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Was wird erzählt?
(Handlung, erzählte Welt, Figur, Raum
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Überblick
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Figurengestaltung
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Überblick
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Figurenkonzeption
Leitfragen zur Analyse
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Figurenkonstellation
»
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Figurencharakterisierung »
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Bausteine
Die Lehrerin Frau
Lutz ist, unter dem Blickwinkel der
•
Figurenkonstellation
betrachtet, neben den beiden •
Hauptfiguren
• Yvonne und •
Dimtirij (Cheatah) die
einzige
Nebenfigur in der •
Kurzgeschichte • "Shared Cheatah" von •
Jens Ludwig.
Sie
ist eine •
typisierte Figur, über deren Individualität der Leser, bedingt durch den
knappen Wirklichausschnitt, den die Kurzgeschichte präsentiert,
und durch die der •
personale Perspektive der
Geschichte, die mit dem begrenzten Blick von Yvonne als • Er-Erzählung
dargeboten wird, nicht viel erfährt.
Als Physiklehrerin, die die Klausur mit ihrer ganzen
Autorität beaufsichtigt, bestimmt sie das Prüfungssetting,
dessen Regeln sie als Lehrkraft so gestaltet, wie es gemeinhin
üblich ist. Mit ihrem Gestus, der den psychischen Druck auf
seiten etlicher Schülerinnen und Schüler verstärkt, nimmt
wesentlichen Einfluss auf den von •
Yvonne erlebten
inneren Konflikt mit ihrem Konkurrenten •
Dimtirij (Cheatah)
beim Spicken.
Die noch junge
Lehrerin
von der es später heißt, sie sei in ihrem ersten Jahr entweder an
dieser Schule oder überhaupt im Schuldienst ("an
der Schule"), ist in ihrem Handeln klar und setzt die
Regeln, die in so einer Klausursituation gelten, so gut sie kann,
um. Allerdings erweist sie sich offenbar gegenüber den versierten
Spicker*innen in der Klasse, die unbemerkt ihrer Schummelei
nachgehen können (Benny mit seinem Mäppchentrick und
Marina, die
ihren Spickzettel unter ihrem Rock verborgen hat), machtlos. Sie
verändert ihre Aufsichtsposition erst, als sie Yvonnes unerlaubtes
Handy an sich und Yvonne ihre Arbeit wegen des Täuschungsversuchs
abnimmt.
Mit ihrer kurzen Bemerkung, die sie vor Beginn
der Klausur an die Schülerinnen und Schüler adressiert ("Also,
Leute, wie immer") ist sie darum bemüht, von Anfang an die
Kontrolle über die Situation zu haben, Indem sie die Schülerinnen
und Schüler daran erinnert, das die Klausur wie die vorangegangenen
verlaufen wird, macht sie ihre Schüler*innen vor allem darauf
aufmerksam, dass dafür besondere Verhaltensregeln gelten. Ihre
flapsig-lockere wirkende Anrede ("Also,
Leute") kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie vor allem
eines mit allen Kräften verhindern wird: "Täuschungsversuche"
der Schüler*innen oder schlicht ihr Spicken und Schummeln. Während
sie sich zur Wandtafel umdreht, um die Arbeitszeit, den Abgabetermin
und die Anweisung "Handys
und Smartphones
bitte vorne deponieren!" anzuschreiben, macht sich
Christian mit
seiner Bemerkung "Ja,
ja, Betten an die Wand!" noch einmal Luft und signalisiert in
ironischer Weise, dass in den nächsten 90 Minuten streng nach den
Regeln von Frau Lutz gespielt wird. Mit ihrem Hinweis, wonach jede
weitere Verzögerung von der vorgesehenen Arbeitszeit der
Schüler*innen abgezogen werde und ihrem mimisch-gestischen Verhalten
("böser
Blick") gelingt es ihr jedoch schnell wieder Ruhe in die Klasse zu
bringen.
Auch auf Yvonnes
Bemerkung ("Gott,
nee, das ist ja echt assi"), die für einen Moment wieder Unruhe
in den Kurs bringt, reagiert sie energisch und weist energisch und
zitiert Yvonne, in dem sie vor allem auf den Beziehungsaspekt der
Äußerung reagiert, nach Ende der Klausur zu ihr zu kommen, um ihr
eine ausführlichere Standpauke zu halten. Mit diesem Ritual, das sie
selbst "Privataudienz" nennt, verlagert sie Auseinandersetzungen vor
der dem gesamten Kurs auf die unmittelbare
Face-to-face-Kommunikation zwischen ihr und den Schüler*innen, die
sich zuvor irgendwie fehl verhalten haben.
Frau Lutz ist dafür
bekannt, dass sie bei entdeckten Täuschungsversuchen entschlossen
handelt und den gegen die Regeln verstoßenden Schüler*innen hart
durchgreift und sich auf keinerlei "Spielchen" einlässt.
Dass sie damit den
Konkurrenz- und Leistungsdruck unter den Schüler*innen noch anheizt,
dürfte ihr kaum anzulasten sein, solange derartige Prüfungen zum
Alltag in der Schule gehören.