Als
Hilfs-Ich
schlüpft der Spielleiter in die von einem anderen Spieler dargestellte Figur
mit hinein. Damit soll eine tiefere
▪ Einfühlung in
ihre
Rollen möglich gemacht werden.
In der Rolle als Hilfs-Ich ist der
Spielleiter nicht mehr nur Dialogpartner, sondern versteht sich als Teil der
Figur selbst, die fortan sozusagen mit zwei personalen Ich-Anteilen agiert. (vgl.
Scheller
22008, S.70) Aufgabe des Hilfs-Ichs ist es,
▪
psychisch abgewehrte Aspekte des Fühlens und Verhaltens einer Figur oder
ihr auch schlicht
▪
Unbewusstes oder auch in der jeweiligen Spielsituation gerade nicht
Bewusstes als Teil ihrer psychischen Befindlichkeit zu artikulieren. Dadurch
soll dem Spieler Gelegenheit gegeben werden, sich dieser Aspekte seines
Verhaltens und Fühlens bewusst zu werden und es in das weitere Spiel zu
integrieren.
Diese
▪ Technik der
szenischen Interpretation geht auf entsprechende Techniken zurück, die
beim »Psychodrama
verwendet werden. Insbesondere das so genannte »Doppeln
als »Hilfs-Ich-Technik
in der Psychotherapie steht dabei für diese Art des
▪ Rollengesprächs
Pate.
Als Hilfs-Ich agieren
Ingo
Scheller (1998/52007, S. 54f., vgl.
Scheller
22008, S.70f.) hält u. d. die nachfolgenden
Situationen für besonders geeignet, Rollenmonologe als Technik des
Rollengesprächs
einzusetzen:
-
Um als Hilfs-Ich fungieren zu können, tritt der Spielleiter während
des szenischen Spiels hinter die betreffende Figur. Durch eine
Berührung, ggf. durch Auflegen seiner Hand auf die Schulter des
Spielers, gibt er dem Spieler zu verstehen, dass er sich als Hilfs-Ich
äußern möchte.
-
Dann äußert er in Ich-Form, wie er die Situation empfindet, welche
Gedanken ihm dabei kommen und wie er weiter vorzugehen gedenkt.
-
Wenn der Spieler sich u. U. nicht recht traut, diese Empfindungen in
sein Spiel aufzunehmen und entsprechend auszuagieren, kann der
Spielleiter versuchen durch Wiederholung oder auch mit größerem
stimmlichen Nachdruck für seine Empfindungen als Hilfs-Ich einzutreten.
Ein Spielleiter sollte freilich sehr verantwortungsvoll und ggf. auch mit
entsprechender Zurückhaltung vorgehen, wenn er merkt, dass eine Figur
größere, auf die eigene psychische Konstitution des Spielers
zurückzuführende Schwierigkeiten hat, bestimmte Gefühle, wie z. B. Trauer
oder u. U. auch Wut, selbst hinter der sonst schützenden Fassade seiner
Rolle auszuagieren.
Die Zurückhaltung des Spielleiters sollte sich
auch auf die von ihm zum Spieler hergestellte räumliche Nähe beziehen. Auch
wenn grundsätzlich gilt, dass er umso näher an eine Figur herangeht und ggf.
sogar körperlichen Kontakt sucht, um damit auch innere Nähe zum Bewusstsein
und Fühlen der Figur zu unterstreichen, sind damit die Grenzen der
Intimdistanz, die Menschen gerne um sich haben, nicht grundsätzlich
aufgehoben. Auch ein Spielleiter sollte nur im Einverständnis mit der
Figur/Person in diesen Bereich eindringen.
(vgl.
Scheller
22008, S.69, 131)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
|