Anwendungswissen, das nicht sprachlich
ausgedrückt werden kann, kann in Form so genannter kognitiver
Landkarten (mental maps) gespeichert werden. Dabei werden ein Vorgehen
(Prozedur) und
▪
Faktenwissen
bildhaft miteinander verknüpft und dadurch visuell im Gehirn
repräsentiert. Der Begriff selbst ist
metaphorisch
zu verstehen, da in diesen "Landkarten" nicht nur räumliche,
sondern auch andere Informationen enthalten sind.
Ewald
Jarz (1997)
beschreibt Aufbau und Wirkungsweise der kognitiven Landkarten wie folgt:
"Kognitive Landkarten bestehen aus Merkpunkten und Routen
(Wegstrecken). Aus dem Routenwissen baut sich unter bestimmten Bedingungen
ein Übersichtswissen auf. Die Merkpunkte sind noch eher als Faktenwissen
identifizierbar. Diese Merkpunkte führen zu Entscheidungen: Zum
Beibehalten oder zum bewussten Ändern der Fortbewegungsrichtung: zum
Beibehalten oder zum bewussten Ändern der Fortbewegungsrichtung. Wenn
nahe beieinander gelegene Merkpunkte gedanklich angeschritten oder
abgefahren werden, findet eine räumliche Verknüpfung statt: Sie werden
als Anfangs- und Endpunkte von Routen erlebt und repräsentiert. Durch die
Abfolge der Merkpunkte in der Repräsentation entwickelt sich das
Routenwissen. Das Routenwissen kann auch als Organisierung von
Merkpunktwissen um Entscheidungspunkte herum verstanden
werden." (Jarz
1997, S.74)
Aus dem Routenwissen entsteht also Übersichtswissen in Form
einer kognitiven Landkarte, die Ganzheitscharakter hat.
Die Arbeitstechnik des
Mind
Mapping macht sich diese und andere lerntheoretischen Vorstellung
zu eigen, ohne dass Mind Maps - besonders in jeglicher Ausprägung - mit
den Mental Maps als identisch angesehen werden können.
Wie kognitive Landkarten genutzt
werden können, zeigt das Beispiel des altgriechischen Lyrikers
Simonides
(556 v.Chr.- 467/466 v.Chr.)
In seiner rhetorischen Schule wurde den Schülern beigebracht, mentale
Räume zu erzeugen. Dabei wurden die Hauptgedanken einer Rede zu
bildhaften Vorstellungen gestaltet. Diese Vorstellungen wurden dann an
irgendeiner Stelle des mentalen Raumes "platziert".
Wenn nun eine Rede gehalten wurde, musste der mentale Raum gedanklich
abgeschritten werden. Auf diesem Weg wurden die vorher platzierten Bilder
erneut betrachtet und die Hauptgedanken wieder bewusst gemacht.
Von Rednern wie Lincoln und Powell, die stundenlang ohne
jedes Manuskript reden konnten, ist ein gleichartiges Vorgehen bekannt.
(vgl. Jarz 1997,
S.74,
Postman (1988),
Hugl 1995)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023