Schreibblockaden sind vielfältig
Die Schreibblockade mit der Bezeichnung "Probleme
beim Zusammenfassen" ist eine Störung, die beim Planen des
Schreibprozesses auftritt.
Zu großer Respekt vor dem Wortlaut eines Textes
Immer wieder treten auch Schreibstörungen auf, die mit
dem Zusammenfassen von Texten zu tun haben. In der Schule betrifft dies
sämtliche Formen der
Textwiedergabe (Inhaltswiedergabe,
Inhaltszusammenfassung). (Operator
Zusammenfassen)
Und an der Universität melden sich angesichts der
Defizite, die Studierende beim Zusammenfassen wissenschaftlicher Texte
haben, Stimmen mit der Forderung zu Wort, dass das Zusammenfassen
fremder Texte gar nicht oft genug geübt werden und möglichst in allen
Unterrichtsfächern geübt werden solle. (vgl.
Keseling 2004,
S.308)
SchreiberInnen, die Probleme beim Zusammenfassen von
Texten haben, zeigen
im Allgemeinen einen "zu großen Respekt vor dem Wortlaut des fremden
Textes" und offenbaren "zu geringe(s) Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten, fremde Texte zu rezipieren und zu verstehen." (Keseling
2006, S.211, zit. n.
Girgensohn/Sennewald 2012,
S.47)
Unter diesen Voraussetzungen kann man mit Textzusammenfassungen
bestenfalls, einen Text überzeugend
paraphrasieren,
neigt aber beim Zusammenfassen dazu, viel zu viel wörtlich oder
sinngemäß zu exzerpieren.
Wenn es dann zur Schreibblockade kommt, gehen ihr "in
der Regel eine Kette von nicht geglückten Teilhandlungen voraus" (Keseling
2004, S.31).
-
Das beginnt oft schon bei dem Versuch, den Text zu
erfassen. Statt sich z.B. in Form des
kursorischen Lesens um das
Erfassen größerer Textzusammenhänge zu bemühen, wird schon beim ersten
Lektüredurchgang das intensive Lesen praktiziert, bei dem man sich an
Details festlesen kann.
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Und nicht nur das: Der dadurch erheblich verlangsamte
Texterfassungsprozess wird dazu noch aufgrund von Ängsten und
Unsicherheiten, aber auch aufgrund von falschen Annahmen über die
bestmögliche Organisation des Texterfassungsprozesses noch zusätzlich
langsamer gemacht mit allen Folgen wie Zeitdruck und ähnlichem.
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Denn
statt den Text mehrfach zu lesen - man glaubt dann allen Ernstes dies
sei die eigentliche Zeitverschwendung! - werden schon beim ersten Lesen
eines Primärtextes, aus Angst, Wesentliches zu übersehen, viel zu viel
und dazu noch ganze Sätze oder längere Textpassagen angestrichen oder
markiert.
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Oft setzt sich dies fort in einem Verfahren, bei dem
Schreiberinnen und Schreiber sich beim Lesen eine Unmenge von Notizen
machen und eine besonders große Anzahl von Textstellen wörtlich oder
sinngemäß exzerpieren. Oft gelingt es diesen Schreibern dann nicht mehr,
ihre Zitatensammlung zu einem kohärenten Text zusammenzufügen. (vgl.
ebd., S.96ff.)
Der Typus des schreibblockierten Zusammenfassers
Der
schreibblockierte Zusammenfasser
-
nimmt den
Sinn des jeweils rezipierten Textes nicht zur Kenntnis
-
zerlegt den
Sinn des Textes in viele verschiedene "Einzelsinne"
-
verliert den
Sinn des rezipierten Textes damit aus den Augen
(vgl.
Keseling (2004)
nach
Girgensohn/Sennewald 2012,
S.47f.
So kann man die Schreibblockade verhindern
Wer etwas gegen Schreibblockaden beim Zusammenfassen
tun will, kann auf verschiedene
Gegenstrategien setzen.
Das Leseverhalten ändern
Zuallererst muss man sein
Leseverhalten
ändern. Dabei muss ein zu solchen Schreibstörungen neigende
Schreiber, durch eigene Erfahrungen das Vertrauen gewinnen, dass er auch
bei gezieltem und selektivem Lesen noch immer das Wesentliche eines
Textes erfassen kann.
Zugleich soll er / sie merken, dass die
Texterfassung dann sogar noch schneller geht als mit dem vorher
praktizierten
Fehlverhalten. Dieses besteht ja im im Kern darin, "dass sich
die Aufmerksamkeit der AutorInnen zu sehr und zu lange auf den gerade
gelesenen Text richtet und dass dadurch die Zusammenfassung bzw. die
Bildung von Essentials oder die Bildung eines Konzepts für den eigenen
Text versäumt oder beeinträchtigt wird." (Keseling
2004, S.101).
Wenn also der Primärtext zu sehr im Vordergrund steht,
muss man Wege gehen, um dies zu vermeiden.
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So kann man sich angewöhnen,
die erste Textzusammenfassung zu schreiben und dabei den Primärtext
ganz zur Seite zu lege.
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In
teilweise
kooperativen Schreibprozessen wie z. B.
Schreibkonferenzen
u. ä. kann man anderen Schreibgruppenmitglieder sagen, wie man den Text verstanden
hat.
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Wer zuviel herausschreibt, sollte einfach einmal versuchen, die
Zitate wegzulassen und sich allein auf den Gedankengang des Primärtextes
konzentrieren. Wörtliche oder singgemäße Zitate werden dann erst in einem
zweiten Arbeitsgang hinzugefügt.
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Erst
denken, dann schreiben ist hier wohl die Devise, um den Fokus
auf die eigene Planung des Schreibens und die
Vorab-Konzeptbildung
zu legen. (vgl. ebd.,
S.99f.)
» Fragebogen zur
Selbsterkundung Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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