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Aspekte der Erzähltextanalyse

Sprachlich-stilistische Analyse

Jens Ludwig, Shared Cheatah

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Jens Ludwig Kurzgeschichten Die Lachnummer Vor dem Finale KopfrauschenKehrwoche Jetzt ist Friede Shared Cheatah Text • Didaktische und methodische Aspekte [ Aspekte der Erzähltextanalyse Überblick
Inhaltliche Erfassung des Textes Textsortenmerkmale Analyse von Erzählform, Sichtweise und Erzählverhalten  Darbietungsformen Figurengestaltung RaumgestaltungZeitgestaltung Sprachlich-stilistische Analyse Textnahe Interpretation ] Bausteine Gegenverkehr Ab in die Zone Steinschichten ▪ One fits allCasablanca Katzenjammer   Sehen uns Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
  

Fragenkatalog zur sprachlich-stilistischen Analyse erzählender Texte

Die Kurzgeschichte • "Shared Cheatah" von • Jens Ludwig gestaltet ihre Aussage mit einer Reihe unterschiedlicher sprachlicher, stilistischer und rhetorischer Mittel, die dazu dienen, die Geschichte lebendig und authentisch wirken zu lassen und die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander zu verdeutlichen.

Spitznamen und Schimpfworte

Yvonne, aus deren Perspektive die Geschichte in • Er-Form erzählt wird, gibt Dimtrij den Spitznamen "Cheatah", der ihre Abneigung ihm gegenüber verdeutlicht und als Schimpfwort angesehen werden kann, da damit eine klare Abwertung verbunden ist. oder Einstellung ihnen gegenüber verdeutlichen. Andere Beispiele für jugendtypische Diminutive und "Kosenamen" sind oder "Dimi" für •"Dimitrij" oder "Benny"). Der Spitzname bzw. das Schimpfwort für Dimitrij ist zugleich Wortspiel und Neologismus, der aus dem englischen Verb "to cheat" und dem Namen des Schimpansen »Cheetah in verschiedenen Tarzan-Filmen bzw. der US-amerikanischen Fernsehserie »"Daktari" aus den 1970er Jahren. Das • Schimpfwort "Affe", das Yvonne für ihn, zumindest in Gedanken verwendet, wertet ihn mit seiner • semantisch-expressiven Stilfärbung zusätzlich ab.

Nominalisierungen / Neologismen

Die mit einem Bindestrich zu einer Nominalphrase verbundenen Wörter in den Formulierungen "Yvonne-jetzt-reichts-aber-Wirklich" oder "Dauer-Word-of-Warcraft-Gamer" verdichten eine bestimmte Sprachhandlung der Lehrerin und das Verhalten von Cheatah/Dimitrij als "Computerfreak", ohne sie in ihren Einzelheiten auszuführen und werten das jeweilige Verhalten dazu noch ab.

Sie können z. T. auch als • Neologismen im Sinne von • Augenblicksbildungen (auch: Ad-hoc-Bildungen oder Okkasionalismen, angesehen werden, die durch neue Wortzusammensetzungen zustande kommen und mit ihrer syntaktischen und/oder inhaltlich-semantischen Bedeutungsverdichtung die Bildhaftigkeit und Expressivität der Sprach erhöhen. Auch in dieser Kurzgeschichte geht von den  Neologismen z. T. eine ironische Wirkung aus.

Lautmalerei (Onomatopoesie)

Mit dem "Brummen" des Handys, das Yonne, die sich gerade am Fenster befindet, hinter sich hört, wird mit einem lautmalerischen, nominalisierten Verb eine große Anschaulichkeit erzielt, die hier im Dienst der Spannungserhöhung steht. zu erhöhen. Weiteres Beispiele: "donnerte die Lutz";

Jugendsprache und Umgangssprache

Die Sprache ist an die jugendliche Zielgruppe angepasst und enthält umgangssprachliche Ausdrücke ("die Lutz", "haarscharf" nach hinten raus wieder eng werden", "ist ja echt assi", "ey"  "briet sie ihm dafür eins über", "sogar in echt", "das muss man sich erst mal reinziehen", "Cheaten", "konnte sie vergessen", "Der hatte die Ruhe weg", "briet sie ihm dafür eins über", "Aber hallo!", "Computerfreak", "hatte er such verzockt"), "Spicker", "memmte". "Mist, dieser blöde Vibrationsalarm".

Die • semantisch-expressive Stilfärbung der Jugendsprache wird im Text mit der Verwendung • vertraulich wirkender Koseformen und Diminutive ("Dimi", "Benny"), den • übertrieben (hyperbolisch) ("dem Untergang geweiht" (auf der "Strafbank"), "öffentliche Hinrichtung) "und den damit zusammenhängenden affektiv aufgeladenen, • abwertend (pejorativ) wirkenden Wörtern und Redewendungen sowie dem • Spott, den bestimmte Äußerungen ausdrücken, die auch mal zu einer derben Ausdrucksweise tendieren. Die • salopp-umgangssprachliche Stilschicht weiter Teile der Erzählung trifft damit den "Ton" (Henne 1986) jugendspezifischer Sprechweise.

Im Gegensatz dazu steht der Funktionalstil, der vor allem die Aufgaben kennzeichnet, aber auch die Alltagssprache, der sich die Lehrerin, Frau Lutz, bedient.

Fachsprachliche Ausdrücke

Zu den "fachsprachlichen" Ausdrücken und Formulierungen zählen Begriffe, die sich im weitesten Sinne dem Jargon so genannten Gamer-Szene im Internet oder der "Insider-Sprache" von Internet-Nutzerinnen und -nutzern zuordnen lassen, wie z. B. "Sharen", "Vibrationsalarm", "Link" "gepostet". Im Text dienen sie dazu, die Zugehörigkeit zu dieser Szene sowie die Kenntnis über moderne Medien wie das Internet zu verdeutlichen.

Dazu zählen aber natürlich auch die verschiedenen fachwissenschaftlichen Begriffe in den verschiedenen Aufgaben der Klausur, wie in der zitierten 2. Aufgabe z. B. "Wertetabelle", "Funktionsterm", "Plattenkondensator", "Dosimeterplakette", "Geiger-Müller-Zählrohr", etc., die zu der  Fachsprache im Fach Physik im Kommunikationsbereich von Schule und Unterricht gehören.

Modewörter

Wörter wie "Sharen" oder "Cheaten" lassen sich durchaus noch als so genannte • Modewörter begreifen, da ihre "inflationäre" Verwendung als eine Art Wortschablone wirkt, "die das Gemeinte nur ungenau, irreführend oder übertreibend" (Sowinski 1978, S.243) kennzeichnen, aber dessen ungeachtet auch heute in den unterschiedlichsten Kommunikationsbereichen wie z. B. in der Gamer-Szene aber wie hier auch in der Schülerszene "en vogue" sind. Wenn also in diesem Text von "Sharen" die Rede ist, geht es weniger um die Bedeutung des Begriffs im Einzelnen als darum, sich mit dem ihm eigenen Konnotationsspieltraum selbst sprachlich als auf der Höhe der Zeit zu präsentieren. (vgl. ebd., S.245)

Metaphern und andere sprachliche Bilder

Der Begriff "Strafbank", auf die Yvonne in der ersten Reihe neben Cheatah gesetzt wird, ist eine Metapher, die die Schulbank in einen Bedeutungszusammenhang stellt, der sie mit der Vorstellung von einem Ort der Bestrafung, Bloßstellung und Isolation von "Delinquenten" verbindet.

Dazu kommen weitere Ausdrücke im Text, die eine bildhaft-metaphorische Wirkung entfalten,  wie zum Beispiel "ins Visier geraten" oder "öffentliche Hinrichtung". Diese sind jedoch eher als Redewendungen oder bildhafte Ausdrücke zu verstehen, da sie nicht unmittelbar einen Vergleich zwischen zwei unterschiedlichen Bereichen herstellen, sondern eher eine bildhafte Verstärkung darstellen.

Hyperbeln

Übertreibungen wie "Betten an die Wand!" "dem Untergang geweiht" (auf der "Strafbank"), "öffentliche Hinrichtung zelebrierte" verstärken die Emotionen und die Dramatik der Situation.

Vergleiche

Die im Text vorkommenden Vergleiche sind nicht immer als direkte Vergleiche im klassischen Sinn ( "X ist wie Y"), sondern es werden immer wieder indirekt vergleichende Formulierungen verwendet.

Ein Beispiel für einen direkten Vergleich ist: "kannte er sich aber aus wie kein anderer": Hier wird Dimitris Wissen über Computer mit dem anderer verglichen, um seine besonderen Fähigkeiten zu betonen.

Ein Beispiel für einen indirekten Vergleich ist z. B. die Textstelle, an der Dimitrij, allerdings in anderer Schreibweise (Cheatah von engl. to cheat = täuschen betrügen) mit dem gleich klingenden Namen, aber anders geschriebenen des Schimpansen (Cheetah) aus verschiedenen »Tarzan-Filmen bzw. der US-amerikanischen Fernsehserie »"Daktari" aus den 1970er Jahren verglichen wird, um seine vermeintliche Cleverness und Verschlagenheit beim Abschreiben zu betonen.

Der Ausruf Christians "Betten an die Wand! "vor Beginn der Klausur, mit der er auf die scheinbar "lockere" Ansprache von Frau Lutz an die Klasse "Also, Leute, wie immer" reagiert, vergleicht das Setting der Klausur sowie den Gestus der Lehrerin und ihre Äußerung mit dem im Imperativ formulierten allgemeinen Befehl einer Gefängnisaufseherin, die beim morgendlichen Appell die Gefangenen anweist, ihr Bett hochzuklappen und an der Wand zu verankern, um ihnen tagsüber die Möglichkeit zu nehmen.

Andere Beispiele, denen ein indirekter Vergleich zugrunde liegt, sind, z. B.

Ellipse

Sätze wie "Manchmal jedenfalls." "Egal.", "Mist, dieser blöde Vibrationsalarm" sind unvollständig, was die Umgangssprache imitiert und die das Erzählgeschwindigkeit erhöht.

Stilfärbungen

Stilistisch gefärbt sind z. B. die emotional abwertenden Personenbezeichnungen wie "die Lutz" oder auch "Cheatah" (Vergleich mit einem Schimpansen), die Verwendung des • Schimpfworts "Affe".  Dazu kommen weitere • semantisch-expressive Stilfärbungen, die von der Verwendung der jugendsprachlichen Ausdrücke herrühren, die zum Teil • übertrieben, • abwertend, • spöttisch oder auch tendenziell derb wirken. Sie stehen im Gegensatz zu der Fachsprache der Klausuraufgaben, die in diesem Kontrast geradezu • "papierdeutsch" wirken.

Satzbau und Satzbaustil

Im Text dominiert der Verbalstil, der den Text, vom Satzbaustil her gesehen, dynamisch wirken lässt und dem dargestellten Geschehen eine gewisse Lebendigkeit verleiht.

Text variiert den Satzbau, verwendet aber auch häufiger einen hypotaktischen Stil.

Fragenkatalog zur sprachlich-stilistischen Analyse erzählender Texte

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 04.07.2024

 
 

 
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