teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

Aspekte der Analyse und Interpretation

Interpretationsaspekte im Überblick

Andreas Gryphius (1616-1664): Abend

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Andreas Gryphius (1616-1664) Lyrische Texte
Es ist alles eitel Ebenbild unseres Lebens Abend Text [ Aspekte der Analyse und Interpretation Interpretationsaspekte im Überblick Gedanklicher Aufbau des Gedichts Die allegorische Interpretation (Allegorese) ] Bausteine Tränen des Vaterlands Menschliches Elende Einsamkeit Thränen in schwerer Krankheit (Anno 1640)  ... Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

docx-Download - pdf-Download

Lyrische Texte interpretieren (Schulische Schreibform)
Grundbegriffe zur Gedichtinterpretation
Leitfragen und Aufgaben

Lyrische Texte (Gattung)
Formen lyrischer Texte »

Literaturepoche Barock (1600-1720)
Literatur auf dem Weg in die Moderne
Historischer Hintergrund
Gesellschaftliche, politische und kulturelle Rahmenbedingungen
Religion und Gesellschaft
▪  Bewusstseins- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte
Allseits bedrohtes Leben und unstillbarer Lebenshunger
Vanitas, carpe diem und memento mori: Der Mensch in bipolarer Spannung
Krankheit und Tod
Barocklyrik
Formtypologische Elemente der Barocklyrik

Sonett
Überblick
Grundtypen
Textauswahl

Vanitas-Lyrik
Vanitas-Motiv und Vanitas-Symbole

Rhetorische Mittel
Überblick
Wirkungsbereiche rhetorischer Figuren
Überblick
Klangfiguren
Wortfiguren
Satzfiguren
Sinnfiguren
TOP 25 - Basisauswahlliste
Einzelne rhetorische Mittel im Detail

Das Gedicht ▪»Abend« von ▪ Andreas Gryphius gehört zur weltlichen Lyrik in der ▪ Literaturepoche des ▪ Barock (1600-1720). Es ist eines seiner  "Vanitas-Sonette" (Meid 22008, S.102) und wird hier unter dem Begriff der ▪ barocken Vanitas-Lyrik eingeordnet, deren zentrales ▪ Motiv die Vergänglichkeit (vanitas) darstellt.

Zu deren Themenkreis zählen jene Werke, die sich um den "Zusammenhang von "vanitas (Eitelkeit), Vergänglichkeit, memento mori (Gedenke des Todes) und carpe diem (Nutze den Tag)", (Niefanger 2006, S.104) drehen, wobei sich auch in weltlichen Gedichten häufig religiöse Anklänge finden, wie sie das geistliche Lied des 17. Jahrhunderts kennzeichnen.

Die wichtigsten Themen der weltlichen Lyrik sind politische oder historische Ereignisse, Huldigung und die Liebe, sowie das Land- und Hirtenleben (Pegnitz-Schäfer). Dabei gerät in Gedichten mit politischer Thematik häufig das Leben am Hof und dessen Laster in die Kritik. (vgl. ebd.)

Die Interpretation des Gedichts »Abend« von Andreas Gryphius (1618-1664) sollte u. a. die folgenden Aspekte umfassen:


Für größere Ansicht bitte an*klicken*tippen!

Sonett

Der zweigliedrigen Form entspricht auch der zweigliedrige Inhalt des Gedichtes. Die ersten beiden Strophen handeln von der die Vergänglichkeit allen irdischen Dasein, in den nachfolgenden beiden Strophen "wendet sich der Sprechende im Gebet dem Ewigen zu." (Rudolf Knauf, in: Hienger/Knauf 1969, S. 13f.)

Klangfiguren
Wort- und Satzfiguren
  • Grammatischer Parallelismus im Satzbau (= Prinzip der Häufung)

  • Asyndetische Reihung (Ach, Pracht, Lust, Angst (= Kurzformel für den Zirkel des Lebens)

  • Personifikationen: die Nacht schwingt ihre Bahn und führt die Sternen auff; traurt itzt die Einsamkeit!, wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen

  • Antithesen: schneller Tag – Nacht; Thir und Vögel (= Leben) – Einsamkeit; Licht - /Dunkel); Leib – Seele; heller Glantz – Thal der Finsternüß;

  • Allegorien: Tag, Nacht, Sternenbanner am Himmel (= emblematischer Hinweis auf den Sieg des Lichtes gegen die Dunkelheit)

  • Symbole: Port, Kahn, (antike Symbolik: Styx = Fluss in der Unterwelt, im Hades (Totenreich) Licht (= biblische Symbolik), letzter Tag (= biblische Symbolik, jüngstes Gericht)

  • Anaphern: Lass höchster Gott, Lass mich nicht

  • Vergleiche: gleich wie diß Licht verfiel / so wird in wenig Jahren; als eine Rennebahn

  • Metaphern: Lauffplatz, Thal der Finsternüß, der Glider Kahn (= Körper), Port (= Schlaf)

  • Anspielungen: auf die Heilige Schrift, das Buch Hiob

Ansätze einer werkimmanenten Intepretation

Rudolf Knauf (1969, S.13f.) meint, dass in der ersten Strophe von Tag und Nacht  "in einer Weise, als wäre von zwei sich bekriegenden Heeren die Rede gesprochen werde. So bedeute "das auf 'Tag' bezogene Prädikat 'hin sein' in der 1. Halbzeile ( ...) mehr als 'vorüber sein': nämlich auch 'hinüber sein', d. h. 'vernichtet sein'." Die Nacht erweise sich dadurch dem Tag überlegen und führe wie ein siegreicher Feldherr "fahnenschwingend die Sterne (ihre Soldaten) auf (V. 1 und 2)", was dazu führe, dass sich Menschen, Tier und Vögel, alles Wesen, die eher dem Tage zugeordnet werden könnten, vor der Nacht zurückzögen. Mit der Nach breite sich nicht erquickende Stille über der Welt aus, sondern eine »trauernde Einsamkeit« (V. 4). So werde der Tavon der Nacht ausgelöscht, wie das Leben vom Tod.

"Einen Hinweis darauf, dass Tag und Nacht in dem Sonett als Sinnbilder verstanden werden, gibt der Ausruf am Schluss des 1. Quartetts: "Wie ist die Zeit vertan!" Die Verse des 2. Quartetts drücken es noch deutlicher aus. Im Abend erlebt Mensch seine eigene Vergänglichkeit (V. 6 und 7). Trotz dieses irdischen Strebens und Tuns, seines Einsatzes in der Welt, der das Leben zu einer "Rennebahn" (V. 8), zu einem "Laufplatz" (V. 9) macht, entflieht er doch nicht seinem Ende. Im Wettlauf des Lebens entscheidet der Tod. Auf seine Unabwendbarkeit weist schon die paradoxe Bildvorstellung des fünften Verses hin. Der Vergänglichkeit preisgegeben, sieht sich der Mensch auf Gottes Gnade angewiesen. Um sie betet er (V. 9 - 14)." (ebd.)

Die  in Tag und Nacht versinnbildlichte Gegenüberstellung von Leben und Tod findet sich auch in den beiden abschließenden Terzetten wieder.

Im ersten Terzett richtet sich der Mensch an Gott und bittet um Beistand für das Leben: "Gott möge ihn nicht 'gleiten', d. h. 'ausgleiten' (= 'hinfallen'), 'entgleiten' (= 'aus den Händen fallen') lassen. Weh und Wohl der Welt ("Ach" und "Angst", "Pracht" und "Lust") erscheinen dem Betenden gleichermaßen als verlockendes Blendwerk, wovor ihn der "helle Glanz" Gottes bewahren soll (V. 11)." (ebd.)

Im zweiten Terzett dreht sich das Gebet des Menschen für sein Seelenheil und bittet um die Erlösung der Seele vom Tode. Damit führe es zum Anfang des Gedichtes zurück. "Die hereinbrechende Dunkelheit erinnert den Erlebenden an den Abend (= das Ende) seines eigenen Daseins. Der Symbolgehalt der im ersten Quartett gestalteten Nacht offenbart sich vollends. Sie kontrastiert nicht nur dem Tag, sondern versinnbildlicht zugleich die dem Tode verfallene Welt, die deswegen der abschließende Vers das "Tal der Finsternis“ nennt." (ebd.)

Reduktion von sinnlich Einmaligem auf das Typische und Exemplarische

Die Reduktion von sinnlich Einmaligem auf das Typische und Exemplarische, das ein Grundprinzip der barocken Lyrik darstellt, wird mit den Mitteln von Allegorisierung, Metaphorisierung, Typisierung und Generalisierung vorgenommen.

  • Allegorien: Tag, Nacht, Sternenbanner am Himmel (= emblematischer Hinweis auf den Sieg des Lichtes gegen die Dunkelheit)
    "Die allegorische Darstellung entwertet die sinnliche Erscheinung zum Medium geistig-geistlichen Sinns." (Freund 1990, S.18)

  • Metaphern: Hafen als Endstation des Lebens, Tal der Finsternis (= irdisches Jammertal, ewige Verdammnis)
    "Im Prozess der Metaphorisierung lösen sich gegenständliche Konturen auf." (Freund 1990, S.18)

  • Typisierungen und Generalisierungen:

    • Verweis auf Gattung: Mensch, Tier, Feld stehen jeweils für die Gattung

    •  Verweis auf Funktion: Verlassen von Feld und Werk als szenische Vergegenwärtigung des Todes

Lyrische Texte interpretieren (Schulische Schreibform)
Grundbegriffe zur Gedichtinterpretation
Leitfragen und Aufgaben

Lyrische Texte (Gattung)
Formen lyrischer Texte »

Literaturepoche Barock (1600-1720)
Literatur auf dem Weg in die Moderne
Historischer Hintergrund
Gesellschaftliche, politische und kulturelle Rahmenbedingungen
Religion und Gesellschaft
▪  Bewusstseins- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte
Allseits bedrohtes Leben und unstillbarer Lebenshunger
Vanitas, carpe diem und memento mori: Der Mensch in bipolarer Spannung
Krankheit und Tod
Barocklyrik
Formtypologische Elemente der Barocklyrik

Sonett
Überblick
Grundtypen
Textauswahl

Vanitas-Lyrik
Vanitas-Motiv und Vanitas-Symbole

Rhetorische Mittel
Überblick
Wirkungsbereiche rhetorischer Figuren
Überblick
Klangfiguren
Wortfiguren
Satzfiguren
Sinnfiguren
TOP 25 - Basisauswahlliste
Einzelne rhetorische Mittel im Detail

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 27.01.2024

 
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
 

   
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz