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Visuelle Wahrnehmung

Auge und Kamera


PSYCHOLOGIE

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Neurobiologische Grundlagen der Wahrnehmung Modelle der Wahrnehmung Überblick Drei-Stufen-Modell (Zimbardo/Gerrig 2004) [ Visuelle Wahrnehmung Überblick Descartes Theorie der visuellen Wahrnehmung  ▪ Das visuelle System Der Vorgang des Sehens Die Verarbeitung neuronaler Informationen Auge und Kamera ◄ ▪ Drei-Stufen-Modell Optische Täuschungen Drudel ] Empfindung und Wahrnehmung Aufmerksamkeit Identifikations- und Wiedererkennungsprozesse
 

Dass wir sehen, was wir sehen, ist für die meisten Menschen eine solche Selbstverständlichkeit, dass wir uns im Grunde kaum darum kümmern, wie Sehen eigentlich funktioniert. Wir haben zwar eine Alltagsvorstellung davon, wie wir überhaupt eine gewisse Vorstellung davon haben, wie unsere Wahrnehmung funktioniert. Da wir aber nicht wahrnehmen können, wie wir wahrnehmen, also auch nicht sehen können, wie wir sehen, begnügen wir uns im Alttag mit Annahmen darüber, die uns mehr oder weniger plausibel erscheinen. So kommt uns das Sehen vielleicht wie eine Art Kino im Kopf vor und unser Auge wie eine Foto- oder Filmkamera.

Auge und Kamera haben gewisse Ähnlichkeiten, aber auch gravierende Unterschiede. Ganz allgemein lässt sich sagen, dass analoge und digitale Kameras Systeme (vgl. Digitale Fotografie) darstellen, die dem menschlichen Auge nachempfunden sind. "Ein Objektiv konzentriert die Reflexionen eines Objekts auf eine lichtempfindliche Schicht. Der Strahlengang des Lichts wird durch die Linse gebrochen und das Bild erscheint auf der Filmebene auf dem Kopf stehend. Bei der konventionellen Fotografie ist der Film Sensor und Speichermedium. Bei der digitalen Fotografie sind diese beiden Funktionen räumlich getrennt: Ein hochempfindlicher Sensor registriert die einlaufenden Impulse und eine Speichereinheit (PC-Karte, Festplatte) speichert diese digitalisierten Daten." (Riepl/Schweighofer 1997, S. 22) 

Allen Ähnlichkeiten zum Trotz - beide können mit  optischen Vorrichtungen das Licht brechen und ein Abbild der Umwelt erzeugen - gibt es natürlich gravierende Unterschiede:

  • Beide haben ein vollkommen unterschiedliches System, um durch Brechung des Lichts zu einer scharfen Abbildung zu gelangen. Bei einer Kamera wird die Linse dazu vor- und zurückbewegt, im Auge sorgt die fortdauernde Veränderung der Linsenkrümmung dafür, dass sich der Brennpunkt der fokussierten Objekte unserer Umwelt auf der Netzhaut befindet. Dieser Vorgang wird als Akkomodation bezeichnet. (vgl. Goldstein 2002, S. 46)

Was nach der Erzeugung eines Bildes in der Kamera und bei der visuellen Wahrnehmung abläuft, ist grundverschieden

Die Prozesse von Bilderfassung, Registrierung der Information und ihrer Speicherung, sowie die Bildausgabe verlaufen bei Kameras wie folgt:

  • Bei analogen Kameras ist der Film Sensor und Speicher zugleich. Die Bildinformationen kommen nach ihrer Brechung durch die Linse bzw. das Linsensystem eines Objektivs und dem Passieren der Blende auf der Filmebene an und werden in den Silberhalogenidkristallen des Filmes gespeichert.
    Die Auflösung des Bildes, seine Konturenschärfe und Kontrastwiedergabe sowie die Empfindlichkeit sind davon abhängig, welches Objektiv benutzt wird und welches Filmmaterial verwendet wird.
    Die Informationen über die Farbe der Objekte werden als Helligkeitswerte in unterschiedlichen Filmschichten gespeichert, die den Durchlass für bestimmte Farbinformationen mit Farbfiltern regeln. Die elektromagnetisch codierten Informationen werden dabei in Bildpunktfeldern oder Helligkeitsfeldern angelegt und nicht in einzeln angesprochenen Bildpunkten.
    Die Anzahl der aktivierten Bildpunkte und ihre Empfindlichkeit für das ankommende Licht hängt dabei von der Größe und Beschaffenheit der Körnung des Filmmaterials ab. Die so genannten Filmkörner liegen in den einzelnen Filmschichten neben- und,  je nach Dicke der Filmschicht, auch übereinander. Dies ermöglicht hohe Detailauflösungen, birgt aber auch die Gefahr von Ungenauigkeiten bei der Speicherung der Bildinformation, z. B. durch Überstrahlungen oder Kornabzeichnungen.
    Die Speicherung aller Bildinformationen erfolgt bei der Belichtung des Filmmaterials gleichzeitig. Sie bleiben solange latent erhalten, bis der Film erneut belichtet wird (z. B. bei Doppelbelichtungen). Erst bei der Entwicklung des Filmmaterials werden diese Bildinformationen als Negativ oder Diapositiv fixiert und können archiviert werden. Von diesen Dias oder Negativen lassen sich dann die allseits beliebten Papierabzüge herstellen. (vgl. Riepl/Schweighofer 1997, S. 19f.)

  • Bei digitalen Kameras sind die Funktionen Sensor und Speichermedium räumlich voneinander getrennt. Eine hochempfindliche Sensorplatte oder Sensorleisten-Ebene registriert die einlaufenden Lichtimpulse, die nach ihrer Digitalisierung (Analog-digital-Wandlung) in einer Speichereinheit (PC-Karte, Festplatte, CD-ROM, DVD) gespeichert werden.
    Der Sensor stellt einen lichtempfindlichen "Chip" dar, auf dem eine bestimmte Anzahl lichtempfindlicher Dioden angebracht sind, die das einfallende Licht in elektronische Signale "übersetzen". Sobald die Kamera eingeschaltet wird, reagiert dieser Sensor auf Licht. Die "Einzelsensoren des Chips bauen unterschiedliche Ladung auf, abhängig von der Lichtmenge, die auf den Sensor trifft. Die Schaltkreise der Kamera registrieren diese Unterschiede in der Ladung und ordnen sie exakt den richtigen Punkten auf dem Chip zu. Diese Daten werden dann ausgelesen und dann in Fotos verwandelt." (Sheppard 2003, S.14)
    Die Auflösung des Bildes, seine Konturenschärfe und Kontrastwiedergabe sowie die Empfindlichkeit hängen mehr von der Beschaffenheit und Qualität, der Größe und Form des Sensors ab als von der Güte des Objektivs.
    Das vom Sensor registrierte Bild wird in der Regel in quadratische Einzelpunkte (Pixel) zerlegt, wobei jeder einzelne Bildpunkt einzeln angesprochen werden kann. Für jeden dieser Bildpunkte werden dabei bestimmte Helligkeitswerte für die rot, grün und blau erscheinenden Wellenlängenbereiche ermittelt.
    Die Speicherung der Bildinformationen erfolgt auf dem Speichermedium in einer linearen Anordnung, "d. h. die einzelnen Werte werden wie in einer Perlenkette aufgereiht." (Riepl/Schweighofer 1997, S. 29)

Der Sehvorgang und die visuelle Wahrnehmung als solche gestalten sich nach der Abbildung des Objekts auf der Netzhaut von diesen Kameraprozessen grundlegend. Hier "machen die Signale nach ihrer Entstehung in den Rezeptoren eine längere »Reise« von der Netzhaut über das Corpus geniculatum laterale bis hin zum visuellen Cortex, die in der Entstehung einer bewussten Wahrnehmung einer Person enden kann." ( Goldstein 2002, S. 46)

Ferner nimmt das Auge einzelne Bilder nicht einfach passiv auf, sondern exploriert, sofern wir wach sind, ständig aktiv die Umwelt in einer "raschen Abfolge von einzelnen Reizstichproben oder der Aufnahme von Bewegung."  (ebd.)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

 
 

 
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