▪ Sprechen als Handeln
▪
Überblick
▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
▪
Kommunikationspsychologie
▪
Vier-Seiten-Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation
Sprechakte
in Gruppen zusammenzufassen scheint zunächst kein größeres
Problem und verspricht Ordnung und Übersicht in dem weiten Rund
von Sprechhandlungen zu schaffen.
Dabei macht es natürlich einen
großen Unterschied, ob eine solche Gruppenbildung strengen
wissenschaftlichen Kriterien genügen soll, oder ob sie, z. B. im
▪ Deutschunterricht, vornehmlich die Funktion hat, anknüpfend an
unserem intuitiven Verständnis von Sprechhandlungen Orientierung
und Hilfe bei der Reflexion und Analyse von sprachlichen
Kommunikationsereignissen zu geben.
Sprechakte gehören
zu einem bestimmten Handlungstyp
Die
Sprechhandlungen, die wir vollziehen, folgen einem bestimmten ▪
Handlungstyp und werden als ▪
Sprechakttypen bezeichnet. Der jeweilige Handlungstyp ist dabei aber kein Sprechakt,
sondern zeigt sich nur in einem seiner ▪ Teilakte, dem sogenannten
▪ illokutionären Akt. Der Handlungstyp gibt,
wenn man das Ganze vereinfacht, also nur vor, in welchem
Handlungsschema der Sprechakt erzeugt und vollzogen wird.
Die unten
abgebildete Word Cloud stellt eine Auswahl solcher
Sprechakttypen dar. Dabei handelt es sich allerdings
ausschließlich um Verben. Die Intentionen von Sprechhandlungen
(▪ illokutionärer Akt) können aber
auch ohne Verben ausgedrückt werden. Mit anderen Worten: Die
Klassifikation von Sprechakttypen ist also nicht mit der Klassifikation von Verben
zu verwechseln. (vgl.
Meibauer
22001, S.96)

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Verwandtschaften
und Familienähnlichkeiten als Grundlage der Zuordnung zu einem
Handlungstyp
Es gibt in der
Wissenschaft allgemein stets verschiedene Ansätze zur
Gruppenbildung und systematischen Klassifikation. Dies gilt
demzufolge auch für die Klassifikation von Sprechakten, wobei
die ▪ Sprechaktklassifikation von John R.
Searle wohl immer noch die ist, die am weitesten Verbreitung
gefunden hat. Was sie und
andere
Sprechaktklassifikationen unterscheidet, ist vor allem,
welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um von einem gelungenen
Sprechakt sprechen zu können und wie diese Bedingungen zu
gewichten sind, Außerdem besteht keine Einigkeit darüber, ob für
Sprechakte überhaupt Regeln gelten und wie indirekte Sprechakte
funktionieren, scheint ebenfalls wissenschaftlich noch nicht
gelöst. (vgl.
Meibauer
22001, S.98f.)
Im Übrigen
gehört aber auch zur Wahrheit, dass selbst wissenschaftliche,
sehr auf Systematik bedachte Klassifikationen nur Idealtypen
bestimmen können. Hinzukommt, dass wir beim Sprechen miteinander
meistens Mischtypen verwenden, in denen beim illokutionären Akt
sich verschiedene Intentionen überlagern und je nach Situation
mal die eine, mal die andere dominiert.
Und doch bleibt
dies die "eigentliche Kunst": In der Kommunikation, die wir mit
Texten gestalten, eine solche Dominanz auszudrücken, dass es
möglichst selten zu Missverständnissen kommen kann und in der
Analyse von Kommunikationsereignissen zumindest plausible
Kriterien anzuwenden, um solche Dominanzen feststellen zu
können, um damit die Grundlage für die ihre Zuordnung zu einem
bestimmten Handlungstyp bzw. einem bestimmten Handlungsschema
vornehmen zu können.
Das Prinzip,
nach dem bei der Zuordnung bestimmter Sprechakte zu bestimmten
Handlungstypen vorgegangen wird, unterscheidet sich bei unserem
alltäglich in der Kommunikation angewendeten Verfahren nicht
grundsätzlich von dem, das die Wissenschaft anwendet. Ebenso wie
diese, nur eben intuitiv, weil wir das so gelernt haben und
immer schon tun, bilden wir auf der Grundlage uns im Vorgang des
Sprechens gewöhnlich nicht bewussten Ähnlichkeitsbeziehungen
eine Vorstellung von den Intentionen eines Sprechakts, um ihn
als Sprecher z. B. als
▪
Aufforderung,
▪
Mitteilung i. e. S. oder als
▪
Vorwurf artikulieren und als Hörer verstehen
zu können.
▪
Baustein: Zwischen Vorwurf und Mitteilung - Mischformen
Solche
Verwandtschaftsverhältnisse bzw.
Familienähnlichkeiten
zwischen einzelnen Sprechakten haben also großen Anteil daran,
dass wir überhaupt erfolgreich miteinander kommunizieren können.
Im Grunde geht es
bei der Zuschreibung von solchen Ähnlichkeitsbeziehungen um das aus der
Prototypensemantik
stammende Prinzip der Familienähnlichkeit, letzten Endes also darum, wie sehr ein bestimmter
Sprechakt einem besten Vertreter seiner Art (Prototyp)
entspricht oder nicht.
Dass die Fachwissenschaften dabei andere Maßstäbe an
Familienähnlichkeit anlegen als wir, wenn wir im Alltag solchen
Ähnlichkeiten einfach deshalb folgen, weil sie in ihrer ganz
überwiegenden Zahl, wie wir wissen, auch "funktionieren", ist
natürlich unstrittig und kann und soll hier nicht weiter
erörtert werden. Soviel nur: Die Bedeutung solcher alltäglicher
Zuordnungen auf der Grundlage von Ähnlichkeitsbeziehungen geben
uns schließlich in der Praxis unser alltäglichen sprachlichen
Kommunikation nicht nur Orientierung, sondern auch eine gewisse
kommunikative Sicherheit, dass wir uns überhaupt verstehen
können. Und das wohlgemerkt trotz der Tatsache, dass wir und
ebenso die Wissenschaften letztlich keine Auskunft darüber geben
können, ob ein Vertreter (h: ein einzelner Sprechakt)
prinzipiell einer bestimmten Kategorie zuzuordnen ist, oder
nicht. Letzten Ende können sie nur angeben, wie nah oder wie
fern der jeweilige Vertreter zu dem oder den
Prototypen steht, den
besten Vertretern einer bestimmten Kategorie (vgl.
Blank 2001, S.
47f.,
Heinemann/Heinemann 2002,
S.103).
Zwei Beispiele von
Sprechaktklassifikationen: John R. Searle und Ulrich Engel
In diesem Arbeitsbereich beschränken wir uns auf zwei Modelle zur
Klassifikation von Sprechakten, die nicht gegensätzlich sind, aber
unterschiedliche Akzente in Systematik und Terminologie setzen. Dabei haben
wir vor allem ihre Bedeutung für die
didaktische Sprechaktanalyse im Sprach- und Literaturunterricht im
Blick.
Die ▪ Sprechakttheorie von
»John Austin (1911-1960)
und
»John R. Searle (geb. 1932) stellt mit den ▪
Klassen von
Sprechakten, die Searle (weiter-)entwickelt hat, in den meisten Fällen
die grundlegende Bezugstheorie dar. Ohne sie in Grundzügen darzustellen,
kann man sich dem Thema kaum vernünftig nähern.
Die ▪
Sprechakttypologie partner- und
sprecherorientierter Akte, die »Ulrich
Engel (1928-2020) im Rahmen seiner Darstellung der
"Deutschen Grammatik" (1988,
31996,
S.35-79; Neubearbeitung 2004,22009,
S.35-58), die naturgemäß andere Akzente setzt, begreift wie
die beiden "Väter" der Sprechakttheorie Austin und Searle, Sprechakte
konsequent von ihren Intentionen her und baut darauf seine, vor allem auch
terminologisch gut formulierte, ▪ Typik von
Sprechakten auf, was vor allem jenen zugute kommt, die sich nicht in die
Untiefen des sprechakttheoretischen Fachdiskurses begeben wollen oder
müssen. Darüber hinaus definiert er die einzelnen Sprechakte nicht nur kurz,
sondern liefert auch Beispiele für ihre explizit performativen
Ausdrucksformen mit in Frage kommenden performativen Ausdrücken sowie
weitere satzförmige Beispiele, Kurzäußerungen unter besonderer
Berücksichtigung von
Partikeln. Alles in allem also eine kompakte Darstellung, die einem in
besonderer Weise dabei hilft, das, was wir in unserer sprachlichen Praxis
unbewusst beherrschen, soweit ins Licht zu bringen, dass wir uns über die
beiden grundsätzlichen Fragen angemessen verständigen können, "Was
tun wir, wenn wir sprechen?" und "Was tun
wir, indem wir sprechen?" (Hindelang
42004, S. 4)
Andere Sprechaktklassifikationen z. B.
Wunderlich (1976
und 1986),
Bach/Harnish (1979) oder
Brandt/Reis/Rosengren/Zimmermann (1992) bleiben außen vor.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.01.2021
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