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Bausteine zum Studentenleben in der frühen Neuzeit (1350-1789)

Die Strassburger Deposition (1664/1666)

Max Bauer (1926)

 
GESCHICHTE
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In seiner "Sittengeschichte des deutschen Studentenlebens (1926)" zitiert Max Bauer die Darstellung der sogenannten ▪ Strassburger Deposition, dem Aufnahmeritual, dem sich alle neuen Studenten unterziehen mussten, die ein Studium an der Universität der Stadt aufnehmen wollten. Die einzelnen Handlungen, 20 Bildern illustriert. Ob damit die vollständige Deposition abgebildet ist, ist hier nicht zu entscheiden. Bauer listet dabei die Bildunterschriften auf, die den ▪Abbildungen von "Dyas Orationum de Ritu Depositionis Argentorati apud Petrum Auby“, Strassburg 1666. beigefügt sind.

»Es sei noch die versificirte Darstellung der Strassburger Deposition angeführt, wie sie sich in dem seltenen Büchlein "Ritus depositionis" von 1664 unter Beigabe von zwanzig Bildern findet. Das Ganze, dem auch zwei lateinische und eine deutsche Depositionsrede beigefügt sind, trägt auf dem Titelblatt das Motto:

Ludicra dum simulant spectacula, seria tractant;
Was die Alten in dem Scherz lachend haben vorgespielet
Dessen Würkung, Krafft und Ernst hat man erst im End gefühlet.

2. Bild. Einzug der Bachanten im Gänsemarsch. An der Spitze der Depositor mit einer Larve vor dem Gesicht, die Bacchanten haben Hüte mit Hörnern auf:

"Kommt Bachanten! Trett herbey! — Merkt was abzulegen seyt
Euch will ich auf Euer — Fest Deponieren auf das Best".

3. Bild. Abschneiden der Haare mit der Scheere:

"Weil du kanyt mancher Haar, du Zottelbock, entpähren,
Drumm muß zur Ehrbarkeit ich deinen Kopf bescheeren".

4. Bild. Anwendung des aurisalpium (Ohrlöffel);

"Vor Narrenthädigung laß dein Gehör geschlossen,
Ich saubre dies zur Lehr und nicht zu schlimmen Possen"

5. Bild. Ausziehen des Bacchantenzahnes mit der Zange:

"Laß den Bachantenzahn der Lästrung dir ausziehn,
Verleumbdung solsstu stets wie selbst die Hölle fliehen".

6. Bild. Die Nagelfeile:

"lch feygle dir die Hand, um damit anzudeuten,
Daß du, was redlich ist, mit ihnen sollst arbeiten".

7. Bild: Anmalen des Bartes:

"lch mahl dir einen Bart, daß du hinfort geartet
Solt seyn nicht wie ein Kind, das noch ganz ungebartet".

8. Bild: Behauen mit der Axt:

"Auch die Bachantenaxt muß Euch mit Ernst behauen,
Was unbehauen bleibt, schickt sich zu keinem Nauen".

9. Bild. Hobeln der Rückseite mit dem Schrupphobel (die Bacchanten liegen dabei auf dem Bauch langhingestreckt):

"Schickt euch zum Hobelbank, ihr lieben Halbstudenten,
Die Laster müssen weg, die eure Jugend schänden.

10. Bild. Der Schlichthobel:

"Schlichthobel thu dein Best! was sich noch nicht läßt fügen
Zum Bau der Erbarkeit, das hoble nach genügen".

 11. Bild. Der Bohrer:

"Bey diesem Bohren denckt, daß ihr, wann ihr nicht thoren
Wolt bleiben immerdar, müßt dicke Brettlein bohren".

12. Bild. Singprobe:

"Lern Jüngling dein Gemüth nach dieser Harmonie
Zurichten, welches nicht geht aus auf ein la, my ".

13. Bild. Abschlagen der Hörner mit dem Beil:

"Mit dem Bachantengeist solls jezund seyn Schabab,
Drum euch die Hörner man auch endlich schlaget ab".

14. Bild. Die Bacchanten liegen mit dem Gesicht auf der Erde; der Depositor fordert diejenigen, die meinen, nun Studenten zu sein, auf, sich zu erheben; wer es tut, wird mit dem Plumpsack verprügelt:

"Wer ein Bachant noch ist, der bleib nur immer liegen!
Wer ein Student will seyn, der mag herfür sich fügen".

15. Bild: Einstecken der Bacchanten in einen großen Sack;

"Wie hilffts doch mehr als wohl zu eines Manns Genesen,
Wan er im Schülersack ist eingesteckt gewesen".

16. Bild. Die ausgestreckten Bacchanten werden mit dem Zirkel gemessen:

"So ihr was nehmet für, so möcht ihr vor wohl sehen,
Daß ihrs recht cirkelt aus, sonst ists um euch geschehen".

17. Bild. Spielen mit den großen Würfeln:

"Diss spielen solle nichts, des Nutzens wirstu innen,
Den du durch eygne Müh auß Büchern wirst gewinnen".

18. Bild. Ausmessen der Bacchanten mit der Meßruthe:

"Dies schicket sich zur Kirch, das zum Regentenhauß,
Aus dem wirt ein Standart; mit diesem wird nichts aus".

19. Bild. Die Bacchanten beschenken den Depositor:

"Um daß ihr meiner möcht im besten auch gedenkhen,
Will, Herr Depositor, ich euch zur letz dis schenkhen'.

20. Bild. Die Bacchanten knien vor dem Depositor, der ihnen Salz und Wein reicht:

"Nehmt hin der Weisheit Saltz! Nehmt hin den Wein der Freude!
Euch, ihr Studenten ihr, mehr' Gott an allen beyden".«

(Quelle:Dyas Orationum de Ritu Depositionis Argentorati apud Petrum Auby, Strassburg 1666. in: Bauer 1926, S.79-81)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 25.02.2022

    
   Arbeitsanregungen:
  1. Fassen Sie zusammen, welche verschiedenen Handlungen bei der Deposition vorgenommen werden.
  2. Wie wirken die Titel der Bilder auf Sie?
  3. Auf die Einhaltung welcher Werte und Normen sollen die Neulinge bei der Aufnahme in den Personenverband der Universität sollen die Bachanten (Neulinge) verpflichtet werden, ehe sie aufgenommen werden?
  4. Welche symbolische Bedeutung lässt sich hinter den vorgenommenen Handlungen vermuten?
  5. Welche Bilder stehen für die Prüfung des Neulings, welche für die Absolution, d. h. seine Aufnahme in die Universität?
 
   
 

 
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