Rolleninterviews kommen als Technik des
▪
Rollengesprächs
nach
Scheller (22008, S.68f.) am besten in der Phase der
▪
Einfühlung in die
Rollen zum Einsatz.
Im Rolleninterview, das
im Plenum oder
in der (Figuren-)Kleingruppe durchgeführt wird, antworten einzelne oder
auch mehrere Figuren auf Fragen, die von anderen Figuren oder von anwesenden
Schülerinnen und Schülern gestellt werden.
Häufig wird ein biografisches Rolleninterview auch
in Partnerarbeit durchgeführt, vor allem dann, wenn die
Abfassung von Selbstdarstellungen einer Figur zu viel Zeit beanspruchen
würde.
Aber auch im Anschluss an szenisches Spiel lässt sich diese
▪ Technik der
szenischen Interpretation gewinnbringend einsetzen. Eine interessante
Variante ist auch eine
Partnerinterview-Folge.
Das
Partnerinterview könnte so gestaltet
werden:
-
Jeweils zwei Schülerinnen und
Schüler, die eine bestimmte Figur übernommen haben, setzen sich irgendwo
im Raum einander gegenüber.
-
Der Schüler/die Schülerin,
die befragt wird, soll versuchen eine Sitzhaltung zu finden, die zu der
befragten Figur passt. Andere situative Aspekte und weitere
▪
körpersprachliche Mittel spielen keine Rolle. (vgl.
Scheller 1998, S.56)
-
Der Interviewer/die
Interviewerin stellt der befragten Figur eine Reihe von Fragen, die
Aufschluss über Leben, Einstellungen und Erfahrungen der Figur geben
können. Dabei können Fragen nach Wertvorstellungen, Beziehungen zu
anderen Figuren, Fragen über Lifestyle und Selbstbild auch durch weitere
Fragen, die sich auf den Text beziehen ergänzt werden.
Das Rolleninterview in
einer (Figuren-)Kleingruppe ist vor allem dann zu
empfehlen, wenn die ▪
Einfühlung in die
Rollen im gegenseitigen Figurenkontakt aufgrund der
▪
Figurenkonstellation, z.B. besonders intensiver Beziehungen der
Figuren zueinander (Familie, Eltern-Kind-Beziehung, Liebesbeziehung, Geschäftsbeziehung
usw.) oder eines anderen, ihre Beziehungen zueinander bestimmenden
Aspekts ( z.B. Generationszugehörigkeit, Geschlechtszugehörigkeit,
berufliche Tätigkeiten, sozialer Status, Wertorientierungen usw.) besonders
gut gelingen könnte.
-
Die Gruppenmitglieder finden sich unter einem geeigneten Aspekt der
Figurenkonstellation in der Figuren-Kleingruppe zusammen.
-
Sie nehmen dabei, am besten im Stuhlkreis, eine Sitzhaltung ein, die
zu der von ihnen verkörperten Figur passt.
-
Alle Gruppenmitglieder haben das Recht und erhalten die Möglichkeit,
Fragen zu stellen. Andere situative Aspekte und weitere
▪
körpersprachliche Mittel spielen keine Rolle. (vgl.
Scheller 1998, S.56)
-
Sie können vorher festlegen, ob sie die Fragen auf bestimmte
Bereiche begrenzen wollen, um dadurch möglichst von allen Antworten zu
einem bestimmten Themenbereich bzw. Sachverhalt zu erhalten.
-
Um der Figuren-Kleingruppe ihre Arbeit bei der Einfühlung zu
erleichtern, kann der Spielleiter ihnen auch eine Reihe von Leitfragen
(Einfühlungsfragen) anbieten.
-
Die Figuren sollen dem jeweils Fragenden möglichst spontan Antwort
geben, um auf diese Weise nach und nach die Einfühlung in die von ihm
eingenommene Figur zu erhöhen.
Eine Variante zum Partnerinterview und dem Rolleninterview in einer
festen Figuren-Kleingruppe stellt die Partnerinterview-Folge dar. Dabei kann vom Spielleiter oder den
Figuren selbst festgelegt werden, mit welcher anderen Figur sie nacheinander
in Kontakt treten und ein Partnerinterview führen wollen. Unter Umständen
lässt sich auch, wenn die Figurenkonstellation dies sinnvoll erscheinen
lässt, dem Zufall der jeweiligen Begegnung mit anderen Figuren aber auch
mehr Raum gegeben werden. In diesem Fall könnte man die Folge der
Partnerinterviews z. B. auch als
▪
Kugellager durchführen.
Rolleninterviews im
Klassen- oder Kursplenum sollen dann
durchgeführt werden, wenn alle Schülerinnen und Schüler über eine oder
mehrere Figuren wichtige Erkenntnisse gewinnen sollen. Außerdem können durch
Mehrfachbesetzungen von Figuren unterschiedliche "Interpretationen" von
Figuren herauskommen, die dann Gegenstand der weiteren Betrachtung werden
können.
Als hilfreich kann sich zur Vorbereitung des Rolleninterviews im
Plenum die Vorbereitung durch Partnerinterviews erweisen. Ob und
inwieweit die Lehrperson im Plenum mit eigenen Fragen auftritt, um "die
Aufmerksamkeit der Beteiligten dadurch auf zentrale Aspekte" zu lenken oder
"Äußerungen der Spieler", die "im Widerspruch zum Text bzw. zum historischen
und kulturellen Kontext der Figuren stehen", zu korrigieren (Scheller
22008, S.69), lassen wir, wenn auch mit einigem
Zweifel, hier dahingestellt. (▪
Sag,
mal ... Unzeitgemäße Fragen an eine literarische Figur)
Rolleninterviews im
Anschluss an szenisches Spiel haben die Aufgabe,
das darin zur Gestaltung Gebrachte zu hinterfragen und aus der Perspektive
der jeweiligen Rolle zu reflektieren.
Dabei kann zur Sprache kommen, welche
Motive eine Figur für ihr Verhalten hat, warum sie so und nicht anders
gehandelt hat und vieles mehr, was die verdeckten Einstellungen, Gefühle und
Haltungen einer Figur ausmacht.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
|