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Kompetenzbereich: Sich mit Texten und
Medien auseinandersetzen (BISTA-AHR-D 2012
▪
Überblick
▪
Sich mit literarischen Texten
auseinandersetzen
▪
Sich mit pragmatischen Texten
auseinandersetzen
▪
Sich mit Texten
unterschiedlicher medialer Form und Theaterinszenierungen
auseinandersetzen
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Kompetenzbereich Schreiben (BISTA–AHR–D 2012)
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Standards
Die ▪
prüfend-bewertende Beurteilung
schulischer Textproduktionen und Schreibprozesse ist vor allem ein
Mittel der Leistungsmessung und, im kompetenzorientierten Unterricht,
verschiedener Lernstandserhebungen.
Diese
Form der Beurteilung unterscheidet sich von der ▪
förderlichen Begleitung von
Schreibprozessen (auch: fördernde Beurteilung) nicht dadurch, dass
ihr die Intention der Förderung von Schreiberinnen* abgesprochen werden
muss, sondern vor allem dadurch dass sie sich im Allgemeinen in einer
Output-Orientierung auf das in einem individuellen Schreibprozess
entstandene Schreibprodukt richtet und Teilleistungen während des
Schreibprozesses in der Regel nicht einbezieht.
Grundsätzlich betrachtet, ist die prüfend-bewertende Beurteilung nicht
an ein bestimmtes Lernsetting
oder an das
produktorientierte Schreiben gebunden, ist aber bei
Leistungsaufgaben
mit ihrem Leistungsraumsetting
unverzichtbar, die am Ende zu einer in Zensuren oder Punkten
ausgedrückte Benotung führen sollen.
Gesellschaftliche Funktionen der prüfend-bewertenden
Beurteilung
Prüfend-bewertende Beurteilungen erfüllen im Rahmen des
institutionellen Lernens auch verschiedene gesellschaftliche
Funktionen. (vgl.
Fix 2006/2008,
S.189f.; vgl.
Baurmann
2002, S.118f.)
Sie
dienen dazu
-
Lehrkräfte und Eltern (in höherem Alter auch die Schülerinnen*)
über Bildungsziele, Bildungsplan- und Lehrplanvorgaben zu
informieren
-
die
Einhaltung von Bildungszielen, Bildungsplan- und
Lehrplanvorgaben durch die Lehrkräfte selbst, die Schulleitungen
und übergeordnete Schulverwaltung zu kontrollieren sowie in
eingeschränkterem Rahmen durch die Institutionen der Eltern oder
die Eltern selbst in Form sozialer Kontrolle
-
durch Notenvergleiche Schulempfehlungen zu geben, und die
Ausbildungsplatz- bzw. (zentraler) Studienplatzvergabe zu
regeln (Allokation)
-
die
Selektion von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern
vorzunehmen und in
-
in
Kompetenzniveau-Tests im
Zusammenhang mit Bildungsstandards mittlere Regelstandards zu
bilden, die den Förderumfang für das schwächere Drittel angeben
sollen
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Bewertungsmaßstäbe bei der prüfend-bewertenden
Beurteilung von Schreibleistungen
Wie
jede Beurteilung von Leistungen ist auch die prüfend-bewertende
Beurteilung auf Bewertungsmaßstäbe angewiesen, die die jeweilige
Beurteilung begründen und mit anderen Leistungen vergleichbar machen
soll.
In der
Regel stützt man sich dabei auf bestimmte Kriterien, die auch in ▪
Kriterienkatalogen
fixiert werden können. Diese Kriterien orientierten sich an an den
an den jeweiligen Schreibaufgaben
und versuchen bestimmte ▪
Textqualitäten zu
erfassen. Grundsätzlich zielen Kriterienkataloge darauf, "die Anforderungen der Schreibaufgabe bzw. Textart mit
den Entwicklungsmöglichkeiten der Schreiblerner zu verbinden.“ (Becker-Mrotzek/Böttcher
2006/2011, S.92).
Dabei
müssen auch solche Kriterienkataloge unter fachwissenschaftlichem
und fachdidaktischen Aspekt reflektiert werden. Es kommt nämlich nur
dann, wenn wie z. B. in den schriftlichen Erwartungshorizonten, die
den ▪ schriftlichen
Abituraufgaben als eine Art idealer Maximal-, aber eben nicht
als erwartbare Musterlösung, beigegeben sind (vgl.»BISTA-AHR-D 2012,
S.29), darauf an, möglichst viele einzelne Aspekte zu
berücksichtigen. Erwartungshorizonte dieser Art repräsentieren also
ein "Spektrum möglicher Bearbeitungen einer Aufgabe" (»BISTA-AHR-D 2012,
S.29) dar, die die Lehrkräfte bei der Bewertung von
Schülerinnenleistungen unterstützen sollen uns an denen die Lehrkräfte ihr Beurteilungs- und Bewertungshandeln
ausrichten können, ohne sie in jedem einzelnen Aspekt unbedingt
festzulegen. Ihre
Orientierungsfunktion zeigt sich auch daran,
dass diese Erwartungshorizonte auch "Hinweise
auf die curricularen und – bei dezentraler Aufgabenstellung – die
unterrichtlichen Voraussetzungen" (»ebd.,
S.23) enthalten.
Aus diesem Grund sollten Kriterienkataloge bei der
prüfend-bewertenden Beurteilung auch nicht ohne Gewichtung und
schreibaufgabengemäße Ausrichtung dazu genutzt werden,
Textqualitäten auf allen Ebenen und in allen ▪
Dimensionen (z.B.
▪
sprachliche
Richtigkeit,
▪
sprachliche
Angemessenheit, ▪
Aufbau,
▪ Inhalt,
▪
Schreibprozess und
ggf. ▪
Textverständlichkeit als übergreifendes Kriterium) zu
erfassen und zu beurteilen.
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Kriterienkataloge als Hilfen für Lehrkräfte
Den
Lehrkräften sollen Kriterienkataloge dabei helfen,
-
sich ein
möglichst umfassendes Bild von den Qualitäten eines von Schülern
verfassten Textes zu machen
-
Gewichtungen im Verhältnis der Kriterien zueinander vorzunehmen
-
eine
"objektive" und reliable (=zuverlässige) Bewertung vorzunehmen
-
die
Transparenz der Bewertung bzw. Benotung gegenüber Schülerinnen und
Schülern, Eltern usw. zu verbessern
-
eine den
Vergleich mit anderen Beurteilern standhaltende Basis für die
prüfend-bewertende, aber auch die fördernde Beurteilung von
Schülerinnen und Schülern herzustellen (vgl. u. a.
Baurmann 2002/2008, S.141)
Bei
dem Plädoyer für die kriteriengeleitete prüfend-bewertende
Beurteilung darf indessen nicht übersehen werden, dass in der Praxis
des schulischen Beurteilungs- und Bewertungshandelns auch verinnerlichte globale Maßstäbe oder
Eindrucksurteile der Lehrkräfte eine Rolle spielen. Diese kommen bei
sämtlichen Beurteilungen schulischer Textproduktionen und
Schreibprozesse vor, zeigen sich aber in besonderer Weise wohl immer
wieder im Zusammenhang mit dem
gestaltenden Schreiben, also
personal-kreativen Schreibformen (z. B. ▪
produktive Textarbeit, ▪
gestaltendes Interpretieren),
deren Beurteilung eben nicht so sehr auf ▪
harte Kriterien, sondern auf weiche Kriterien setzt, die keine
so große Trennschärfe besitzen.
Das Problem der Gaußschen Normalverteilung
Oft
werden bei einer prüfend-bewertenden Beurteilung im Rahmen einer
größeren Lerngruppe, die von den Schülerinnen* erbrachten über das mathematische System der »Gaußsche
Normalverteilung in Beziehung gesetzt.
Dessen
Prinzip ist es, dass "die von den meisten
Schülern gezeigte Leistung zur Mitte erklärt wird, ohne dass dabei die
Lernziele berücksichtigt werden" (Fix
2008, S. 189). Dies kann im Extremfall aber dazu führen, dass erbrachte
Leistungen, die sich nicht im Mittelbereich abbilden lassen, nicht als
solche gewürdigt werden, und das mit Folgen für die betroffenen,
schwächeren Schülerinnen: Wenn sie sich auf dieser Grundlage mit
anderen vergleichen, können sie das lediglich eine mathematische
Verteilung darstellende Prinzip als objektiven Nachweis ihres eigenen Versagens
ansehen, selbst wenn sie, für ihre Verhältnisse, respektable
Leistungen erbracht haben. (vgl.
ebd., S.
190).
Benotung als Disziplinarmaßnahme
Auch
wenn wahrscheinlich keine Lehrkraft gern darüber spricht und eine
entsprechende Praxis einräumt: Prüfend-bewertende Beurteilungen von Schülerleistungen
werden immer wieder, mit durchaus fadenscheinigen Gründen mit
vermeintlich pädagogischen Intentionen auch für disziplinarische
Ziele zweckentfremdet. Wer also z. B. im Unterricht durch Störungen,
mangelndes Interesse,
sich
rundum wenig motiviert gezeigt hat, soll am Ende auch erleben, dass
sich dieses Verhalten auch auf den Lernprozess und die
entsprechenden Leistungsmessung negativ auswirkt.
Schwierig nur, wenn ein/e Schülerin* trotzdem Leistungen erbringt,
die auch mit den Noten, die dafür vergeben werden, dies eben nicht
signalisieren können und auch der Hinweis, das er/sie noch viel
besser hätte abschneiden können, die
motivationale und
volitionale Bereitschaft
zur Mitarbeit und/oder zum eigenverantwortlichen Lernen nicht
erhöht. Und auch andere Nebeneffekte, mit denen die betroffenen
Schülerinnen diese Art der Benotung umgehen könnten, wie z. B.
durch ein Verhalten und Schreiben in einer klaren ▪
sozialen Abhängigkeitsorientierung von der "übermächtigen"
Lehrkraft, könnte die Folge dieser Zweckentfremdung des
Beurteilungsverhaltens sein.
Teaching to the test
Ein
Problematik, die offenbar im Zusammenhang mit dem ▪
kompetenzorientierten Unterricht häufiger vorkommt, wird als "»teaching
to the test«" Fix
2008, S. 190) bezeichnet.
Die prüfend-bewertende Beurteilung im Rahmen von
Kompetenzniveau-Tests, in denen "mittlere Regelstandards angestrebt"
(ebd.)
werden, kann dazu führen, dass sich "die Auslese verschärft." (ebd.)
Grundsätzlich ist dieses Lehrerverhalten aber nicht an dieses
didaktische Konzept gebunden. In Wirklichkeit taucht es überall dort
auf, wo es um schriftliche Prüfungen geht, die ja nicht nur an
Schülerinnen und Schüler bestimmte Anforderungen stellen, sondern
auch die Lehrkräfte der gesellschaftlichen Kontrolle unterwerfen. In
den Ergebnissen von Prüfungen spiegelt sich nach weit verbreiteter
Ansicht auch, ob eine Lehrkraft den dafür vorausgesetzten Stoff
nicht nur "durchgenommen", sondern auch mit welchem
fachwissenschaftlichen und didaktisch-methodischen Geschick er/sie
das getan hat.
Konsequenz ist eine allein auf das Bewältigen der
Prüfungsanforderungen ausgerichtete Unterrichtspraxis, die sich oft
in einem nur
extrinsisch motivierten Abarbeiten von Prüfungsaufgaben
vergangener Jahre widerspiegelt.
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Kompetenzbereich: Sich mit Texten und
Medien auseinandersetzen (BISTA-AHR-D 2012
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
26.12.2023
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