Wenn wir
im ▪ Alltag über das ▪
Gedächtnis reden, kommt es oft vor,
dass wir bestimmte Gedächtnisformen danach unterscheiden, wofür wir
sie für zuständig halten oder wie sie ihre Aufgaben erledigen. Wer
z. B. immer wieder an sich beobachtet, dass er/sie Namen von
Personen vergisst, entschuldigt sich mit Hinweis auf ein schlechtes
Namensgedächtnis, wer glaubt, dass es an einem speziellen Gedächtnis
liegt, dass er/sie sich Gesichter schlecht merken kann, führt dies
auf ein nicht besonders gut funktionierendes Gesichtergedächtnis
zurück. Auf diese beschreibende (deskriptive) Art und Weise lassen
sich, an vergleichsweise oberflächlichen Merkmalen orientiert, eine
geradezu beliebige Anzahl von Gedächtnissen unterscheiden.
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Gedächtnisse bzw.
Gedächtnissysteme lassen sich unter dem Blickwinkel einer struktur-
oder systemorientierten Betrachtung aber auch danach einteilen,
welche Funktionen sie erfüllen. Das kann z. B. eine Unterscheidung
sein, die aufgrund der unterschiedlichen Kapazitäten von
Gedächtnissen vorgenommen wird, oder eine, die sich auf die Art und
Weise bezieht, wie in dem jeweiligen System Informationen
verarbeitet werden. Hierher gehören Unterscheidungen, wie sie die
klassischen ▪ Mehr-Speicher-Modelle
("Kästchenmodelle") vornehmen, sowie alle Ansätze, denen ein aus
verschiedenen Modulen bestehendes Gedächtnismodell zugrunde liegt.
Sie unterscheiden z. B. das ▪
Langzeitgedächtnis und das ▪ Kurzzeit-
bzw. das ▪ Arbeitgedächtnis
voneinander. Im Langzeitgedächtnis selbst werden das ▪
deklarative und das ▪
non-deklarative Gedächtnissystem
mit ihren jeweiligen Untersystemen voneinander unterschieden.
Fragen, ob bestimmte Gedächtnisse tatsächlich für bestimmte
Verarbeitungsprozesse zuständig sind und inwieweit sie ihre Aufgaben
unabhängig oder in Abhängigkeit und Interaktion miteinander
bewältigen, sind das Terrain ▪
Kognitionspsychologie im Allgemeinen und die Gedächtnisforschung
im Besonderen, die für ihre Theorien dazu mit entsprechenden
Experimenten einen empirischen Nachweis zu erbringen suchen.
Außer dem
deskriptiven und dem funktionsorientierten Ansatz zur Einteilung
bzw. Klassifizierung verschiedener Gedächtnisarten oder -formen,
kann man natürlich auch neuronale Strukturen im Gehirn, die bei der
Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen für unterschiedliche
Aufgaben genutzt werden, dazu verwenden, um daraus bestimmte
Gedächtnisarten abzuleiten. Auf diesem Feld sind die »"Neuro-"Wissenschaften (»Neurobiologie,
»Neurophysiologie,
»Neuropsychologie,
etc.) aktiv, die sich u. a. mit den
phylogenetischen und
ontogenetischen,
den biologischen und physiologischen ▪
Grundlagen der
Wahrnehmung und der Informationsverarbeitung in unserem ▪
Gehirn
befassen.