▪
Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse ▪
Überblick ▪
Auswahl (Zusammenstellungen
wichtiger Strukturbegriffe) ▪
Wer erzählt die Geschichte? (Aspekte
zur Gestaltung der Erzählinstanz) ▪
Wie wird erzählt? (Zeit,
Modus, Stimme) ▪
Was wird erzählt? (Handlung,
erzählte Welt, Figur, Raum) ▪
Analyse erzähltechnischer Mittel in der Schule: Auswahl
▪
Baustein: Erzähltechnische Mittel erkennen
Die folgende ▪
Analyse der
erzähltechnischen (narrativen) Mittel, die in ▪
Elisabeth Langgässers ▪
Kurzgeschichte ▪ »Saisonbeginn«
vorkommen, folgt im Wesentlichen den ▪
Strukturbegriffen
der älteren Erzähltheorie, die bei der
▪
schulischen Interpretation erzählender Texte überwiegend
verwendet werden. Zugleich werden aber aus didaktischen Gründen auch
Begriffe der
neueren
Erzähltheorie verwendet, wenn sie ein bestimmtes Element
verständlich und präzise bezeichnen.
▪
Strukturbegriffe der älteren
Erzähltheorie
▪
ABC der schulischen
Erzähltextanalyse
Elisabeth
Langgässer verwendet zur Gestaltung der Aussage in ihrer
Kurzgeschichte »Saisonbeginn«
u. a. die nachfolgenden
▪
erzähltechnischen Mittel:
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-
Erzählerbericht:
Die Geschichte wird im Erzählerbericht (Redebericht) dargeboten.
-
Showing fiktionaler Bericht: Die Geschichte wird, soweit es die
Darbietung der zeitlichen Vorgänge, das Aufstellen des Schildes
durch die Arbeiter und die Reaktionen der Bevölkerung im Modus des
Showing erzählt.
-
Telling Der Erzähleingang mit der "schrägen" Naturschilderung ist dagegen
als Telling zu verstehen, da die Beschreibung der Natur einen das
Geschehen konterkarierenden und damit auch kommentierenden Charakter
besitzt.
-
linear:
Was im Rahmen der Schildaufstellung geschieht, wird in einer
kontinuierlichen, d.h. linearen Zeitfolge dargestellt, ohne Vor- und
Rückgriffe.
-
Zeitraffung:
Der Zeitablauf selbst ist etwas gerafft, aber ohne Auslassungen im
Handlungsverlauf.
-
Erzählte Zeit:
Das Geschehen der Geschichte ereignet sich an einem Spätfrühlingstag an
einem Nachmittag (»die Nachmittagssonne glitt wie ein Finger über die
zollgroßen Buchstaben hin«), als die Schulkinder aus der Schule und die
Arbeiter vom Feld kommen. Der Zeitraum des erzählten Geschehens kann nur
geschätzt werden, dürfte aber wohl kaum mehr als eine Stunde umfassen.
-
Erzähltempus:
Die Geschichte wird durchgehend im Präteritum erzählt.
-
Handlungsraum: Ort
des Geschehens (ein Kurort irgendwo in den Bergen) wird eingangs im
Hinblick auf seine wirtschaftlichen Interessen dienenden Aktivitäten
beschrieben: Er hat sich für die anbrechende Fremden- bzw. Urlaubssaison
herausgeputzt. (»Auch die Häuser und Gasthöfe waren wie neu: ihre
Fensterläden frisch angestrichen, die Schindeldächer gut ausgebessert ,
die Scherenzäune ergänzt.« Abgesehen von diesen nicht näher bezeichneten
Gebäuden (Ausnahme das Schild: »Zwei Minuten zum Café Alpenrose.«, das
einem der Gasthäuser einen Namen gibt), gibt es noch eine »Tankstelle«,
eine notwendige, wie auch lohnende Serviceeinrichtung für die bald mit
ihren Autos anrückenden Kurgäste und Touristen. Dazu kommt noch eine
»Gemeindewiese« und eine Stelle, wo ein Wegkreuz steht. Der Raum, der
mit diesen wenigen Elementen konstituiert wird, reicht aus, um die
Handlungen der Figuren räumlich zu situieren und in den Kontext der
allgemeinen Geschäftigkeit des, bis auf das noch fehlende Schild nahezu
bestens vorbereiteten Kurortes, einen »Atemzug« vor »Saisonbeginn« zu
situieren.
-
Kontrastraum:
Die Naturschilderung zu Beginn, die zu "deftiges Bild eines sich üppig
verschwendenden, saft - und kraftstrotzenden Frühlingstages in einem almenumgebenden Passörtchen"
zeichnet
(Lehmann (1966,
S. 92) spielt mit einer idyllischen Stimmung und bricht diese
Vorstellung zugleich. Damit steht sie im Gegensatz zu dem
herausgeputzten Örten.
-
Die Raumdarstellung öffnet sich mit den mystischen Bildern, die der
Erzähler im Zusammenhang mit dem Holzkreuz, der Mantelmadonna und dem
von der Abendsonne gezeichneten Menetekel zu einem
Symbolraum, der
naturmagische mit biblischen Elementen verknüpft. »die Nachmittagssonne
glitt wie ein Finger über die zollgroßen Buchstaben hin und fuhr jeden
einzelnen langsam nach wie den Richtspruch an einer Tafel…
Auch der sterbende Christus, dessen blasses, blutüberronnenes Haupt im
Tod nach der rechten Seite geneigt war, schien sich mit letzter Kraft zu
bemühen, die Inschrift aufzunehmen: man merkte, sie ging ihn gleichfalls
an, welcher bisher von den Leuten als einer der ihren betrachtet und
wohl gelitten war. Unerbittlich und dauerhaft wie sein Leiden, würde sie
ihm nun für lange Zeit schwarz auf weiß gegenüberstehen«
-
Kurzgeschichte:
unvermittelter Beginn, offener Schluss; Alltäglichkeit der Sprache,
des Ortes, der Personen; Kürze; Punktualität der Zeit, des Ortes,
der Personen, der Handlung
- Der Erzähler der Geschichte ist in der Geschichte als Ganzes nicht
auf eine Perspektive festgelegt. Sein Erzählverhalten ist mitunter
kommentierend (s. Naturbeschreibung), ohne sich als Erzähler dabei
selbst kenntlich zu machen, ist dann aber wieder
neutral,
wenn es um das Hin und Her bei der Schildaufstellung geht. Die
naturmagischen Wahrnehmungen, von denen er am Ende berichtet (»man (!)
merkte,«). lässt ihn wieder die Sicht eines mitten im Geschehen
befindlichen
personalen Erzählers einnehmen, die auch die pointierte Wiedergabe
des Schildtextes erst am Ende der Geschichte aufnimmt.
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Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse ▪
Überblick ▪
Auswahl (Zusammenstellungen
wichtiger Strukturbegriffe) ▪
Wer erzählt die Geschichte? (Aspekte
zur Gestaltung der Erzählinstanz) ▪
Wie wird erzählt? (Zeit,
Modus, Stimme) ▪
Was wird erzählt? (Handlung,
erzählte Welt, Figur, Raum) ▪
Analyse erzähltechnischer Mittel in der Schule: Auswahl
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Baustein: Erzähltechnische Mittel erkennen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
03.04.2024
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