▪ Sprechen als Handeln
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Überblick
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Handlungsarten
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Sprechen als kommunikatives Handeln
Der den/die
Partnerin*
festlegende Sprechakt der Beschimpfung zielt darauf, den/die
Partnerin* durch Abwertungen von einem bestimmten Verhalten abzubringen.
Man kann sie auch als eine Sonderform des
Vorwurfs auffassen,. da sie wie wie dieser auf ein Verhalten des Partners
Bezug nimmt. (Engel
1996, S.51)
Im Gegensatz zu dem auf den
Sprecher selbst bezogenen Schimpfen
richtet sich eine Beschimpfung stets gegen den/die Partnerin*. Dennoch sind
Schimpfen und Beschimpfen nicht immer eindeutig voneinander zu
unterscheiden. (vgl.
Engel 2004/2009,
S.55)
Beispiele dafür:
-
Du Trottel!
-
Sie blindes Huhn!
-
Du Feigling!
-
Sie Angeber!
-
Du Großmaul!
-
Drückeberger!
-
Armseliger
Wicht!

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Beschimpfungen, die allesamt herabsetzend und abfällig wirken, häufig werden
in Form erweiterter Pronominalphrasen (du, sie etc.) gebildet.
Jede Kultur schimpft anders
Jede Sprache
und Kultur hat ihr eigenes Repertoire von eigens zur Herabsetzung des
Partners eingesetzten »Schimpfwörtern,
die mitunter auch als "Kraftausdrücke" bezeichnet werden. In der
Kommunikation wirken Beschimpfungen polemisch und fallen in den Bereich
▪
nichtpartnerschaftlichen
Argumentierens. Der Schimpfwortgebrauch sorgt immer wieder für
Auseinandersetzungen im privaten und öffentlichen Raum und ist in
schwerwiegenden Fällen als ehrverletzendes Delikt der
»Beleidigung auch strafrechtlich relevant. So findet auch im Internet ein reger Diskurs über »Schimpfwörter
statt. Vor allem bei der Kindererziehung suchen Eltern offenbar immer wieder
Rat, wenn ihre Sprösslinge Schimpfwörter entdecken. Und dementsprechend
vielfältig sind die Tipps der Personen, die dazu gute oder bloß ▪"gut
gemeinte" Ratschläge über das Web
erteilen.
Beschimpfungen werden in der synchronen
Face-to-face-Kommunikation häufig impulsiv und spontan geäußert, können
aber ebenso gut auch bewusst und geplant verwendet werden, um einen
Partner herabzusetzen.
Die Asynchronität der Kommunikation, wie sie
indessen in sozialen Netzwerken meistens üblich ist, gewährt den
Kommunikationspartnern meistens Zeit, um über "über das zu sagende (bzw.
zu schreibende) nachzudenken und die eigene Antwort sprachlich zu
konstruieren.
Das geht sogar so weit, dass sie sich jene immer absurdere
und komplexere Schimpfwörter überlegen, und sich in einem Wettkampf der
Schimpfwort-Kreativität messen zu können." (Maireder/Nagl,
Manuel 2012, S.241)
In jedem Fall ist es falsch, jedes dort
geäußerte Schimpfwort oder jede "kreative" Schimpfwortkonstruktion unter
den Generalverdacht von ▪
Cyberrmobbing zu stellen. Und auch wenn vielen das "»Dissen",
mit dem Jugendliche jemanden schräg anmachen, respektlos behandeln,
jemanden schlechtmachen oder schmähen", unverständlich bleibt, ist das
Dissen via Internet in Jugendkulturen wie der »Hip-Hop-Szene
und Rapper-Szene für viele inzwischen Routine und Unterhaltung geworden.
(▪"Des is halt voll der spast^^" - Jugendliche als Opfer von
Cybermobbing)
Was
als Beschimpfung wirkt, hängt in hohem Maße von der Situation ab
Was als Beschimpfung gilt,
hängt also in hohem Maße von der gesamten Kommunikationssituation ab,
insbesondere jedoch von der Stellung der beiden Kommunikationspartner
zueinander.
So drückt der Gebrauch eines gängigen
Schimpfworts unter engen
Freunden oft auch eine besondere Vertrautheit und Verbundenheit miteinander
aus.
Und auch in der Kommunikation in sozialen Netzwerken beispielweise
kommt es häufig zu regelrechten "Schimpfwort-Olympiaden",
bei denen sich Jugendliche daran messen, wer die immer noch absurderen oder
komplexeren Schimpfwörter konstruieren kann.
"Oftmals wird den Schimpfenden
sogar durch den Beschimpften Anerkennung und Lob für außergewöhnliche
Schimpfwörter zuteil. Es ist oft ein Wettbewerb der Originalität, in dem
Schimpfwörter immer absurdere und brutalere Ausmaße annehmen." Was in einem
solchen Kontext von Jugendlichen "noch als Gewalt empfunden oder bewertet
wird und was nicht", verschwimmt dabei zusehends.
"Viele der
Jugendlichen empfinden solche kreativen Schimpfwörterkonstruktionen nicht
als beleidigend, sondern als lustig und amüsant. Hier definiert speziell der
soziale Kontext bzw. die Konstruktion der Semiöffentlichkeit, in der solche
Kommunikationsakte gesetzt und verbreitet werden, was als angemessen und was
als unangebracht bzw. verletzend eingestuft wird. Während manche der
Kontakte, speziell diejenigen, die in das soziale Spiel nicht eingeweiht
sind, solche Beleidigungen als verletzend oder als Drohung einstufen würden,
werden Kontakte, die das notwendige Insiderwissen über die Spielregeln des
jeweiligen Wettbewerbs haben, dies ganz anders sehen.” (Maireder/Nagl,
Manuel 2012, S.241)“
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Sprechen als kommunikatives Handeln
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.12.2022
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