In der
Alltagssprache, in der wir den Begriff wohl eher selten zu lesen
oder zu hören bekommen, haben wir doch auch ein Verständnis von
dem, was wissenschaftlich als Proposition bezeichnet wird. Ganz
allgemein kann man darunter nämlich etwa Aussage verstehen.
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Alltagssprachlich kommt dem Begriff wohl nahe, was wir
meinen, wenn wir von Bedeutung sprechen etwa im Sinne von
Inhalt, Gemeintes oder Bezeichnetes sowie den Sinn einer
Aussage.
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Manchmal
steht die alltagssprachliche Verwendung aber auch dafür,
einen Satz unter inhaltlichen Gesichtspunkten
zu bezeichnen oder auf den in einem Satz ausgedrückten Gedanken(gang)
zu verweisen. In dieser Weise verwenden wir z. B. den
Begriff der Proposition in Lehr-Lernsituationen, wenn wir
davon sprechen bei der ▪
Erfassung und ▪
Zusammenfassung von Texten eine ▪
Aussagenliste zu
erstellen.
In
der Sprechakttheorie geht der Begriff der Proposition und des
propositionalen Aktes auf
»John R. Searle
(geb. 1932) zurück. Er teilt die noch im lokutiven Teil des Sprechakts
bei
»John Austin (1911-1960)
als rhetischer Teilakt bezeichnete semantische Komponente des
lokuktiven
Aktes in die beiden logisch-semantischen Teilakte
Referenzakt und
Prädikationsakt auf und fasst
sie als Teilakte des ihnen übergeordneten propositionalen Aktes
auf. Eine Proposition ist in seinem Sinne eine Aussage über
"Welt" und ihre Objekte.
Propositionale
Akte beinhalten also "Aussagen über die Welt" (Linke/Nussbaumer/Portmann,
2. Aufl., 1994, S.189). Typische Propositionen sind z. B. "Das
Haus ist schön." - "Sokrates ist ein Mensch." – "Der Ball ist
rund." etc.
In gewisser
Weise kann man hart an der Grenze des alltäglichen Sprachgebrauches des Wortes
Bedeutung orientiert, sagen, der propositionale Akt gibt "die
Bedeutung der Äußerung im engeren Sinn wieder" (Engel,
2. Aufl. 2009; S.34)
Zugleich wird im Vollzug des
propositionalen Akt eine
prinzipiell wahre oder unwahre
Proposition (hier etwa:
eigentlicher Satzinhalt, Sachverhaltsbeschreibung) realisiert.
Damit der
Sprechakt in der Kommunikation auch funktioniert oder "glückt"
müssen natürlich auf für den propositionalen Akt mindestens zwei
Bedingungen erfüllt sein: Erstens müssen die
Kommunikationspartner dieselbe Sprache sprechen
bzw. denselben sprachlichen Code verwenden und zweitens müssen sie
beide auch das Objekt kennen, auf das der Sprecher Bezug nimmt bzw. referiert.
Die zweite
Bedingung ist in dem nebenstehenden Beispiel wohl kaum zu
realisieren.
In der Theorie Searles besteht der propositionale Akt aus zwei verschiedenen
logisch-semantisch geprägten Teilakten, und
zwar, dem Referenz- und Prädikationsakt.
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Mit dem
Referenzakt bezieht man
sich mit einer sprachlichen Äußerung auf ein Objekt. Tut man dies nicht,
kann ein Sprechakt nicht "glücken".
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Der
Prädikationsakt ordnet
einem Objekt,
auf das sich die sprachliche Äußerung bezieht, eine
Eigenschaft zu. Der Begriff des Prädikats wird dabei nicht wie in der
Grammatik als Satzteil verstanden, sondern so verwendet, wie
es die so genannte Prädikatenlogik tut, nämlich als Aussage
(prädizieren bedeutet etwas aussagen)
So erhält das
Haus, auf das sich die sprachliche Äußerung in den oben
und unten stehenden Abbildungen als Objekt bezieht, die
Eigenschaft "schön" zugeordnet.
Dabei ist es egal, ob diese Prädikation
als Behauptung, Frage, Befehl etc. formuliert wird (= illokutionäre
Akte, ▪ Illokutionsakt).
So prädiziert also auch die Frage "Ist das Haus schön?" das Objekt, auf
das es es sich bezieht (referiert).