Wahlkampf - pure Geldverschwendung?
Viele Wählerinnen und Wähler fragen sich angesichts des hohen
personellen und finanziellen Aufwandes, den ▪
Parteien im ▪
Wahlkampf treiben, ob das
überhaupt nötig ist.Sie wissen ohnehin schon, wen sie wählen, und wenn nicht, dann hängt
ihre Wahlentscheidung, so bekommt man immer wieder zu hören, sicher
nicht von den Millionen von Wahlplakaten, verschenkten Kugelschreibern
oder Buttons ab, die an den Wahlständen der Parteien bundesweit unter
das Wahlvolk gebracht werden.
In der öffentlichen Meinung kommen Wahlkämpfe in Deutschland
traditionell eher schlecht weg. (vgl.
Sarcinelli
1995, S.628) Man wirft den Parteien dabei oft vor, sie
betrieben im Wahlkampf "Waschmittelwerbung" und behandelten den "»dummen
Wähler« als »Stimmvieh«, dem die raffinierten Parteimanipulatoren das
»Blaue vom Himmel« herunterlügen." (Alemann
1994, S.305)
Offenbar haben zahlreiche Wählerinnen und Wähler
nicht nur den Glauben daran verloren, dass Wahlversprechungen auch
eingehalten werden werden, sondern auch daran daran, Wahlkämpfe wirklich dazu dienen,
Motive, Zwecke und mutmaßliche Folgen politischer und personeller
Alternativen wirklich transparent machen (vgl.
ebd.).
Wahlkampf als bloße Inszenierung, um die Illusion politischer Mitwirkung
zu verbreiten?
Namhafte Politikwissenschaftler wie z. B. Colin
Crouch (2008)
sehen ihn den Wahlkämpfen "bloße Inszenierungen, die den Bürgern die Illusion der
politischen Mitwirkung geben sollten. Ihr Hauptzweck sei es, das wahre
Zustandekommen der Entscheidungen zu verbergen, die zwischen Regierungen
und potenten wirtschaftlichen Interessenvertretern weitgehend autonom
ausgehandelt würden. Diese Aushandlungsprozesse fänden zunehmend auf der supra- und transnationalen Ebene statt, womit sie der demokratischen
Kontrolle und Beeinflussbarkeit erst recht entzogen seien." (Decker u. a. 2013,
S.11)
Angesichts dieser Entwicklungen der "Postdemokratie" (Crouch) kann die
ausgeprägt skeptische Sicht vieler Bürgerinnen und Bürger darauf, was
in den Monaten und Wochen vor einer
Wahl
geschieht, nicht verwundern.
Dennoch, und warum auch immer, scheint ein Wahlkampf
der eingangs beschriebenen Art für die Parteien
unverzichtbar.
Die Vorbereitung des Wahlkampfs
Bei der Vorbreitung und Durchführung des Wahlkampfes kann man gewöhnlich fünf
Stufen unterscheiden, die aber stets auch
ineinandergreifen (vgl. u. a.
Hesse/Ellwein 2012, S.350):
-
Entwicklung eines
▪ Wahlprogramms
-
Präsentation von
Kandidatinnen und Kandidaten
-
Festlegung der Themen
für den Wahlkampf
-
Mobilisierung der
eigenen Anhänger
-
Werbung von
Wählerinnen und Wählern
Für jede dieser Stufen stehen unterschiedliche Aufgaben an. So müssen
z. B. Wahlkampfspenden eingesammelt, Räume für Veranstaltungen gebucht
und Broschüren und Plakate gedruckt werden.
Politische Themen besetzen
Häufiger kommt es vor, dass die politischen Ereignisse solchen Planungen einen Strich durch die Rechnung machen. So können sich
plötzlich ganz andere politische Themen in den Vordergrund drängen, als
ursprünglich in den Parteizentralen angenommen worden ist.
Flexibilität
bei höchstmöglicher Konstanz der selbstgesetzten Ziele – darauf kommt es
an.
Das bedeutet: Politisch wichtige Themen zu besetzen und so in die
Öffentlichkeit bringen, dass einem der politische Gegner "seine" Themen
nicht aufzwingen und einen dadurch in die Defensive bringen kann.
Wer also ein Wahlkampfmotto aussucht, muss auch auf mögliche
Eventualitäten vorbereitet sein. Vor allem zur Mobilisierung der eigenen
Anhängerschaft gedacht, deutet das Wahlkampfmotto gelegentlich, aber
keineswegs immer, "sehr genau den Kurs an, den man im Wahlkampf steuern
will." (ebd.,
S.351)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.01.2020
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