»Irving
Biederman (*1939) (1987)
entwickelte die ▪ Theorie von David
Marr (1982) zur ▪ Objektwahrnehmung
weiter. Man zählt seinen Ansatz zu den strukturell beschreibenden
Merkmalsmodellen. (vgl.
Müsseler 2017,
S.34)
Um die Frage zu klären, wie wir Objekte weitgehend
perspektivenunabhängig erkennen und auch unbekannte Objekte
wahrnehmen und repräsentieren können, schlägt
Biederman
(1987) vor, von einer "Art Alphabet zur Beschreibung von
Objekten" (Wentura/Frings
2013, S.67) auszugehen. Dabei seien Objekte in dieser
Alphabet-Metapher "wie Wörter, die aus Buchstaben zusammengesetzt
sind. Die Buchstaben sind die sogenannten
geometric icons, oder kurz
geons." (ebd.)
Die »Recognition-by-components
theory (Theorie des Erkennens dreidimensionaler Formen anhand
elementarer Teilkörper) Biedermans hat mit der Theorie zur
Objekterkennung von David Marr einiges gemeinsam.
-
Beide teilen das
Grundprinzip, "dass aus zwei-dimensionalen Abbildungen eine
drei-dimensionale interne Rekonstruktion erfolgt". (ebd.,
S.71)
-
Gemeinsam ist beiden aber auch die Auffassung, dass die
Objektidentifikation als ein von der
Betrachtungsperspektive
unabhängiger Prozess erklärt werden kann. Außerdem gehen beide davon
aus, dass die Weiterverarbeitung von einer bestimmten Art der
Identifikation von Kanten und Konturen ausgeht. Sie erklären den
Vorgang aber auf andere Weise.
Um ein Objekt zu erkennen, müssen in Marrs Theorie die
Hauptachsen des Objektes und und die seiner Teile
(Komponentenachsen) extrahiert werden, um das
perspektivenunabhängige 3-D-Modell, das aus gleichförmigen,
zylinderähnlichen elementaren Teil- bzw. Grundkörpern (cones)
besteht, abzuleiten und damit die Voraussetzung für die bewusste
Wahrnehmung zu schaffen.
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Biederman hingegen geht von sogenannten "nicht-zufälligen
Eigenschaften" aus, "Eigenschaften, die die Geone unter ganz
verschiedenen Perspektiven unterscheidbar machen." (Wentura/Frings
2013, S.67) Geone sind demzufolge eine Art geometrischer
Musterbausteine mit möglichst ansichtsunabhängigen Eigenschaften,
auf deren Strukturen die konkreten dreidimensionalen Objekte
aufgebaut sind.
Nicht-zufällig ist in diesem Sinne, was trotz
der Betrachtung eines Objekts aus verschiedenen Perspektiven,
das diesem eine zufällige "Objektform" gibt (wenn z. B. ein
bestimmtes Objekt gedreht oder gekippt wird) mit einem
bestimmten Geon, sagen wir vereinfachend, in eine konturen- und
gestalttypische "Grundform" (Geon) zurückgeführt werden kann,
die im "Alphabet zur Beschreibung von Objekten" (ebd.)
vorhanden ist.
heorie der “recognition-by-components" (Geonen-Theorie) von
Irving Biedermannb. Wie funktioniert der Vergleich eines
wahrgenommenen Objekts mit den im Gedächtnis gespeicherten(bekannten)
Objekten?c. Idee:i. Der Wahrnehmungsprozess zerlegt Objekte in ihre
elementaren Teilkörper (Geone)ii. Bekannte Objekte sind im
Gedächtnis ebenfalls als Konfiguration elementarer Teilkörper (Geone)repräsentiertd.
Was sind “Geone”?i. Geone sind geometrische Bausteine mit möglichst
ansichtsunabhängigen Eigenschaften (ca. 24-36)ii. Aus Geonen kann
man alle möglichen Objekte bauen iii. Geone bilden quasi das
“Alphabet” der Objektwahrnehmunge. Empirische Belege für die
“Geonen-Theorie”
In der neueren Forschung versucht man angesichts der Tatsache,
dass auch diese Theorie nicht alles erklären kann, einen
Mittelweg zu gehen. So werden angesichts der Debatte, die um die
Perspektivenabhängigkeit oder Perspektivenunabhängigkeit der
Objekterkennung geführt wird, mehr und mehr sogenannte hybride
Modelle ins Spiel gebracht, "die sowohl perspektivenunabhängige
Prozesse als auch perspektivenabhängige, auf einzelnen
zweidimensionalen Sichten basierende Objekterkennung postulieren." (ebd.,
S.73)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023