Word Clouds - Ein hybrides Textbild zwischen Strukturbild und
Bildstatistik
Word
Clouds - deutsch auch als »Schlagwortwolke
bezeichnet - visualisieren Wörter und Wortgruppen als ▪
Textbild. Ihre Mittelstellung
zwischen Textbild und Strukturbild wird noch dadurch erweitert, dass
sie auch die Rolle von ▪ Bildstatistiken
übernehmen.
Word Clouds zur Gewichtung ihrer Elemente vorstrukturieren
Die gängigen ▪
(Online-)Programme und Apps zur Erstellung von
Word Clouds erstellen das ▪
Textbild entweder nach in
alphabetischen Kriterien oder auf der Basis einer
Häufigkeitsanalyse der im
Ausgangstextmaterial vorkommenden Wörter oder Wortgruppen (strings).
Der ▪
einfache Mengenvergleich,
der dieser Häufigkeitsanalyse zugrunde liegt, kann aber durch
verschiedene Möglichkeiten so modifiziert werden, dass eine Art
Strukturbild der Wörter und Wortgruppen bzw. des Textes entsteht,
bei dem die Gewichtung und damit die Art der Visualisierung der
Elemente von dem Ersteller einer Word Cloud selbst vorgenommen
werden kann.
Im Bereich der ▪
schulischen Schreibformen kann man solche Gestaltungen, auch wenn ihr Ergebnis kein
diskursiv entfalteter Text ist, zum
kreativen Schreiben zählen. In diesem Sinne werden sie dann auch
als ▪
produktive Textarbeit
verstanden, deren Ziel es ist, Ergebnisse einer Textanalyse in einen
grafisches und
typografisches
Zeichensystem zu übersetzen. (▪
Visuelle
Gestaltungen)
Das Textbild, das auf diese Weise entsteht, ist dabei auch stets
eine Interpretation des Bezugstextes, die bis zu seiner Verwendung
als ▪
Interpretationsskizze reichen kann.
So wird aus dem Textbild Word Cloud ein Strukturbild
Wenn das Wort- bzw. Textmaterial, aus dem (Online-)Generatoren
eine Word Cloud erzeugen soll, vorher bearbeitet wird, um das
Textbild zur Gestaltung bestimmter Aussagen zu beeinflussen,
entsteht in einem mehrstufigen Verfahren eine
vorstrukturierte Word Cloud, die den Charakter eines ▪
Strukturbildes annehmen kann.
Einfache Vorstrukturierungen
Bestimmte
Vorstrukturierungen lassen sich manchmal schon durch
bestimmte Filter in den Programmen und Apps vornehmen, wenn sie z. B.
bestimmte Wörter ausschließen können.
Einfache Vorstrukturierungen ergeben sich schon durch die
Veränderung der Reihenfolge der Wörter oder Wortgruppen.
Allerdings muss man eben ausprobieren, wie das Ergebnis jeweils
ausfällt.
Wird diese Reihenfolge noch mit bestimmten Layoutoptionen
des Online-Generators verknüpft, können dabei aber auch Gewichtungen
oder andere Effekte erzielt werden.
So kann man z. B. mit ▪ WordleTM
-
durch eine alternierende Eingabe von Vokabeln
- das fremdsprachliche
Wort gefolgt von der jeweiligen deutschen Übersetzung - interessante
Visualisierungsergebnisse erzielen, wenn man die Layout-Funktion "Half-and-half"
verwendet.
-
Dann werden die fremdsprachlichen Vokabeln z. B.
senkrecht und die deutsche Bedeutung waagrecht dargestellt oder
umgekehrt. (vgl.
Schedler o.
J.)
Komplexere
Vorstrukturierungen
Komplexere Vorstrukturierungen, welche die einzelnen
Wörter oder Wortgruppen gewichten sollen, können dadurch
erzeugt werden, dass einzelne Wörter, in einem abgestuften,
relationalen Verhältnis zueinander, unterschiedlich häufig in der
Wortliste wiederholt werden.
-
Je häufiger also ein
bestimmter Begriff vorkommt, desto größer wird seine
Schriftdarstellung in der Word Cloud ausfallen.
-
Gleich häufig
vorkommende Begriffe werden also später auch mit der gleichen
Schriftgröße im Textbild erscheinen. So lassen sich also mit
einer jeweils unterschiedlichen Anzahl von Wortwiederholungen
Gruppen von Wörtern oder Wortgruppen mit gleichem Gewicht
bilden.
Als Beispiel für gewichtete, d. h. vorstrukturierte Word Clouds
dient die obige ▪ Interpretationsskizze
zu ▪
Franz Kafkas,
▪
Brief an
den Vater, die das Ergebnis einer besonderen ▪
Schreibaufgabe zur
Visualisierung des Textes darstellt.
Wortgruppen als Strings
kennzeichnen
Oft will man bei der Word Cloud, die erstellt werden soll, aber
nicht nur einzelne Wörter oder Begriffe darstellen. Manchmal sollen
auch bestimmte Wörter zu einer Wortgruppe zusammengefasst werden.
Auf diese Weise werden sie bei der Häufigkeitsverteilung wie ein
einzelnes Wort behandelt.
Dies wird wie am
Beispiel des (Online-) Generators ▪
WordleTM
gezeigt, dadurch erreicht, dass man bestimmte Wörter mit dem
Tilde-Zeichen (~) zu Wortgruppen (Strings)
verbindet.(▪ Wortgruppen
(Strings) in Wordle erzeugen). Am besten zieht man die
Sonderzeichen einer Textverarbeitung oder eines Texteditors heran
und kopiert den Text dann in das Eingabefenster des Word
Cloud-Generators.
Word Clouds ohne Cloudgeneratoren erstellen
Das Gestaltungsprinzip von durch spezielle Generatoren online erzeugten Word Clouds
kann man aber auch nutzen, ohne auf diese Programme oder Apps
zurückgreifen zu müssen.
Als Visualisierungen vom Typ der Word Cloud werden dabei mit dem
Schriftbild von Wörtern und
Wortgruppen Bedeutungen erzeugt, die über den dargestellten Begriff
hinausgehen (z. B.
Relevanz, Zusammengehörigkeit etc.).
Auch wenn, wie im unteren Beispiel,
über die Schriftzeichen hinaus noch grafische Gestaltungselemente
verwendet werden, wird dabei doch auf Elemente Pfeile oder
Verbindungslinien mit entsprechenden Bezeichnungen verzichtet.
-
Ohne sie können
auch mit strukturierten Word Clouds ▪ Ursache-Wirkungszusammenhänge nur in sehr eingeschränkt
dargestellt werden.
-
Allerdings kann durch die bewusste räumliche
Anordnung der Wörter bzw. Wortgruppen Bedeutung erzeugt werden, die das
Zufallslayout der Online-Generatoren von Word Clouds nicht hervorbringen
kann.
Als Beispiel für eine solche strukturierte Word Cloud, die mit
Textfeldern und eingefügten Bildern mit der Textverarbeitung
erstellt worden ist, kann die
•
Darstellung der Figurenkonstellation in
•
Friedrich Schillers
Drama •
Maria
Stuart (1801) dienen.
Für größere Ansicht bitte anklicken!
Solche strukturierten Word Clouds können mit jeder
gängigen Textverarbeitungssoftware erstellt werden.
Dazu kann man z. B.
einfach Textfelder und andere Objekte wie Bilder, Umrahmungen etc. auf
einer Seite des Dokumentes "aufziehen" und als frei bewegliche Objekte
so positionieren, wie es einem am besten gefällt.
Zugleich lassen sich
durch die Wahl von unterschiedlichen Schriftgrößen, Schriftfarben oder
auch Objektfarben Beziehungen der Figuren zueinander ausdrücken, die
Bedeutungszuweisungen zur Interpretation durch den Autor der strukturierten Word Cloud
darstellen.
Ein solches Verfahren eignet sich natürlich nur für eine
quantitativ beschränkte Auswahl von Textelementen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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