Schemata
organisieren im Sinne einer Komplexitätsreduktion unser Wissen über
typische Zusammenhänge unserer Wirklichkeit. Insofern stellen sie
"komplexe Organisationseinheiten" dar und bilden die "Grundlage für alle
konzeptuellen Prozesse" dar.
Wie Schemata als "komplexe
Organisationseinheiten" (Schwarz
1992, S.88) unser konzeptuelles Denken bestimmen und wie sie unsere
Interaktionen mit der Welt steuern, darf man sich nicht als "ein hartes
An- oder Abschalten von fixe(n) Gedächtnisstrukturen" (Wentura/Frings
2013, S.136) vorstellen. Um es mit der Redewendung "nach
Schema F verfahren" auszudrücken: Schemata helfen nach einem
bestimmten Schema umzugehen, tun dies aber eben nicht ohne
Besonderheiten des Einzelfalls zu berücksichtigen. Während man mit der
Redewendung unterstellt, dass jemand "stur" so verfährt, wie er er es
sich ausgemalt hat, sind kognitive Schemata flexibel.
Schemata sind dynamische Strukturen. Anders
könnten sie die ihnen zukommenden Aufgaben auch gar nicht erfüllen,
sondern würden uns, wenn wir vom (schematisch vorgezeichneten) Weg
abkommen, wie ein desorientiertes Navigationsgerät, dem die Funktion zur
Neuberechnung der Route abhanden gekommen ist, einzig und allein und
immer wieder auffordern: "Drehen Sie bitte bei nächster Gelegenheit
um!".
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Kognitive Strukturen,
der Begriff der Struktur wird eben oft irreführend mit einer
stabilen und unveränderlichen Einheit
konnotiert,
sind trotz ihres z. T. schon im frühen Kindesalter erworbenen
Charakters nicht unveränderlich. Sie besitzen eine eigene Dynamik.
Das bedeutet, dass sie sich weiter entwickeln können.
Diese
Weiterentwicklung erfolgt durch:
(vgl.
u. a.
Einsiedler
1996, S.177) Da
Schemata "variabel und damit flexibel" sind, sind sie also auch in
der Lage, Informationen zu verarbeiten, "die von normalen Objekten
und Zuständen abweichen oder lückenhaft wahrgenommen werden." (Schwarz
1992, S.89) Auch wenn ein Mensch, dessen Unterleib aus
irgendeinem Grund nicht gesehen werden kann, wird von uns als ein
solcher wahrgenommen, weil das Schema die "fehlenden" Teile
beisteuert (inferiert).
Grundsätzlich sind
gelten Schemata in schematheoretischer Betrachtung als unabdingbare
Voraussetzung von sämtlichen Prozessen zur kognitiven Verarbeitung
von Informationen. Zugleich sind sie aber aufgrund ihnen eigenen
Dynamik, die die oben dargestellten Weiterentwicklungen ermöglicht,
auch Ergebnisse dieser Informationsverarbeitungsprozesse. (vgl.
ebd., S.88)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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