Portfolios unterstützen das reflexive Schreiben
Die • Arbeit mit
Portfolios eignet sich in besonders guter Weise zur Förderung der
individuellen
Schreibentwicklung.
Ihre besonderen Vorzüge im Bereich
reflexiven Schreibens kann die Arbeit an einem
Schreibportfolio beim
prozessorientierten Schreiben in einem entsprechenden
Setting
entfalten, es ist aber durchaus auch möglich, Portfolioarbeit mit einer
produktorientierten
Schreibdidaktik zu verbinden.
Portfolios in der Schule sind Sammlungen von
Schülerarbeiten
Ganz allgemein
stellt das Portfolio in der Schule "eine zielgerichtete Sammlung von
Schülerarbeiten“ dar, die unter Beteiligung des Schülers bei der Auswahl der
Inhalte und der Festlegung von Beurteilungskriterien angelegt werden soll.
Sie soll dokumentieren, mit welchen Anstrengungen und auf welchen Wegen ein
Schüler/eine Schülerin etwas gelernt hat und zu welchen Ergebnissen er dabei
gelangt ist. (vgl.
Lissmann 2000, S. 288) Ein Schreibportfolio ist damit zunächst einmal nichts anderes als eine
Sammlung von Schülerarbeiten, die in den Zusammenhang mit der
Entwicklung ihrer • Schreibkompetenz
stehen. Sie dokumentieren auf ihre Art die individuelle
Schreibentwicklung eines einzelnen Schreibers.
Die Arbeit mit einem Schreibportfolio stellt eine Form
reflexiver Schreibpraxis (Bräuer 2000a,
S.25) dar, in deren Vollzug das • Verfassen
von Texten selbst auf vielfältige Weise in seiner Ganzheit
und in seinen Teilprozessen betrachtet werden kann.
Schreibportfolios sind ein offenes Konzept
Was für Portfolios im Allgemeinen gilt, trifft auch für
Schreibportfolios zu: Schreibportfolios sind ein offenes Konzept, das
zahlreiche Varianten zulässt und sehr häufig aus einer Kombination
unterschiedlicher Elemente besteht. So ist auch die Unterscheidung in
• prozessorientierte- und
produktorientierte Schreibportfolios oftmals nur von heuristischem
Wert.
Mischformen sind an der Tagesordnung und ergeben sich, wenn
die Portfolioarbeit Ergebnis eines Aushandlungs- bzw.
Abstimmungsprozesses von Lehrenden und Lernenden darstellt, fast wie von
selbst.
Und auch die verschiedenen
• Typen von Portfolios
haben im schulischen Schreibunterricht je nach didaktischer Zielsetzung
ihren Platz.
Portfolioarbeit hat viele Vorteile
Portfolioarbeit weist eine Reihe von
•
Vorteilen auf. Portfolioarbeit
Dabei muss Portfolioarbeit stets auch im Zusammenhang mit den dabei zu
bewältigenden Schreibaufgaben
betrachtet werden, die Schreibleistungen in unterschiedlichen
Anforderungsbereichen und
• Kompetenzstufen verlangen. Die Vorteile der Portfolioarbeit sind heute weitgehend unbestritten, können aber in einem Unterricht, der
noch immer in einer überwiegend ergebnisorientierten Bildungslandschaft
stattfindet (vgl.
Bräuer 2006, S. 257), nicht immer ohne Weiteres umgesetzt werden. Auch für die Realisierung von Schreibportfolios in der Schule sollte
daher beachtet werden, was
Bräuer (2006,
S. 259) für die weitere Entwicklung des Portfoliokonzepts in deutschen
Schulen gefordert hat. (•
Voraussetzungen für erfolgreiche Portfolioarbeit)
Für die Umsetzung von Schreibportfolios im Unterricht bedeutet dies
daher u. a.:
-
Schreibportfolios sollten stets zusammen mit den
Schülerinnen und Schülern an die besonderen Bedingungen des
jeweiligen Schreibsettings
angepasst werden und nicht einfach standardisierten Mustern folgen.
Dabei müssen der Stand der individuellen
Schreibentwicklung des einzelnen ebenso berücksichtigt werden wie
die äußeren Rahmenbedingungen des Schreibens (z.B.
•
Planung und Kontextdefinition,
• Kommunikation,
• Organisation)
(•
Adaptionsaspekt)
-
Auch
•
ergebnisorientierte Schreibportfolios, die z. B. als
• Beurteilungsportfolios dienen sollen, entstehen am besten im
Rahmen eines • prozessorientierten Lernprozesses.(vgl.
Danielson und Abrutyn 1997)
(• Ergänzungsaspekt)
-
Schreibportfolios eignen sich nicht zuletzt für die
Vernetzung über die Grenzen der Unterrichtsfächer hinweg. Sie
können aber auch als • Entwicklungsportfolio über einen längeren Zeitraum hinweg
Textproduktionen aufnehmen, die in Portfolios mit anderen
inhaltlich-thematischen oder methodischen Schwerpunkten erstellt
worden sind (•
Vernetzungsaspekt)
-
Prozessorientierte Portfolios dokumentieren zwar mit
den darin enthaltenen Materialien, Texten, Schreibentwürfen,
Selbstbeurteilungen u. dgl. mehr den individuellen Lernprozess,
können aber durchaus Materialien enthalten, die in
• kooperativen Schreibprozessen,
insbesondere beim •schrittweise
kooperativen Schreiben, entstanden sind.
Portfolioarbeit fördert die Schreibkompetenz
Im Rahmen der
• prozessorientierten Schreibdidaktik, der es darum geht,
"Schreibanlässe durch die Moderation und Kontrolle der internen
Strukturen transparent und lernwirksam werden zu lassen" (Portmann
1996, S,163), besitzt die Portfolioarbeit ein großes Potenzial bei
der Entwicklung und Förderung von • Schreibkompetenz.
Zugleich ermöglicht es der Lehrperson auch in
Form einer Standortbestimmung von außen den Schreibprozess als solchen
und seine Ergebnisse zu beurteilen bzw. zu evaluieren.
Ein weiterer Vorteil des Schreibportfolios besteht daran, dass es
den
jeweils ablaufenden Schreibprozess wirksam entlastet und dabei durch
die Form der Sammlung stets auch wieder den Blick auf das Ganze öffnet.
So können bestimmte Schreibhandlungen mit
• ausgegliederten Schreibaufgaben
beim Planen, Formulieren oder Überarbeiten in einem
Schreibprozess ausgeführt und
trainiert werden, die in bei der Bewältigung
• umfassender Schreibaufgaben zu
komplex und zeitraubend wären. Beim Schreiben erweitert sich so "das
Wissen um Schreibstrategien, Textstrukturen, Textarten, Funktionen und
Wirkungen einzelner Teile eines Textes." (Becker-Mrotzeck/Böttcher
2006/2011, S.107)
Schreibportfolios können auch beim produktorientierten
Schreiben günstig sein
Auch wenn Portfolioarbeit und die
prozessorientierte Didaktik wesensmäßig zusammengehören, können
Schreibportfolios auch im Rahmen einer eher •
ergebnis- bzw. produktorientierten
Schreibdidaktik die Entwicklung der Schreibkompetenz
voranbringen.
Auch wenn die Beurteilung der
Qualität der Arbeiten nach Abschluss der Schreiproduktion wichtiger ist
als die Reflexion des Lernprozesses, muss doch auch gesehen werden, dass
selbst kriteriengeleitete Entscheidungen, die die Schreiber bei der Auswahl bestimmter
Texte, z. B. als
• Vorzeigeportfolio (Showcase, Display oder Best Works
Portfolio) oder •
Entwicklungsportfolio
(Time Sequenced – oder Process
Portfolio) treffen müssen, hohe Anforderungen an Schülerinnen und Schüler stellt.
Um die
dafür nötige Beurteilungskompetenz zu entwickeln, eignen sich
verschiedene Formen des • kooperativen
Schreibens (• Schreibateliers,•
Schreibkonferenz,
• Experten-Team ...), deren
schriftlich fixierten Ergebnisse dann ebenfalls in ein überwiegend
ergebnisorientiertes Schreibportfolio eingehen sollten.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.01.2024
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