▪ Sprechen als Handeln
▪
Überblick
▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
▪
Kommunikationspsychologie
▪
Vier-Seiten-Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation
Die ▪ Sprechakttheorie als Ganzes und die ▪
Klassifikation der Sprechakte durch Searle, sind
die Bezugspunkte für die ▪ Sprechakttypologie partner- und
sprecherorientierter Akte, die »Ulrich
Engel (1928-2020) im Rahmen seiner Darstellung der
"Deutschen Grammatik" (1988,
31996,
S.35-79; Neubearbeitung 2004,22009,
S.35-58) konzipiert hat. Beide verstehen ▪
Sprache als soziales Handeln
bzw. ▪ Sprechen als
besondere Form des kommunikativen Handelns.
Wie John R. Searle geht auch Ulrich Engel davon aus, dass sprachliche
Verständigung nur in Texten erfolgt und "kleinere Einheiten – Wörter,
Wortgruppen, Sätze – (...) zwar wichtige Werkstücke sind, die zur
Textbildung beitragen", aber "allein nicht zur Verständigung aus(reichen)."
(Engel
31996, S.33) Und Sprechakte sind
für ihn wie Searle "– als Verständigungshandlungen – die kleinsten Einheiten
der Textebene" und die "Einheiten der tiefer gelegenen Bereiche – des
Satzes, der Wortgruppe, des Wortes – können zwar ebenfalls unmittelbar
kommunikative Funktion haben, aber eben nur indem sie Bestandteile von
Sprechakten sind." (ebd.,
S.35)
Gerade Engels Typik der Sprechakte, die diese konsequent von ihren
Intentionen her begreift, ist auch für die sprach- und literaturdidaktische
Sprechaktanalyse von besonderem Nutzen. Zugleich hat er eine Terminologie
bei seiner Kategorienbildung zugrundegelegt, die insbesondere im
Zusammenhang der schulischen Sprechaktanalyse dem terminologischen Hickhack
einschlägiger Begriffsbildungen im Umfeld der Sprechakttheorie entgeht.
Darüber hinaus definiert er die einzelnen Sprechakte nicht nur kurz, sondern
liefert auch Beispiele für ihre explizit performativen Ausdrucksformen mit
in Frage kommenden performativen Ausdrücken sowie weitere satzförmige
Beispiele, Kurzäußerungen unter besonderer Berücksichtigung von
Partikeln.
Sprechakte
realisieren einen Handlungstyp
Wenn wir
jemanden sagen "Tu das nicht", können wir im Vollzug dieses
Sprechakts ganz unterschiedliche sprachliche Handlungen vollziehen,
die man unter einem bestimmten "Handlungstyp" (Engel
22009, S.35) zusammenfassen kann.
Ob mit
der Äußerung "Tu das nicht" also eine ▪
Drohung
oder ein
▪
Ratschlag
gegeben werden soll, hängt davon, ob der
Sprecher die eine oder die andere Handlung mit seinem Sprechakt realisieren will.
Dafür zuständig ist in der Terminologie John R. Searles der ▪
illokutionäre Akt der Sprechhandlung.
Der Illokutionsakt, so kann man sagen, bezeichnet den Handlungstyp
und
signalisiert z. B., ob wir einen Rat geben, jemandem
drohen, etwas unterstellen, etwas versprechen, oder uns
bedanken.
Der
jeweilige Handlungstyp ist dabei aber kein Sprechakt. Er gibt,
wenn man so will, nur vor, in und für welches Handlungsschema der
Sprechakt erzeugt und vollzogen wird. So
gibt es z. B. für eine ▪
Drohung,
einen
▪
Ratschlag
oder ein
Versprechen
natürlich etliche Varianten, mit denen dieser Handlungstyp
ausgedrückt werden kann.
Typologie der partnerorientierten und
sprecherorientierten Sprechakte
Engel (1988,
31996,
S.35-79; Neubearbeitung 2004,22009,
S.35-58) unterscheidet ausgehend von den
Handlungsintentionen des Sprechers die beiden Haupttypen
partner- bzw. partnerbezogene Sprechakte und sprecherorientierte
bzw. sprecherbezogene Sprechakte. Allein von ihrer Anzahl her
unterscheiden sich beide Gruppen. Während es nur vergleichsweise
wenige sprecherorientierte Sprechakte gibt, ist die Zahl der
partnerorientierten Sprechakte um ein Vielfaches größer. Während
die erste Gruppe also nicht auf einen Partner angewiesen sind,
bedürfen die anderen eines Partners. Und die partnerorientierten
bzw. partnerbezogenen Sprechakte können darüber hinaus noch in
drei Untergruppen gegliedert werden, je nachdem, "was bei den
Gesprächsbeteiligten beeinflusst werden soll: das gespeicherte
Wissen (dem Partner soll eine bestimmte Information übermittelt
werden), das Verhalten (jemand soll dazu gebracht werden, etwas
Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen) oder die Beziehung
zwischen den Gesprächspartners." (Engel
31996,
S.35). Anders ausgedrückt: Die partnerorientierten Sprechakte
können untergliedert werden in
-
"Sprechakte,
die Informationen übertragen, das Wissen des Partners
vermehren sollen, als Mitteilungsakte im weiteren Sinne"
-
"Sprechakte, die in der Kommunikation aufgetretene
Spannungen beheben und damit ausgleichen wollen"
-
"Sprechakte, die den Partner oder auch andere Personen zu
einem bestimmten Handeln veranlassen wollen" (Engel
22009,
S.35f.) (diese Gruppe kann wie in der Übersicht
dargestellt noch weiter untergliedert werden.)
Die nachfolgende Aufstellung gibt einen
Gesamtüberblick über die
verschiedenen Sprechakttypen.
(nach:
Engel
1996, S.36, leicht gekürzt). Dabei handelt es sich um Idealtypen,
da es in den meisten Fällen zu Mischtypen kommt, bei denen nur
Dominanzen feststellbar sind.

Die einzelnen Sprechakttypen auf der Grafik bitte anklicken.
Sprechakttypen in alphabetischer Reihenfolge:
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Handlungsarten
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Vier-Seiten-Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
22.11.2022
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