Der Begriff
Wer sich mit der
▪ Darstellung gesprochener Worte bei der
Erzähltextanalyse befassen will, hat es in der Literaturwissenschaft mit
etlichen Begriffen zu tun, die miteinander konkurrieren. Das bringt
natürlich nicht nur den Anfänger Probleme mit sich.
Aus diesem Grund vorweg ein Schaubild, das in die
Verwendung von Begriffen, Kategorien und den ihren zugrundeliegenden
Oppositionen (Dichotomien)
ein wenig Licht bringen kann.

Für
größere Ansicht bitte anklicken!
Grundlegend für das Verständnis gesprochener Worte oder
auch Gedanken ist die Tatsache, das das eine wie das andere auf die
Vermittlung durch den Erzähler zurückgeht.
Darstellungsformen der Erzählung von gesprochenen Worten bei der Figurenrede
Was die Figuren einer Geschichte sagen,
kann vom Erzähler bzw. der Erzählinstanz auf unterschiedliche Weise
erzählt, dargestellt oder dargeboten werden.
Im Gegensatz zur Verwendung des Begriffs der
▪ Figuren-/Personenrede in der
älteren Erzähltheorie, der die äußere und innere Rede, also das,
was von einer Figur gesagt und gedacht wird, umfasst, werden in der
neueren
Erzähltheorie
Erzählerrede
und die
Figurenrede
als Unterkategorien der ▪ Darstellung/Erzählung von gesprochenen Worten und
der ▪ Darstellung/Erzählung von Gedanken
aufgefasst.
Bei der ▪ Darstellung/Erzählung von gesprochenen Worten der Figuren wird bei der
Erzähltextanalyse von einem
Drei-Stufen-Modell der
Redewiedergabe ausgegangen (vgl.
Martínez/Scheffel, 10. Aufl. 2016, S. 54ff.;
Lahn/Meister 2013, S.199), das im nachfolgenden Mind Map noch um Angaben von Wolf
Schmid (2005,
S.198ff.) zur indirekten Figurenrede (narratorial indirekte, figural
indirekte und freie indirekte Figurenrede) ergänzt wird.

Für
größere Ansicht bitte anklicken!
Narrativer und dramatischer Modus bei der Erzählung von gesprochenen
Worten
Dabei kann das, was eine Figur im Rahmen eines erzählenden Textes
sagt oder denkt (beides wird oft unter dem Begriff der "Erzählung von
gesprochenen Worten" zusammengefasst, z. B.
Martínez/Scheffel, 11. Aufl. 2019, S.54) in einem
unterschiedlichen Modus dargeboten werden.
Darbietungsformen des Erzählens in der älteren
Erzähltheorie
Die
ältere Erzähltheorie
(auch ähnlich:
traditionelle Erzähltheorie)
orientiert sich bei den
Darbietungsformen des Erzählens
an der auf »Eberhard
Lämmert (1924-2015) in seinen
"Bauformen des
Erzählens" (1953/1955) zurückgehenden Unterscheidung in
Figuren-/Personenrede einerseits und Erzählerbericht andererseits.
Diese Unterscheidung wird auch so in den Arbeiten von »Hans-Werner
Ludwig (geb. 1934) (z. B.
Arbeitsbuch
Romananalysen 1982) und »Jochen
Vogt (geb. 1943) (z. B.
Aspekte erzählender Prosa, 7. neubearb. Auf., 1990)
vorgenommen und ist bis heute im schulischen Literaturunterricht aus
verschiedenen Gründen weit verbreitet
Diese
Unterscheidung mit den untergeordneten Darbietungsformen sind in nachfolgenden Mind-Map-Übersicht
dargestellt.

Für
größere Ansicht bitte an*klicken*tippen! Wenn man das Kriterium der
Redewiedergabe
zur systematischen Ordnung der Darbietungsformen heranzieht, gehören
direkte
Rede,
indirekte
Rede,
erlebte
Rede,
innerer
Monolog,
Bewusstseinstrom
und der
Redebericht,
mit dem der Erzähler meist in geraffter Form und mit kommentierenden
Einmischungen versehen die Rede einer Figur losgelöst von deren Wortlaut
wiedergibt, in eine Gruppe. (vgl.
Fricke/Zymner
1993).
Verwendet man dagegen die herkömmliche Unterscheidung
Figuren-/Personenrede
auf der einen und
Erzählerbericht
i. w. S. auf der anderen Seite, dann gehört der
Redebericht-
und analog dazu auch der
Gedankenbericht
- zum Erzählerbericht (vgl.
Vogt
1990, S.157).
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.02.2023
|