Der Begriff
Der
Begriffs-
und Funktionsumfang der ▪
Exposition wird in der
Literaturwissenschaft nicht einheitlich gesehen.
Seine Umgrenzung
hängt davon ab, ob eher dramaturgisch-kompositorische oder
kommunikationstheoretische Aspekte in den Vordergrund gerückt
werden. Ursprünglich bezeichnete man in der Dramentheorie mit dem Begriff
▪ Exposition einen dem Theaterstück vorgeschalteten, separaten
Prolog,
der eine Inhaltsangabe enthielt.
Erst später führte der allmähliche
Verzicht auf diese dem Erzählen nahestehende, auktorial episierende
Inhaltsvorgabe zu der so genannten handlungsinternen Exposition
(vgl.
Bickert
1969), wie sie bei vielen ▪
dramatischen
Texten, insbesondere bei Dramen der
▪ geschlossenen
Form, vorkommt.
Expositorischer Prolog und handlungsinterne Exposition
stehen dabei stets am Anfang des dramatischen Textes und sind dann
abgeschlossen, wenn der Zuschauer über alle jene Informationen verfügt,
die er zum Verständnis der unmittelbar präsentierten Dramenhandlung
benötigt. Dies ist bei vielen Dramen der geschlossenen Form nach dem 1.Akt
erreicht. Wird der Begriff der Exposition jedoch weiter gefasst "als die
Vergabe von Informationen über die in der Vergangenheit liegenden und die
Gegenwart bestimmenden Voraussetzungen und Gegebenheiten der unmittelbar
dramatisch präsentierten Situationen", lässt sich Exposition und
expositorische Informationsvergabe nicht auf die Eingangsphase des
dramatischen Textes beschränken. (Pfister
1977, S.124) Für den schulischen Literaturunterricht ist die Analyse der Exposition
bzw. der expositorischen Informationsvergabe in einem Text besonders
beliebt, da sie ein
▪
intensives
Lesen des Textes voraussetzt und auch verschiedene
▪
Möglichkeiten
zur produktiven Textarbeit bietet.
Im Zuge der Exposition erhält der Zuschauer wichtige Informationen, die
er braucht, um das unmittelbar dargebotene Geschehen zu verstehen. Denn in
dem Moment, in dem der Vorhang aufgeht, weiß der Zuschauer im Grunde noch
nicht, wer ihm welches Geschehen vorführt. Allgemein erfüllt die
Exposition im Drama der geschlossenen Form die Aufgabe, die das
dramatische Geschehen umgebende Totalität von Welt auf die Elemente zu
reduzieren, die zur Handlungsführung nötig sind. Zugleich unterwirft sie
diese Elemente einer streng funktionalen Modellierung. (vgl.
Klotz
1976 (1969), S.26, vgl.
Text)
Die Notwendigkeit der Exposition
ergibt sich also, so sagt man, aus der dem dramatischen Text eigenen,
unmittelbaren Präsentation des dramatischen Geschehens.(= Unmittelbarkeit
des dramatischen Textes).
Diese Unmittelbarkeit unterscheidet den
dramatischen Text grundlegend von einem herkömmlichen ▪
erzählenden Text
(epischer bzw. narrativer Text). In einem herkömmlichen Erzähltext
nämlich wird das erzählte Geschehen dem Leser/Rezipienten durch einen
Erzähler vermittelt, der ihm die nötigen bzw. vom Erzähler
ausgewählten Informationen über das erzählte Geschehen gibt.
In diesem Falle spricht man von der
Mittelbarbeit des erzählenden Textes.
Gegenstandsbereiche und Funktion der Exposition
Im Rahmen der ▪ Exposition
werden im
▪ Drama
der ▪ geschlossenen
Form verschiedene Informationen vergeben:
Informationen, die der Leser bzw. der Zuschauer
im Rahmen der Exposition erhält, müssen hingegen nicht auf den
▪
Haupttext
und damit die Monologe oder Dialoge der Figuren. Auch im
▪
Nebentext
können z. B.
▪
Bühnenanweisungen
Informationen enthalten, die zur Exposition gehören. Und
insgesamt gesehen können also auch außersprachliche Zeichen, vom
Bühnenbild bis zu Kostüm und Musik, zur Vermittlung
expositorischer Information beitragen." (Boehnisch
2012, S.134) In Frage kommen also dafür sämtliche ▪
Codes und Kanäle der dramatischen Kommunikation
in dem ▪ plurimedialen dramatischen
Text. Vom Standpunkt der Rezeption durch den Zuschauer
betrachtet fällt der Exposition die Aufgabe zu, das Verständnis für die
nachfolgende Bühnenhandlung durch den Zuschauer vorzubereiten und
vorzustrukturieren. Daher besitzt die Exposition
-
eine
informativ-referentielle Funktion und
-
eine phatische Funktion (= Aufmerksamkeitsweckung und Einstimmung des Zuschauers in die
fiktive Spielwelt (vgl.
Pfister
1977, S.124)
Auktoriale Rezeptionslenkung mit Hilfe der
Exposition
Die
Exposition stellt die Phase dar, in der die auktoriale Rezeptionslenkung
am deutlichsten sichtbar werden kann.
Zwar ist darin die
auktoriale Funktion der Figurenrede prinzipiell offenkundiger, aber
auch gerade deshalb künstlerisch so überformt, dass dies aber nicht ohne
weiteres entdeckt werden kann und soll.
In der Exposition wird darüber hinaus
der Charakter der dramatischen Rede als "mehrfach adressierter
Äußerung" (Wunderlich) besonders deutlich erkennbar.
Denn der
eigentliche Adressat der dramatischen Rede in dieser Phase ist das
Publikum. Die spielinterne Kommunikation, das was auf der Bühne
"geschieht", bleibt dieser Funktion untergeordnet. Das bedeutet
auch, dass für die Figuren der fiktiven Spielebene die Expositionsphase
eben nur sehr bedingt eine informativ-referentielle Funktion besitzt. Sie
durchschauen nämlich als handelnde Personen in der handlungsinternen Exposition
den futurischen Bezug und Sinn ihrer Aussagen bestenfalls zum Teil,
während das Publikum "gleichsam absichtslos unterrichtet"
werden kann (vgl.
Bickert
1969, S.109)
Die dramaturgische Bedeutung der Opposition für die Komposition
des Dramas
Die ▪ Exposition
ist im Allgemeinen Teil des sog.
Eröffnungsdreischrittes, der
folgende Schritte umfasst (vgl.
Asmuth
1980, S.106ff.):
Der eigentlichen Exposition geht dabei häufig ein dramatischer
Auftakt (point of attack = Einsetzen der szenisch
präsentierten Handlung) voraus.
Dieser hat in der Regel nicht die
Aufgabe, expositorische Informationen zu liefern über Vorgeschichte,
Hauptpersonen, dramatischen Konflikt u. ä., sondern soll die
Aufmerksamkeit der Zuschauer auf das dramatische Geschehen lenken (phatische
Funktion) (vgl.
Pfister
1977, S.124,
Asmuth
1980, S.106f.).
Der dramatische Auftakt oder Texteingang ist
für die Dramenanalyse vor allem dann wichtig, wenn der Text unter
rezeptionsästhetischer
Perspektive betrachtet wird
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
19.12.2023
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