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Regeln für vernünftiges Diskutieren

Redefreiheit

Modelle der kritischen Argumentation und Diskussion

 
FAChbereich Deutsch
Glossar RhetorikGeschichteBegriff und TheorieRhetorische Mittel Argumentieren Didaktische und methodische AspekteÜberblick
Vernunftorientierte Argumentation Definitionen und Lexikoneinträge Mündliches und schriftliches Argumentieren Partnerorientierung Geltungsansprüche Argumentationsmodelle Überblick Inhaltlich-rhetorische Ansätze Formen: Einfache und erweiterte Form der Argumentation Argumentationsmodell von Stephen Toulmin Modelle der kritischen Argumentation und Diskussion  Überblick [ Regeln für vernünftiges diskutierenÜberblickRedefreiheit ◄ ▪ Begründungspflicht  SachlichkeitsgebotRedliche Bezugnahme auf das Gesagte Verwendung plausibler Argumentationsmuster Logische Gültigkeit ]  Idealmodell der vernünftigen Argumentation Formal-logische Ansätze Bausteine Typen von Argumentationen Argumentationsstrategien Analyse von Alltagsargumentationen Probleme beim ArgumentierenTextordnungsmuster Häufig gestellte FragenBausteine DiskutierenRede Kommunikationspsychologie Zuhören Feedback ▪ Kommunikationspsychologische Modelle Operatoren im Fach Deutsch
 

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Partnerorientierung: Wie stellt man sich auf einen Diskussionspartner ein?
Partnertaktische Ziele Rede- bzw. Diskussionsbeitrag
Diskussionsleitung
Bausteine

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Nichtpartnerschaftliches Argumentieren: Sieg-Niederlage-Modell
Realistische Anforderungen an Alltagsargumentationen
Was man beim partnerschaftlichen Argumentieren unterlassen sollte
(Standards der Argumentationsintegrität)

Darauf kommt es bei der Redefreiheit an

Eine der ▪ Regeln für vernünftiges Argumentieren, die von Manfred Kienpointner (1996, S.27ff.) im Anschluss an Eemeren und Grootenhorst (1984, 1992) zusammengestellt werden, befasst sich mit der Frage Redefreiheit in privaten und öffentlichen Diskussionen.

Jeder Diskussionsteilnehmer muss die Freiheit haben, sich ungehindert in einer argumentativen Auseinandersetzung äußern zu können. Er/sie darf seine/ihre Standpunkte frei vorbringen und andere Standpunkte bezweifeln.

Wer vernunftorientiert argumentieren will, sollte also mit der für eine argumentative Auseinandersetzung unverzichtbaren Redefreiheit  verantwortungsvoll umgehen. Dazu gehört

  • dass man miteinander klärt, welche Fakten und Werte als unstrittig angesehen werden und wirklich von allen akzeptiert werden

  • dass man Aussagen, die den anderen verletzen oder herabsetzen können, vermeidet oder so "einfärbt", dass sie eine solche Wirkung vermeiden.

(vgl.  Kienpointner 1996, S.26)

Redefreiheit bedeutet nicht, dass alles in Frage gestellt werden muss

In einer argumentativen Auseinandersetzung sollte Redefreiheit herrschen, d. h. jeder sollte sich ungehindert äußern können. Das trägt ganz wesentlich zu partnerschaftlichem Argumentieren bei. Zugleich bedeutet es aber nicht, dass alles und jedes in Frage gestellt werden muss.

Manches steht, weil es als richtig vorausgesetzt wird, einfach nicht zur Debatte.

  • So ist die Behauptung, dass Menschen Schlaf benötigen, sicher unstrittig und es führt nicht weiter, wenn man diese Äußerung damit anzweifelt, dass es Leute gibt, die so gut wie gar nicht schlafen.

  • Andererseits gilt manches, was in der Gesellschaft oder einer bestimmten Gruppe von Menschen lange Zeit als unstrittig angesehen worden ist ("Frauen verstehen nichts von Technik"), längst schon mehr als strittig, wenn nicht sogar gar als unwahr.

Ob also bestimmte Aussagen von den Diskutierenden geteilt werden oder nicht, hängt von besonderen Faktoren ab und ist nicht einfach ins Belieben des einzelnen gestellt.

Alltagsargumentationen setzen oft Einverständnis voraus oder suggerieren es

Grund dafür ist, dass man in Alltagsargumentationen immer wieder von einem gemeinsamen Vorrat von nicht zu bestreitenden Tatsachen oder von logisch begründeten Aussagen ausgeht, die im aktuellen Fall solange nicht zu Diskussion stehen müssen, solange sie nicht wirklich angezweifelt werden (müssen).

So geschieht es, schon allein aus Zeitgründen, dass man sich in einer Diskussion mit anderen nur in besonders wichtigen Fällen um die explizite Klärung jener Aspekte bemüht, die ansonsten stillschweigend von allen akzeptiert werden.

  • Wer also z. B. dafür ist, dass Deutschland sämtliche Asylbewerber aufnehmen sollte, der wird der Aussage, die Anerkennungsverfahren sollten verschärft werden, nicht zustimmen, weil zwischen seiner Überzeugung und derer, die für die Verschärfung eintreten, kein stillschweigendes Einvernehmen darüber besteht, dass Deutschland mit der Anzahl der Asylsuchenden überfordert ist.

In einem solchen Fall kommt man also ohne die Klärung dieser Voraussetzungen auf der Sachebene nicht weiter.

Redefreiheit kann auch auf der Beziehungsebene eingeschränkt werden

Die Freiheit, in einer argumentativen Auseinandersetzung ungehindert zu Wort zu kommen, kann aber auch aus Gründen, die auf der Beziehungsebene liegen, eingeschränkt sein.

So kann man zur Modifizierung seiner Äußerung oder sogar zum Verzicht darauf genötigt sein, wenn diese Äußerung den Kontrahenten kränken, beleidigen oder herabsetzen soll.

Andernfalls würde man seine Redefreiheit missbrauchen, wie dies z. B. beim genetischen Fehlschluss (s. Abb.) der Fall ist.

In diesem Beispiel geht der Lehrer eben nicht auf die Aussage des Schülers ein (Begründungszusammenhang), sondern versucht dessen Argumente beiseite zu schieben, indem er auf dem Weg der Unterstellung bestimmte Motive für dessen Argumentation anführt (Entdeckungszusammenhang).

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» Ruth Cohn, Regeln und Richtlinien für die Gruppeninteraktion
» Anforderungen für vernünftiges Diskutieren (Kritische Argumentation

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

   
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