Auch
wenn uns eine Äußerung, die wir machen, als Ganzes bzw. eine
Einheit vorkommt, lässt sie sich unter dem Aspekte der
Sprechhandlung, die damit vollzogen wird, in verschiedene
Komponenten zerlegen.
Dabei kann man,
wenn man will, ▪
Ausdrucks- und Inhaltshandlungen unterscheiden, die mit
einem Sprechakt verbunden sind.
Wer also
analysieren will, wie die Kommunikation mit Sprache
funktioniert, tut gut daran, den jeweiligen Sprechakt in seine
verschiedenen Teilakte zu "zerlegen", um deren jeweils besondere
Leistung für das angestrebte Gelingen einer Kommunikation besser
zu verstehen. Das tut im Übrigen auch die ▪
Kommunikationspsychologie mit ihren Modellen, die z. B. das
Senden einer Nachricht im ▪
Modell
des Kommunikationsquadrates (prototypisch:
»"Du
da vorne ist Grün.") auf vier verschiedene Art und Weise
beleuchtet.
Hier im
Arbeitsbereich ▪ Sprechakte geht es in
dessen um einen sprachwissenschaftlichen Ansatz, genauer gesagt
um einen textpragmatischen und kommunikativen Ansatz der
Textlinguistik. Es geht dabei nicht um eine allgemeine
Kommunikationstheorie, sondern lediglich darum mit Hilfe der
Sprechakttheorie einige wichtige Aspekte der Kommunikation unter
die Lupe zu nehmen.
Um dies zu
bewerkstelligen, haben die Begründer der ▪
Sprechakttheorie
»John Austin (1911-1960) und
»John R. Searle
(geb. 1932) den Sprechakt in drei bzw. vier Teilakte "zerlegt", ohne
damit allerdings zu unterstellen, dass diese Akte unabhängig
voneinander oder gar hintereinander bei einem Sprechakt
vollzogen würden. Im Gegenteil: Alle Teilakte ereignen sich im
Vollzug des Sprechaktes, wenn wir also eine Äußerung machen,
gleichzeitig.
Die Teilakte eines
Sprechaktes in der Theorie John R. Searles
»John R. Searle
(geb. 1932), der das Konzept der Sprechakte von
»John Austin (1911-1960)
weiterentwickelt, modifiziert und dessen Teilaktvorstellung auch
zum Teil neu konzipiert hat, unterscheidet bei einem Sprechakt
vier verschiedene Teilakte.
Mitunter kommt
man auch bei der deutschen Übersetzung bestimmter englischer
Termini ein wenig ins Schleudern. Mal wird ein bestimmter
Teilakt des Sprechakts als illokutiv, dann wieder als
illokutionär bezeichnet. Und genau so verhält es sich bei den
beiden Adjektiven perlokativ und perlokutionär. In beiden Fällen
handelt es sich um Übersetzungsvarianten der englischen Begriffe
illocutinary act und perlocutionary act. Wir
verwenden die Begriffe in jedem Fall synonym.

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Nach
Searle (1969, dt. 1971) werden die folgenden Teilakte eines
Sprechaktes unterschieden:
Nimmt man eine gewisse Vereinfachung in Kauf, die auch allen
Reformulierungen eigen ist, "lässt sich sagen, dass der
Äußerungsakt dem eher formalen Aspekt der syntaktischen,
morphologischen und phonologischen Betrachtung entspricht, der
propositionale Akt dem inhaltlichen Aspekt der semantischen
Betrachtung und der illokutionäre und perlokutionäre Akt dem
eigentlichen handlungsbezogenen Aspekt der pragmatischen
Betrachtung entsprechen." (Bayer
1982, S.37)
Der Äußerungsakt besteht in der Äußerung von Lauten, Wörtern und Sätzen.
Bei diesem Teilakt geht es also um die Ausdruckskomponente einer Äußerung.
Dabei stehen demnach die lautlichen (phonetischen), wortschatzbezogenen
(lexikalischen) und grammatisch-syntaktischen Seiten einer Sprechhandlung im
Vordergrund. Für die Kommunikation ist es dabei von Bedeutung,
ob die Äußerung ▪
wohlgeformt
ist oder nicht.
Propositionale
Akte machen Aussagen über die Welt, ihre Objekte und Sachverhalte. Im
Zusammenhang mit den anderen Teilakten gesehen, kann man etwas
vereinfachend sagen, dass der propositionale Akt auf "die
Bedeutung der Äußerung im engeren Sinn"(Engel,
2. Aufl. 2009; S.34) Wie der illokutionäre
oder illokative Akt gehört zu den
Inhaltshandlungen in einem
Sprechakt. Zugleich wird im Vollzug des propositionalen Aktes eine
prinzipiell wahre oder unwahre
Proposition
(hier etwa: eigentlicher Satzinhalt, Sachverhaltsbeschreibung)
realisiert.
Der propositionale Akt
selbst aus zwei Teilakten, dem ▪
Referenzakt,
mit dem man sich mit einer sprachlichen Äußerung auf
"Welt" bzw. ein Objekt bezieht, und dem ▪
Prädikationsakt,
der einem Objekt, auf das sich die sprachliche Äußerung bezieht,
eine Eigenschaft zuordnet.
Der
illokutionäre Akt (auch: illokutiver Akt oder Illokutionsakt)
den die Sprechaktanalyse in besonderer Weise im Auge hat, macht
deutlich, um welchen Handlungstyp es sich bei einem Sprechakt
geht. Damit wird z. B. ausgedrückt, ob man etwas mitteilen,
jemandem drohen, eine Empfehlung aussprechen oder etwas
kommentieren will. Damit erhält die Äußerung auch eine bestimmte
kommunikative Geltung
Damit der
jeweilige Handlungstyp vollzogen werden kann, muss er bestimmten
Regeln folgen, die im Sprachgebrauch konventionalisiert worden
sind. Folgt man solchen Regeln, dann wird klar, warum z. B.
bestimmte Fragesätze mit ihren Sprechakten als Frage
(«Wann kommst du?»), als Aufforderung («Haben Sie Feuer?» oder
als Feststellung («Wer konnte das denn wissen?») verstanden
werden soll. Nur im Vollzug des illokutionären Aktes kann der
Adressat einer Äußerung die tatsächliche Intention des Sprechers
erfassen und erkennen.
Die
Perlokution ist der Aspekt eines
Sprechakts, bei dem die Wirkung auf die angesprochene Person im
Mittelpunkt steht. Dabei geht es im Kern um die
Art und Weise wie sie durch das Gesagte beeinflusst werden kann. Dies kann
erfolgreich sein oder nicht.
Der perlokutionäre Akt geht dabei über
die Illokution hinaus, will eine bestimmte Wirkung erzielen beim Drohen,
Kränken, Trösten, Verunsichern, Überreden, Überzeugen usw. Der perlokutive
Akt wird also "»hinzugefügt«, sofern der beim Hörer erreichte Effekt als
solcher – wie etwa im Fall des Überzeugens – eigens bezeichnet wird." (Metzler
Lexikon Sprache, 1993, S..592)
Ob er indessen überhaupt
nicht
besser als ein Effekt des Sprechaktes anzusehen ist, der
ohnehin kaum systematisch erfasst werden kann, weil die Reaktion
des Adressaten selbst von viel zu vielen Faktoren abhängt, wird
der perlokutive Akt im Vergleich zu den den drei anderen
Teilakten meistens eher vernachlässigt. (vgl.
Meibauer
22001, S.86)
Das
nachfolgende Beispiel mit dem Sprechakt
«Das Haus ist schön» stellt das
Zusammenwirken der drei Teilakte eines Sprechaktes dar.
Dabei könnte
die gleiche Proposition, "dass das Haus schön ist"
auch mit anderen Illokutionen verbunden werden, z.
B.
-
Ist das Haus schön? (Frage)
-
Hoffentlich ist das Haus schön?
(Wunsch)
-
Das Haus wird schön sein. (Vorhersage)

Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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