschenken den
Depositor:
"Um daß ihr meiner möcht im besten auch gedenkhen,
Will, Herr Depositor, ich euch zur letz dis schenkhen'.
20. Bild.
Die Bacchanten knien vor dem Depositor, der ihnen Salz und
Wein reicht:
"Nehmt hin der Weisheit Saltz! Nehmt hin den Wein der Freude!
Euch,
ihr Studenten ihr, mehr' Gott an allen beyden".«
(Quelle:Dyas Orationum de Ritu Depositionis Argentorati apud Petrum
Auby, Strassburg 1666. in: Bauer 1926,
S.79-81)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.02.2022