Bühnenanweisungen sind nicht nur im
▪ Nebentext eines
▪ Dramas zu
finden. Auch die dramatische Rede der Figuren enthält häufig Anweisungen,
die als Hinweise zur Inszenierung des Textes verstanden werden müssen.
Man
nennt diese Art von Bühnenanweisungen im Gegensatz zu den im Nebentext
ausgedrückten ▪ expliziten Regiebemerkungen implizite
Bühnenanweisungen.
Die beiden Beispiele aus Gotthold
Ephraim Lessings Drama "Nathan
der Weise" zeigen, worauf es bei den verschiedenen Arten der Regie- bzw.
Bühnenanweisungen dabei ankommt. (→
Haupt- und Nebentext im "Nathan")
Während die explizite Bühnenanweisungen des
Beispiels konkrete Hinweise zum mimisch-gestischen Verhalten Nathans (und
Saladins) und den Abtritt Nathans von der Bühne liefern, die nur im
gestischen Spiel der Schauspieler realisiert werden, artikuliert Nathan in
seinem kurzen Monolog, dass er Daja beim Lauschen beobachtet und sie
näherkommt (implizite Bühnenanweisung).
Dieses Verfahren, bei dem eine auf
der Bühne präsente Figur den Auf- oder Abtritt einer anderen Figur und nicht
selten dabei deren Verhalten kommentierend festlegt, ist ein durchaus
übliches dramatisches Verfahren, mit dem Auftritte und Abtritte motiviert
werden.
Solche impliziten Bühnenanweisungen haben darüber hinaus auch die
Funktion, dass der Zuschauer Informationen darüber erhält, was sich als
"verdeckte Handlung, off-stage, im Raum außerhalb der Bühne" (Pfister
1977 , S.315) ereignet.