▪
Strukturen
dramatischer Texte
▪
Figurengestaltung
▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
▪
Figurenkonstellation
▪
Überblick
▪ Möglichkeiten
zur Visualisierung von Figurenkonstellationen
▪
Konfiguration
▪
Figurenkonzeption
▪
Figurencharakterisierung
Die
Figurenkonstellation
in Goethes
Drama
»Egmont«
lässt sich wie folgt in einem Strukturbild darstellen.
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In der obigen Darstellung wird
•
Egmont als die alleinige Hauptfigur
dieses
Charakterdramas verstanden (A).
Die weiteren Figuren werden in
Nebenfiguren 1. Ordnung (B:
• Klärchen,
• Oranien,
• Ferdinand,
• Alba und
), in
Randfiguren (Nebenfiguren
2. Ordnung C:
• Brackenburg, •
Richard, •
Silva, •
Gomez, • Machiavell)
und in Hilfsfiguren (= Nebenfiguren 3. Ordnung; D:
•
Soest, •
Jetter, •
Seifensieder, •
Zimmermann. • Vansen,
• Buyck, •
Ruysum,
• Mutter von
Klärchen) eingeteilt.
Ein weiteres Kriterium der Figurenkonstellation ist die Zugehörigkeit des
dramatischen Personals zu zwei politischen Lagern: dem der Niederländer
und dem der Repräsentanten der
spanischen Habsburgermonarchie
Philipps II.
-
Egmont
wird als Hauptfigur in den vielfältigsten sozialen Beziehungen
zu den anderen Figuren dargestellt. Er hat ein Verhältnis mit einer
Bürgerstochter namens
• Klärchen
(1) um die ebenfalls der Bürgersohn
Brackenburg wirbt (8a). Er ist wie
• Oranien niederländischer Hochadeliger und fungiert wie dieser
als Statthalter der spanischen Krone in seinen niederländischen
Provinzen. Wie Oranien gehört auch Egmont dem Orden des
•
Goldenen Vlieses an, das
sie nur der besonderen Gerichtsbarkeit der Ordensversammlung unterwirft
(2). Er genießt die besondere Wertschätzung der Regentin
• Margarete von Parma,
die zugleich sein meist unbekümmertes Auftreten für gefährlich hält (6).
Mit dem • Herzog Alba,
der in ihm schon seit der Jugendzeit einen Rivalen um die Anerkennung
bei Hofe sieht, trifft er auf seinen willkürlichen Richter, der ihn am
Ende verhaften und im Auftrag des Königs öffentlich hinrichten lässt
(5). Die Freundschaft, die er im Angesicht des Todes mit
• Ferdinand,
dem Sohn Albas, schließt, gibt ihm die Stärke für seinen letzten Gang
und das Gefühl im Tod über seinen persönlichen Widersache Alba doch noch
triumphiert zu haben (3). Mit • Richard, seinem Privatsekretär, der ihm
unbedingt dient, und dafür später auch mit dem Tode bestraft wird,
verbindet ihn ein großes Vertrauensverhältnis (9) und der Graf
• Silva,
ein reiner
backstage character, ist
ihm am spanischen Hofe väterlich verbunden. Das Volk in seiner Provinz
wird von ihm geachtet und sieht in ihm, seinen ihr eigenes Wesen
verkörpernden Führer.
-
Oranien,
der ein einziges Mal im Drama, und da im Dialog mit Egmont auftritt, ist
wie dieser niederländischer Hochadeliger und fungiert wie dieser
als Statthalter der spanischen Krone in seinen niederländischen
Provinzen (2a). Beide gehören sie dem Orden des
Goldenen Vlieses an. Die
Regentin • Margarete von Parma
fürchtet Oranien als den klar kalkulierenden Kopf und möglichen Führer
einer Adelsrevolte oder eines allgemeinen Aufstandes gegen die spanische
Herrschaft in den Niederlanden (2a). Oranien, der Egmont vor seiner
Abreise in die eigene Provinz als Freund bezeichnet, entgeht damit der
Festnahme und Ermordung durch Alba.
-
Alba
kommt in Begleitung seines Sohnes
• Ferdinand
(4) an der Spitze eines spanischen Söldnerheeres in die Niederlande und
löst Margarete von Parma auf Geheiß Philipps II. in der Regentschaft ab
(7). Mit seinen ihm vollkommen ergebenen Bediensteten Gomes und Silva
(10, 11) setzt er die neue Hispanisierungspolitik in den Niederlanden
mit Gewalt durch und lässt Egmont, für dessen Verhaftung ihm der
spanische König ohne Einschaltung des Ordens des Goldenen Vlieses
Vollmacht erteilt hat, öffentlich hinrichten (5).
-
Margarete von Parma,
deren im Großen und Ganzen nachsichtiger Politik in den Niederlanden am
spanischen Hof die Unterstützung versagt bleibt, wird von Alba in der
Regentschaft abgelöst (7). In einem Gespräch mit ihrem Sekretär
• Machiavell
zieht sie vor der Ankunft Albas noch einmal Bilanz ihrer bisherigen
Politik und versucht neue Optionen des politischen Handelns zu ergreifen
(12).Sie hegt Sympathie oder sogar etwas mehr für Egmont, fürchtet um
sein Schicksal, während sie Oranien als politischen Kopf einer möglichen
Adelsrevolte als Gegner vor Augen hat, den sie fürchtet.
-
Ferdinand,
der als Sohn Albas in die Niederlande mitgereist ist (4), sagt sich nach
der Verurteilung Egmonts im Gefängnis gegenüber Egmont von seinem Vater
los (3) und schenkt Egmont damit eine letzte Genugtuung, so über seinen
Widersache doch noch zu siegen.
-
Klärchen,
die bürgerliche Geliebte Egmonts, kann Egmont mit ihrem fröhlichen und
lebensfrohen Wesen für sich einnehmen (1). Zugleich weist sie gegen den
Ratschlaf ihrer Mutter (13) den Bürgersohn
• Brackenburg, der ohne
Kenntnis von Egmont als Person, für sie wirbt, ab (8) und treibt diesen
damit in den Tod. Ihr leidenschaftlicher Aufruf zur Rettung Egmonts am
Ende verhallt indessen ungehört. Aus diesem Grunde geht sie am Ende
freiwillig in den Tod.
Die weitergehende
Einteilung der übrigen Figuren in Rand- und Hilfsfiguren bleibt naturgemäß
nicht ganz eindeutig. So ließen sich auch die namentlich aufgeführten
Figuren aus dem Volk, die im Schema als Hilfsfiguren eingeordnet sind,
durchaus zur Gruppe der Randfiguren hinzuzählen.
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Figurengestaltung
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Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
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Figurencharakterisierung
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.01.2024